Mittelstand: Vor lauter Digitali­sierung kommen Inno­vationen zu kurz

Die KfW hat ihren Innovations­bericht Mittel­stand 2019 vorgelegt. Das erwartete, aber trotz­dem er­schreckende Ergebnis: Der Anteil inno­vativer mittel­ständischer Firmen ist der niedrigste seit Beginn der Statistik, er liegt jetzt bei nur mehr 19 %, das sind 725.000 Unternehmen.

Gemessen am Höchststand 2004/2006 hat sich der Anteil innovativer Mittelständler mehr als halbiert (− 56 %). Dass die schon zuvor rückläufige Innovatorenquote – zuletzt lag sie bei 23 % – im Mittelstand nun abermals um vier Prozentpunkte gesunken ist, liegt dem KfW-Innovationsexperten Dr. Volker Zimmermann zufolge zum einen an der allgemeinen konjunkturellen Eintrübung, zum anderen aber auch daran, dass viele Firmen sich vorrangig auf Maßnahmen der Digitalisierung konzentrieren. Für traditionelle Innovationen bleibt da kaum Spielraum.

Bitter ist, dass sich auch die KfW gerade von der Digitalisierung zunächst im Gegenteil einen Innovationsschub erhofft hatte: „Die derzeit breit diskutierte Digitalisierungswelle könnte ein solcher Technologieschub sein“, hieß es noch in Fokus Volkswirtschaft Nr. 185 (2017). Weitere mittel- bis langfristige Hindernisse sind sinkende Innovationsrenditen, der Fachkräftemangel im Verein mit dem demografischen Wandel sowie politische Unwägbarkeiten.

Trotz sinkender Quote ist jedoch die Summe der Innovations- und der Forschungs- und Entwicklungsausgaben erstmals seit 2014 wieder gestiegen: auf insgesamt 34,4 Milliarden Euro. Das liegt vor allem an den größeren Mittelständlern. Firmen mit 10 bis 50 Beschäftigten gaben 2018 zusammen 8,5 Milliarden Euro für Innovationen aus (2017: 5,9 Milliarden Euro), Firmen mit mehr als 50 Beschäftigten investierten 18,2 Milliarden Euro (2017: 16,2 Millarden Euro). Das bedeutet:

„Die Innovationsanstrengungen konzentrieren sich somit zunehmend stärker auf immer weniger Unternehmen.“

Angesichts dieser „Polarisierung in zwei Gruppen“ (Unternehmen mit und ohne eigene FuE) sieht die KfW entsprechenden Handlungsbedarf: Neben der (auch steuerlichen) FuE-Förderung neuer Technologien inklusive Maßnahmen zur Vernetzung und zum Technologietransfer „ bedarf es der Unterstützung der Innovationsaktivitäten von Unternehmen ohne FuE, die durch Maßnahmen der FuE-Förderung nicht erreicht werden können.“

Diese eher informellen Learning-by-doing-Innovatoren könnten eher dadurch erreicht werden, dass man diejenigen Förderprogramme wieder hochfährt, die auf auf praktische Beratung, Personalförderung (Weiterbildung etc.) oder die Nutzung von Schutzrechte abzielen. Auch der Zugang zu wissenschaftlich-technischem Wissen ließe sich durch Kooperationen deutlich erleichtern. Weil die Innovationskraft eines Landes direkt mit dem Anteil junger Unternehmen korreliert, bleibt nicht zuletzt die Unterstützung technologie-orientierter Start-ups sowie von Gründern insgesamt eine strategisch wichtige Aufgabe.