Zum aktuellen c’t-Heft 24/2020 erscheint in den Postleitzahlenbereichen 4 und 5 die Themenbeilage „IT-Unternehmen aus der Region stellen sich vor“. Im Fokus stehen diesmal Forschung und Entwicklung – und wie daraus erfolgreiche Geschäftsmodelle werden.
Zunächst berichtet Ariane Rüdiger von einem relativ neuen Fachgebiet: der Spintronik. Mit dem Eigendrehimpuls von Elektronen lässt sich nämlich auch Information übertragen, und zwar gar nicht schlecht: „Die Energieübertragung könnte mit spintronischen Effekten um den Faktor 10 energieeffizienter und schneller werden“, sagt Dr.-Ing. Nils Gerhardt, der am Lehrstuhl für Photonik und Terahertztechnologie der Ruhr-Universität Bochum daran forscht, wie sich mit dieser quantenmechanischen Eigenschaft unter Anwendungsbedingungen bei Raumtemperatur Daten übertragen lassen. Den Report dazu findet man gleich eingangs auf Seite 4.
Die Anschlussfrage liegt nahe: Wie kommt derartige Grundlagenforschung am Ende auf den Markt? Eine Option, die dann immer öfter gezogen wird, ist die Ausgründung eines jungen Wissenschaftsunternehmens. Für derartige Spin-offs der Forschung gibt es im Wettbewerb der Universitätsstandorte zunehmend die passende Gründerförderung. Nordrhein-Westfalen, das mit 70 Hochschulen und über 50 außeruniversitären Forschungseinrichtungen eine der ersten Wissenschaftsregionen Europas ist, hat dafür laut Länderband des Bundesberichts Forschung und Innovation 2020 zuletzt 70 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Als Beispiele für erfolgreiche „Scientepreneure“ nennt Mehmet Toprak in seinem Bericht (Seite 6) u.a. den Cryptomator (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg) von Skymatic, der Public-Cloud-Speicher wie Dropbox oder OneDrive verschlüsselt, die Satellitenplattform Levity Space, eine Ausgründung der FH Aachen, und den allradgelenkten E-Scooter Steereon (TH Köln) von PLEV Technologies. Tatsächlich ist ein beachtlicher Teil der Spin-offs dem Themenkomplex Nachhaltigkeit, Umwelt-, Klima- und Energietechnologie zuzuordnen – Grund genug, sich umzusehen, welche Abschlüsse es in der Forschungsregion NRW zum Stichwort „Green Energy“ gibt. Wo man Smart Energy Manager oder Umwelttechniker werden kann, zeigt die Liste der Top-Studiengänge ab Seite 17.
Geforscht wird demnächst auch auf einem Gebiet, das viele bereits abgeschrieben hatten: der Binnenschifffahrt. Schließlich ist das Rhein-Ruhrgebiet durchzogen von einem dichten Netz von Wasserstraßen. Mit kleineren Schiffen, die im besten Fall umweltfreundlich angetrieben und von künstlicher Intelligenz gesteuert werden, ließe sich diese Infrastruktur logistisch noch einmal gut nutzen. Auf dem Dortmund-Ems-Kanal vor dem Hafen Dortmund laufen bereits erste Tests. Nach Redaktionsschluss, am 22. Oktober 2020, wurde auch das neue Versuchs- und Leistungszentrum Autonome Binnenschiffe (VeLABi) eröffnet. Forschungspartner sind die Universität Duisburg-Essen und die RWTH Aachen. Der Beitrag von Friedrich List („Kapitän KI“) beginnt auf Seite 14.
Dem Titelversprechen („IT-Unternehmen aus der Region stellen sich vor“) am nächsten kommt schließlich der Beitrag von Kai Tubbesing. Er widmet sich den Hidden Champions, von denen Nordrhein-Westfalen im Bundesländervergleich die meisten vorweisen kann (nämlich 332). Die „Branchenführer ohne Aufsehen“ kommen nicht alle direkt aus der Digitaltechnik wie devolo, Weltmarktführer in der PLC-Datenübertragung (Powerline Communication) per dLAN durch die Steckdose, aber alle haben es über die Jahre geschafft, ihr Geschäftsmodell mit digitaler Technologie neu auszurichten. Beckhoff Automation, der Erfinder von EtherCAT, ist ein Beispiel dafür, Vorwerk mit dem Verkaufsschlager Thermomix ein anderes. Und wer bereits einen Begriff davon hat, wie Faserverbundstoffe für den Leichtbau gefertigt werden, kennt vermutlich auch die kleine Ortschaft Saerbeck im nördlichen Münsterland und das dort ansässige Familienunternehmen Saertex. Alle anderen können den Weltmarktführer in multiaxialen Gelegen für thermoplastische Verbundmaterialien auf Seite 13 kennenlernen.
Die aktuelle PLZ-4+5-Themenbeilage „IT-Unternehmen aus der Region stellen sich vor“ gibt es zur c’t 24/2020 auf Papier am Kiosk und im Pressezentrum des MittelstandsWiki als freies PDF zum Download.