OpenUp Camp 2015: Podiumsdiskussion behandelt Big Data und Privacy

Wie das Mikroskop ins Kleine, so verhelfen Big Data Analytics zu ganz neuen Einblicken in die Masse und in gesellschaftliche Zusammenhänge. Heute ist es problemlos möglich, große Mengen an realen Nutzerdaten zu gewinnen: Suchmaschinen wissen viel über die Fragen und Probleme, die wir uns stellen, Social Media kennen unsere Beziehungen, Cookies zeigen, wie wir das Internet nutzen, und unser Handy sendet Bewegungsprofile. Ist das nun schlecht oder gut?

Dieser Frage geht am 26. März (15:45 Uhr) eine Podiumsdiskussion auf dem OpenUp Camp in Nürnberg nach. Die Teilnehmer werden unter der Moderation des leitenden c’t-Redakteurs Oliver Diedrich das Spannungsfeld zwischen Nutzen und Risiko von Big Data diskutieren: Fördert die Verletzung von Persönlichkeitsrechten die Entwicklung unserer Gesellschaft? Mit dabei ist Prof. Dr. Dieter Kempf, DATEV-Vorstandsvorsitzender, BITKOM Präsident und ein ausgewiesener Spezialist für IT Sicherheit – er arbeitet täglich in einem Umfeld, in dem der Schutz von persönlichen Informationen oberste Priorität hat. Ebenfalls mit am Tisch ist Marie Wallace, Analytics Strategist bei IBM; sie arbeitet in großen Big-Data-Projekten und kennt die Auswirkungen aus eigener Erfahrung. Julia Altenburg schließlich ist Arbeitspsychologin und Personalentwicklerin in einem großen deutschen Konzern. Ihr Ziel ist es, die Personalarbeit durch die Nutzung interner Datenanalysen valider zu gestalten. Dabei steht sie selbst aktuell vor der Fragestellung, wie derartige Projekte gestaltet werden können – ohne die Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter zu verletzen.

Denn die Offenheit persönlicher Daten steht gegen den Schutz der Privatsphäre. Ein Gewinn für unsere Gesellschaft wäre es mit Sicherheit, wenn sich die Unternehmen, die unsere Daten auswerten, selbst auch als offen und transparent erweisen würden.

Denn Big Data können unendlich viel Gutes tun. Die amerikanischen Gesundheitsbehörden z.B. können anhand einer durch Google zur Verfügung gestellten Analyse von Suchbegriffen in Echtzeit beobachten, wo eine Grippeepidemie ausbricht, und rechtzeitig Medikamente und Impfstoffe liefern. Ohne diese Analyse könnte man erst mit einem Zeitversatz von 14 Tagen reagieren. Es ist tatsächlich so: Big Data können Leben retten.

Doch der Preis dafür ist keineswegs gering: Es ist unser Privatleben, das wir oft unwissend und manchmal allzu bereitwillig opfern – für neue Forschung, aber der Neugier unserer Regierungen und vor allem für die Werbung. Ein guter Analyst kann heute innerhalb kürzester Zeit vieles über uns wissen – manchmal mehr als uns selbst bewusst ist. Deutlich wurde dies z.B. in einer Studie zum Nutzerverhalten des Fahrdienstes Uber, die dieser zum Valentinstag 2015 veröffentlichte. Anhand charakteristischer Eigenschaften konnte der Fahrdienst präzise auswerten, an welchen Tagen wie viele Menschen mit Uber zu einem Seitensprung fuhren.

Auch die Anonymisierung der Daten bringt in einer Big-Data-Welt praktisch nichts. Es ist in den meisten Fällen kein Problem, aus einem Datensatz, wenn er groß genug ist, die Person dahinter zu ermitteln. Nun sind viele Menschen hierzulande der Meinung, dass sie keine Geheimnisse haben; aber in totalitären Regimen erleben wir tagtäglich, dass Big-Data-Analysen genutzt werden, um Systemkritiker zu identifizieren und zu maßregeln.

Die von der OSBF veranstaltete Veranstaltung in der Nürnberger Grundig Akademie beginnt am Donnerstag, 26. März 2015, mit dem OpenUp Business Day (Konferenzteil mit Podiumsdiskussion) und macht am Freitag und Samstag, (27./28. März 2015) mit dem OpenUp Camp (Unkonferenzteil) weiter. Das reguläre Ticket für alle drei Tage (OpenUp Business Day und Camp) kostet regulär 199 Euro, das OpenUp Camp allein 99 Euro. Die Anmeldung ist online unter www.openup-camp.de/anmelden/ möglich. (Quelle: OSBF/red)