Andreas Weiss, Geschäftsbereichsleiter Digitale Geschäftsmodelle bei eco – Verband der Internetwirtschaft und Mitglied im Gaia-X-Konsortium, erläutert im Gespräch mit Gisela Strnad die Hintergründe von Gaia-X. Dabei räumt er auch mit grundlegenden Missverständnissen auf.
„Wir müssen mit einem grundsätzlichen Missverständnis anfangen“, sagt Andreas Weiss von eco – Verband der Internetwirtschaft gleich zu Beginn des Podcasts „heise meets … der Entscheider-Talk“. „Gaia-X ist kein klassisches weiteres Cloud-Hyperscaler-Projekt. Man muss verstehen, dass Gaia-X seinerzeit mehr aus dem Umfeld Plattform Industrie 4.0. angetreten ist – nämlich mit der Fragestellung, wie im Kontext der industriellen Innovation auch in Zukunft innovative digitale Dienste wie zum Beispiel die Anwendung von künstlicher Intelligenz und deren Verfahren geregelt werden können.“ Grundsätzlich, so Weiss, steht im Mittelpunkt, wie wir mit Datensouveränität, Innovationsförderung und Datenverfügbarkeit in Zukunft umgehen. „Im Kern geht es darum, dezentrale Verarbeitungsmechanismen vorrangig für Datenprodukte und Datenservices zu ermöglichen. Dass die Cloud da eine Rolle spielt, ist offensichtlich. Aber wir denken Gaia-X viel weiter als das bisher bekannte Cloud-Umfeld.“
Warum Interoperabilität und Portabilität so wichtig sind
Schwierigkeiten tauchen dann auf, wenn jemand mit diversen Cloud-Service-Anbietern zusammenarbeiten möchte. „Dann müssen wir einen gemeinsamen Nenner finden, gerade in Sinne von Interoperabilität und Portabilität. Das ist ein Trigger für Gaia-X.“ Der Gedanke dahinter leuchtet ein: Wenn Tausende Akteure gemeinschaftlich kooperieren möchten, muss ein einheitliches Regelwerk her, das auch Wahlfreiheit garantiert. „Mit Gaia-X wollen wir in erster Linie Bestandsstrukturen und -verfahren zusammenführen, sodass wir das Ziel der gemeinschaftlichen Datenverarbeitung und Datenverwertung optimal unterstützen.“ Dafür wird der Nutzwert und die Weiterentwicklung von Gaia-X immer wieder in Gremien diskutiert, damit Anbieter ihre Dienstleistungen nach den europäischen Standards von Gaia-X offerieren können und mit dem Ökosystem kompatibel sind. Erste Anwendungsbeispiele existieren bereits, etwa das Leuchtturmprojekt Catena-X, eine Allianz für sicheren und standardisierten Datenaustausch. Catena-X wir derzeit vor allem von der Automobilindustrie genutzt.