Team Kunststoff: Carbon­fasern holen im Wild­wasser noch mehr heraus

Franz Anton ist einer der welt­besten Slalom-Kanuten. Er ist Welt­meister im Zweier-Kanadier (2015) und auch sonst eigent­lich immer ganz vorne mit dabei. Das ver­dankt er seinem Können, seinem Team – und seinem Material.

Im Wildwasser zählen jeder Millimeter und jedes Gramm. Material und Herstellung können bei Kanu und Paddel die entscheidenden Hundertstelsekunden bedeuten. Gefordert ist hier ein Carbon-Spezialkunststoff, wie er im Rahmen der Sonderschau „Plastics shape the future“ auf der Kunststoffmesse K 2016 in Düsseldorf zu sehen war: ein CFRP-Werkstoff (Carbon-Fiber-Reinforced Plastic), der extremen Belastungen standhält, eine hohe Steifigkeit aufweist, aber zugleich extrem dünn und leicht ist.

Dahinter steckt eine ebenso extreme Materialforschung, die durch den Verband PlasticsEurope Deutschland e.V. dem deutschen Team Kunststoff zugutekommt. Anders wäre der Spitzensport für den Polizeimeister Anton kaum erschwinglich „Ich bekomme einmal im Jahr ein neues Boot, manchmal auch zweimal, wenn ich mich gut anstelle“, sagt Franz Anton. „Und natürlich versucht jeder Konstrukteur, bei den Booten das Letzte rauszuholen. Macht die Fasern ein bisschen steifer, versucht, an Feinheiten zu arbeiten, und die Unterschiede merkt man zwischen den Versionen. Das kriegt man mit, wenn man damit zum ersten Mal auf dem Wasser ist.“

Ein neues Boot ist immer maßgefertigt und ziemlich teuer – und manchmal schon nach der Testfahrt Schrott. Michael Herrmann, der den Team-Sponsor PlasticsEurope vertritt, erzählt:

„Franz Anton und Jan Benzien haben für Olympia ein neues Boot gekriegt und da waren’s 2 oder vielleicht 3 cm, die der vordere Einstieg zu weit nach vorne ausgeschnitten war. Das bedeutete für die beiden: Das ist unfahrbar, es liegt unterm Wasser, das geht nicht über die Wellen, sondern unter den Wellen durch. No way, kein Boot für uns.“

Zuletzt gab’s bei den Olympischen Spielen für das Kanu-Slalom-Team zwar keine Medaille, aber am Material hat es laut Bundestrainer nicht gelegen. Manchmal fehlt einfach das letzte Quäntchen Glück. Da kann auch Carbon nicht helfen. (Quelle: m4-tv.com/mtx)