Ketchum-Pleon-Studie: Führungskräfte enttäuschen vor allem die Deutschen

Die Ereignisse in den letzten Monaten haben das Vertrauen der Menschen in Führungskräfte welt­weit erschüttert. Am empfindlichsten reagierten die Deutschen. Nur noch jeder fünfte Bundes­bürger (19 %) ist der Meinung, dass Führungs­kräfte in der Wirtschaft, der Politik und im Sport lernfähig sind und heute Krisen besser bewälti­gen können als noch vor einem Jahr. Weltweit ist jeder Fünfte dieser Meinung. Das ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos.

Für die von der Kommunikationsberatung Ketchum Pleon In Auftrag gegebene Studie wurden insgesamt knapp 3800 Personen in Deutschland, USA, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Polen, China, Indien, Brasilien, Singapur, Südafrika und den Vereinigten Arabischen Emiraten befragt.

Die Umfragewerte zeigen, dass die Führungskräfte die Erwartungen der Menschen nicht erfüllen, am wenigsten die der Deutschen. So bewerten lediglich 36 % aller Befragten die Führungsqualität von Managern als effektiv; in Deutschland liegt der Wert sogar bei nur 27 %. Noch schlechter fällt die Einschätzung für die Politik aus: „Nur ein Viertel aller Befragten weltweit waren zufrieden mit der Führungsqualität – in Deutschland lag die Quote mit 16 % sogar noch deutlich niedriger“, mahnt Dirk Popp, CEO von Ketchum Pleon Deutschland. Zum Vergleich: Idole aus dem Sport schnitten hierzulande mit 20 % besser ab. Popp weiter: „Grundsätzlich haben wir festgestellt, dass Europäer und US-Amerikaner mit ihren Führungseliten weniger zufrieden sind als die Menschen in den dynamischen Wachstumsmärkten, etwa Indien und China.“

Erhebliche Unterschiede gibt es mit Blick auf die Wirtschaftskapitäne. Wer bei Finanzdienstleistern und Versicherungen Leitungspositionen innehat, dem misstrauen die Deutschen – dort liegt die Zustimmung bei nur 19 und 18 %. Deutlich besser schnitten mit 39 beziehungsweise 38 % Top-Manager aus den Branchen Technologie und Automotive ab. „In der Automobilbranche liegt Deutschland über dem internationalen Durchschnitt von 29 %“, erklärt Popp. „Die vergleichsweise positive Wahrnehmung der Autobosse lässt sich sicher mit dem wirtschaftlichen Erfolg der vergangenen Jahre erklären. Aber selbst hier gibt es noch Luft nach oben.“

Denn noch wichtiger als der rein wirtschaftliche Erfolg ist den Bundesbürgern die Fähigkeit, Probleme effektiv zu lösen: Von ihren Führungskräften erwarten 70 %, dass sie Streit oder Krisen auf ruhige, selbstsichere Art beenden können. Zwei Drittel (67 %) der Befragten wünschen sich, dass Führungskräfte ihrer Funktion als Vorbild gerecht werden. An dritter Stelle der genannten Eigenschaften folgen mit jeweils 65 % die offene und transparente Kommunikation sowie die Bereitschaft, schwierige Entscheidungen zu treffen. „Anspruch und Wirklichkeit liegen aber weit auseinander“, kritisiert Popp die Führungseliten.

In der Disziplin Kommunikation schneiden besonders Spitzenpolitiker schlecht ab. Nur 30 % meinen, dass die politische Elite offen und transparent kommuniziert. Lediglich 29 % der Befragten trauen ihr zu, Fehler öffentlich zuzugeben.

Auch für eine effektive Unternehmensführung spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle – dieser Meinung sind 76 % der befragten Bundesbürger. Weltweit sind es sogar 84 %. In der Realität spricht jedoch nur rund jeder Dritte der Befragten (36 %) Wirtschaftsführern diese Kommunikationskompetenz zu.

Die Studie steht per Download kostenfrei im Internet bereit. Vor dem Download ist die Angabe einer E-Mail-Adresse nötig. Der Link zur Studie ist sofort im Anschluss daran zugänglich. Ein englischsprachiges Executive Summary steht auch ohne Angabe einer Mailadresse zur Verfügung. (Quelle: Ketchum Pleon/ml)