Glasstec & Solarpeq: Womit die Glaswirtschaft zu kämpfen hat

Die Zwieselschule ist die traditionsreichste Glasmacherschule in Deutschland – über 100 Jahre ist sie alt, die einzige Fachschule für Glasberufe in ganz Bayern und damit in einer Region, in der seit über 600 Jahren Glas gefertigt und veredelt wird. Dabei wird mit wirklich allen Elementen gespielt: Aus Erde wird im Feuer Glas, mit Luft und Wasser wird das glühende Material geformt.

Die Verfahren der Glasbläserei haben sich in den Jahrhunderten kaum verändert – und wer dieses Handwerk betreibt, wird wohl auch von der Faszination gepackt, so wie Linda Stobbe, im dritten Lehrjahr und somit schon fast geprüfte Glasmacherin:

„Ich habe es schon immer faszinierend gefunden, das heiße Glas und ich finde es super, es zu beherrschen und einfach einen Werkstoff zu haben, den jeder als spröde und zerbrechlich kennt und wir können ihn bearbeiten, einfach alles daraus machen: Skulpturen, Vasen … das ist einfach schön.“

Die Schule im Bayrischen Zwiesel bildet aber auch zu anderen Berufen aus. Glasveredler, Produktdesigner und Glastechniker, um nur einige zu nennen. So vielfältig die Namen, so vielfältig auch die Einsatzgebiete, sagt Schulleiter Hans Wudy.

„Viele aus der dualen Ausbildung bleiben in der Regel in dem Betrieb, in dem sie sich haben ausbilden lassen oder ausgebildet werden. Die Leute aus der Vollzeitschule gehen in unterschiedlichste Richtungen: Mit Hilfe von Computer und Sandstrahltechniken in den Innenausbau. Dann sind es natürlich auch weiterhin die klassischen Handwerksberufe im Bereich des Hohlglases: Malerei, Schliff, Gravur usw. Und natürlich immer mehr Produktdesign.“

Während die Berufsfachschule gut ausgelastet ist, klagten einige Hersteller auf den Düsseldorfer Messen Glasstec und Solarpeq über mangelnden Nachwuchs. Fachkräfte sind gesucht, und das, obwohl in der Glasindustrie derzeit durchaus ein Abschwung spürbar ist. Dieser allerdings – so glauben Aussteller und Verbände – ist nur von kurzer Dauer.

Auch Hans Werner Reinhard, stellv. Geschäftsführer Messe Düsseldorf, ist vorsichtig optimistisch:

„Im Flachglasbereich ist natürlich eine Überkapazität vorhanden, gerade durch die Solarindustrie, wo eben Flachglas, das in Solarmodulen verbaut wird, im Moment nicht nachgefragt wird. Die Energiewende wird sicherlich einen entsprechenden Push geben, so dass wir diese Durststrecke jetzt erstmal überstehen. Wir haben ungefähr 40 Prozent weniger Aussteller auf der solarpec. In zwei Jahren wird dieses Bild sicherlich schon wieder ganz anders aussehen.“

Vom zugegeben oft eindrucksvollen Glas-Kunsthandwerk mal abgesehen, entwickelt sich Glas vor allem in Innenausbau zu einem gefragten Werkstoff. Von der Fassade längst bekannt suchen Häuslebauer nach Neuem. Und Glas – so hoffen viele Branchenexperten – wird dabei eine Rolle spielen (Quelle: m4-tv/mtx).