IfM-Studie: Fakten belegen die Bedeutung freiberuflicher Gründungen

Aufgrund einer mangelhaften Datenlage war bisher weitgehend unklar, in welchem Umfang und mit wel­chem wirtschaftlichen Gewicht freiberufliche Grün­dungen in Deutschland erfolgen. Mit Unterstützung der Wirtschafts- und Finanzministerien des Bundes und der Bundesländer ist es dem Bonner Institut für Mittelstandsforschung (IfM) nun erstmals gelungen, belastbare Zahlen auszuwerten und das Gründungs­geschehen in den freien Berufen einzuordnen. Bisher wußte man lediglich, dass ihre Bedeutung dank eines Nachfragehochs nach wissensbasierten Dienstleis­tungen in letzter Zeit stark zugenommen hatte.

Die Ergebnisse der IfM-Studie belegen nun auch faktenbasiert, dass Gründungen in freien Berufen ein sehr bedeutsamer Wirtschaftsfaktor sind. So entfällt nach Berechnungen des Instituts mehr als jede fünfte Gründung (einschließlich Nebenerwerb) auf freie Berufe (2009: 21 %, 2008: 22 %).

Unter Berücksichtigung eines Schätzwertes für das Bundesland Sachsen – aus dem den Studienautoren keine entsprechenden Zahlen vorlagen – ergeben sich für Deutschland insgesamt jeweils rund 150.000 freiberufliche Gründungen in 2008 und 2009. Gemessen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter machten sich im Jahr 2009 rund 28 Freiberufler pro 10.000 erwerbsfähige Einwohner selbstständig (2008: 29).

Insgesamt erfolgten im Jahr 2009 in den 15 Bundesländern 659.000 Zugänge in die Selbstständigkeit. Davon entfielen 137.000 auf freie Berufe, 13.000 auf Land- und Forstwirte sowie 509.000 auf gewerbliche Einzelunternehmer und Personengesellschafter. 2008 lagen die entsprechenden Werte bei 642.000, 143.000, 15.000 und 483.000.

Von den freiberuflichen Gründungen sind jeweils näherungsweise 60 % den klassischen freien Berufen (wie Ärzte, Rechtsanwälte, Wirtschaftsberater, Ingenieure, Architekten, Journalisten) und 40 % den neuen freien Berufen (darunter z.B. Medien-, IuK- und Gesundheitsberufe) zuzuordnen.

Mit hohen absoluten Gründungszahlen für freie Berufe ragen die Flächenländer Nordrhein-Westfalen und Bayern heraus, aber auch der Stadtstaat Berlin. In der relativen Betrachtung erreichen die Stadtstaaten Hamburg und Berlin mit rund 40 % die höchsten Anteilswerte freiberuflicher Gründungen an allen Zugängen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Bremen (rund 30 %). Die meisten übrigen Bundesländer verzeichnen Anteilswerte um die 20-%-Marke. Berlin und Hamburg führen auch gemessen an der Gründungsintensität mit 60 bis 70 freiberuflich Gründenden je 10.000 erwerbsfähige Einwohner das bundesweite Ranking an.

Die Ergebnisse der Studie stehen in insgesamt drei Veröffentlichungen per Download kostenfrei im Internet bereit:

  • Hauptdokument: Freiberufliche Gründungen in Deutschland – Ergebnisse einer erstmaligen Auswertung von Daten der Finanzverwaltung (in: IfM-Materialien Nr. 213)
  • Die Ergänzung der Gründungsstatistik des IfM Bonn durch freiberufliche Gründungen – Ergebnisse einer Pilotstudie am Beispiel Nordrhein-Westfalen (in: IfM-Materialien Nr. 211)
  • Einbeziehung freiberuflicher Gründungen in die Gründungsstatistik des IfM Bonn – Analyse möglicher Datenquellen (in: IfM-Materialien Nr. 210)

(Quelle: IfM Bonn/ml)