Für Nuance hat Dr. Thomas Hafen ein bemerkenswertes Whitepaper verfasst. Er packt das Thema „Digitale Transformation in der öffentlichen Verwaltung“ von einer Seite an, die sonst selten Beachtung findet: Wie geht es eigentlich den Angestellten zwischen Medienbrüchen, Nachweispflichten und Silo-Fachverfahren? Wer Bekannte hat, die im Rathaus arbeiten, kennt die Antwort bereits – Fremdschämen für die IT-Abläufe gehört zum Jobprofil.
Von den Zielen des Onlinezugangsgesetzes sind wir momentan noch weit entfernt – auch wenn die Corona-Krise die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltungen offenbar kräftig angeschoben hat. Allerdings sind sowohl Privatpersonen als auch Behörden technologisch meist schon viel weiter. Die Wirtschaft setzt auf digitalisierte Geschäftsprozesse, auf durchgängige Automatisierung und auf papierlose Verwaltung. Den Touchpoint zu den Behörden erleben Firmen und Bürger daher als Systembruch. Die entsprechenden Kommentare müssen dann die Beschäftigten vor Ort einstecken. Dr. Hafen findet für diese Situation deutliche Worte:
„Kompetenzwirrwarr und politische Querelen erschweren einen klaren Kurs, die Ausstattung mit Technik und Personal ist oft mangelhaft. Hinzu kommen starre Denk- und Arbeitsweisen, die agiles Handeln erschweren und junge, gut ausgebildete Fachkräfte abschrecken.“
Flexiblere Arbeitsmodelle wären hier ebenso angebracht wie die Erkenntnis, dass Bürger sich heutzutage nicht gern als Antrag- oder Bittsteller behandelt sehen. Teams statt Hierarchien sind kein Ding der Unmöglichkeit, wie u.a. das Forum Agile Verwaltung zeigt. Entsprechend umreißt das Papier vier Haupthandlungsfelder: Abgesehen vom rechtlichen Rahmen (E-Government-Gesetz, Onlinezugangsgesetz etc.) und den technischen Grundvoraussetzungen (Mobilfunkversorgung, Breitband und generell digitale Infrastruktur) sind dies eben neue, beweglichere Arbeitsmodelle sowie die konkrete Arbeitsplatzausstattung. Diese reicht von der Hardware über die IT-Fachverfahren bis zur Software und Tools für Collaboration, Automatisierung etc.
Auf zwei Aspekte geht das Papier in diesem Zusammenhang exemplarisch genauer ein: Cloud und Spracherkennung (schließlich ist Nuance mit seinem Dragon-Portfolio einer der führenden Anbieter auf diesem Gebiet).
- Cloud Computing für Kommunen: Hier zeigt der Blick auf andere Länder wie Australien (cloud.gov.au) oder Dänemark (NemID), dass kommunale Cloud-Services hierzulande schon deutlich weiter sein könnten. Zwar gibt es punktuelle oder regionale Lösungen wie die Verwaltungscloud des rheinland-pfälzischen Landesbetriebs Daten und Informationen (LDI) oder den GovCloud-Verbund von Vitako, die Entscheidungshilfen des Kompetenznetzwerks Trusted Cloud oder das Anbieterprojekt CloudCycle, doch insgesamt bremst der deutsche Föderalismus im Verein mit neuen DSGVO-Unsicherheiten konsolidierte Cloud-Strukturen effektiv aus. (Wie sich das Großprojekt Gaia-X auswirkt, wird man abwarten müssen.)
- Spracherkennung und Automatisierung: Kernargument bleibt, dass die Spracherfassung von Texten dreimal schneller ist als die Eingabe per Tastatur. Im Außendienst (Bauhof, Sozialarbeiter, Finanzbeamte, Förster etc.) bedeutet sie außerdem, dass die Berichte und Dokumentationen sehr viel präziser sind, weil sie noch vor Ort ins Smartphone oder Tablet gesprochen werden können. Im Büro lassen sich viele Routinen leichter per Sprachbefehl steuern, was auch mit Blick auf die geforderte Barrierefreiheit wichtig wäre. Pluspunkte ergeben sich außerdem unter den Aspekten von Ergonomie und Gesundheitsschutz. (Auf Vimeo gibt es hierzu die Aufzeichnung eines Webinars für Behörden.)
Moderne, KI-gestützte Spracherkennung ergibt einsatzfertige Lösungen, die praktisch kein Training erfordern. Von Nuance selbst kommen konkret Dragon Professional Anywhere und, speziell für juristische Abteilungen, Dragon Legal infrage. Für die Richter, Staatsanwälte, Rechtspfleger und Service-Einheiten der bayerischen Justiz wird derzeit die Spracherkennungslösung Dragon Professional Group eingeführt. Neu für den deutschsprachigen Raum ist die Branchenlösung Dragon Medical One für Ärzte, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Damit lässt sich namentlich die COVID-19-Dokumentation effizient und sicher bewältigen.
Das 13-seitige Whitepaper „Digitale Transformation in der öffentlichen Verwaltung“ ist übersichtlich, klar strukturiert und gut geschrieben, die Argumentation ist plausibel und geschieht von einem Standpunkt aus, der offensichtlich aus direktem Einblick in die kommunale Praxis gewonnen ist. Das Papier gibt kommunalen Entscheidern auch eine handliche Checkliste zur Auswahl einer Spracherkennungslösung mit (Erkennungsgenauigkeit, Verschlüsselung und DSGVO-Konformität, Wartungsaufwand etc.). Strukturierte Handlungsempfehlungen, eine Übersicht über die wichtigsten Initiativen und Regelungen sowie ein Cloud-Glossar bilden den Schluss. Das Whitepaper gibt es bei Nuance frei als PDF zum Download.