Wire 2018: Warum Drahtzieher ein ehrbarer Beruf ist

Ein Drahtzieher ist ein traditionsreicher Handwerksberuf. Wie er sich verändert hat, zeigt die Düsseldorfer Fachmesse Wire. Unweit vom Messeort galt Altena im Sauerland einst als Drahthauptstadt der Welt. Im Tal der Lenne reiht sich eine Drahtzieherei an die nächste.

Die Produkte, die hier entstehen, sind weltweit gefragt. Doch die Berufsbilder des Drahtziehers, Federmachers oder Metallschleifers sterben aus und wurden vor fünf Jahren zu einem Ausbildungsgang zusammengelegt: Die Fachkraft für Metalltechnik war geboren.

Der 26-jährige Samet Babacan hat seine Ausbildung als Fachkraft für Metalltechnik vor Kurzem abgeschlossen. Der recht neue Berufszweig bündelt insgesamt elf ältere Berufsbilder und Samet liebt diesen Job:

„Drahtziehen ist sehr vielfältig. Man hat so viele Sachen, auf die man achten muss: auf die Oberfläche, auf das Maß. Es kommt sehr auf sauberes Arbeiten an. Draht ist sehr empfindlich. Man muss ihn wie eine Frau pflegen.“

Durch den Einsatz moderner Mess- und Ziehmaschinen lassen sich Drähte ziehen, die dünner als ein Menschenhaar sind. Doch auch das Gegenteil ist möglich: Die Maschinen ziehen selbst Drähte mit einem Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern, die unter anderem in der Autoindustrie zum Einsatz kommen.

Ob dick oder dünn: Die Herstellung einzelner Drähte unterscheidet sich kaum. In modernen Ziehmaschinen entstehen so Drähte für Schrauben,  Stromleitungen oder auch Haushaltsgeräte.

So selbstverständlich wie heute war das Drahtziehen aber nicht immer, erinnert sich Rüdiger Dulinski, der 1956 seine Lehre als Drahtzieher begonnen hat. Erst durch die Unterstützung von Elektromotoren ließen sich große Mengen Draht produzieren. Riemengetriebene Ziehmaschinen gehörten laut Dulinski damals zu den modernsten ihrer Art:

„Der Vorteil dieser Maschinen ist, dass man mit einem Arbeitsgang vier Züge hintereinander ziehen kann. Das ging früher nicht. Drahtziehen war vor 100 Jahren aber nicht anders als heute. Gewisse Sachen erleichtern heute die Arbeit, aber das eigentliche Drahtziehen hat sich dadurch nicht verändert.“

Neuheiten aus der Welt der Drähte und Kabel werden vom 16. bis 20. April 2018 auf der Düsseldorfer Fachmesse „Wire“ gezeigt.