IT-Talk der Kommunen 2013

Handfeste Nutzenanalysen im Halbstundentakt

Von Sabine Philipp und Eduard Heilmayr

Am 23. und 24. Oktober 2013 findet im Rahmen der Kommunale der IT-Talk der Kommunen statt: am Stand 12-402, direkt in der Halle des Messezentrums Nürnberg. Die frei zugänglichen Fachgespräche sind für IT-Profis und IT-Verantwortliche in Kommunen und Behörden gedacht, konsequent auf Nutzwertthemen ausgerichtet und komplett werbefrei. Neben ausgewiesenen Fachleuten berichten hier auch Anwender in den Kommunen aus der Praxis. Neu ist in diesem Jahr, dass sich die Teilnehmer erstmals per Wortmeldung, Twitter oder SMS direkt in das Geschehen einklinken und direkt Kontakt zu den Referenten knüpfen können.

Das IT-Talk-Programm ist in vier Themenblöcke unterteilt: Der Mittwochnachmittag ist dem Bereich „Mobile Anwendungen“ vorbehalten, am Donnerstag geht es dann um „Innovative Fachverfahren in der Praxis“, „IT-Outsourcing, Rechenzentren und Cloud Computing“ sowie um „Soziale Medien und E-Learning“.

Mobile Anwendungen

Den Anfang macht Detlef Sander mit seinem Vortrag „Der mobile Trend erreicht die Verwaltung“. Dabei thematisiert der net-Com-Vorstand, wie der Einsatz von Smartphones neue Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Bürger und Verwaltung schaffen kann. Weil dabei der Rückkanal besonders interessant ist, wird Sander auch aufzeigen, wie sich Informationen von Bürgern – etwa Meldung zu Straßenschäden – in die Arbeits- und Verwaltungsprozesse integrieren lassen.

Im Anschluss daran berichten Michael Kratz, Geschäftsführer der naviga GmbH, und Ralph Rappert von der Berliner Senatsveraltung von den ersten Erfahrungen aus der Pilotphase einer neuen App, die Sofortauskünfte aus dem Gewerberegister gibt.

Das Programm des Eröffnungstages beschließt inserEFFECT-Geschäftsführer Benno Bartels, der das Thema von der technischen Seite her angeht: Die aktuellen „Trends der modernen App-Programmierung“ wirken sich spürbar auch auf die Funktionen und den Stellenwert kommunaler Anwendungen aus.

Serie: IT-Talk der Kommunen
Der IT-Talk findet jeweils im Herbst im Rahmen der Kommunale in Nürnberg statt. Ausführliche Reports gibt es von den Vorträgen und Diskussionen 2013, 2015 und 2017. Außerdem online sind der Call for Papers zum IT-Talk 2019, die Vorschau auf das Programm und der Rückblick 2019 mit Links zu sämtlichen Vortragsfolien. Es gibt außerdem zwar den Aufruf zum IT-Talk der Kommunen 2021, doch hat sich gezeigt, dass der IT-Talk in diesem Jahr pausieren muss.

Innovative Fachverfahren in der Praxis

Den Donnerstag sollte man ausgeschlafen antreten, denn der Themenkomplex „Innovative Fachverfahren in der Praxis“ beginnt vom Start weg (10 Uhr) mit einem ausgewachsenen Best-Practice-Vortrag: Der Markt Welden im Landkreis Augsburg hat Bürgermeister Peter Bergmeir entsandt, der berichten wird, wie aus unterschiedlichen Quellen die solide Datengrundlage eines Energienutzungsplanes zusammenführen lässt, wie die Umsetzungsplanung aussieht und wie sich ein solches Vorhaben unter Ausschöpfung aller Fördermittel finanzieren lässt. Mit von der Partie sind die beiden Berater von Steinbacher-Consult, Andreas Landau und Martin Veh.

Die Zeit für diesen Praxisbericht ist allerdings relativ knapp kalkuliert, sodass die hartnäckigsten Neugierigen wohl an die Bistrotische umziehen werden, damit das Forum frei wird für die Geobasisdaten: Berthold Grasberger vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation, Andreas Müller (geoinform) und Peter Bodinet (bec kommunal Software) erklären, welche Tücken die Umstellung vom Format DFK auf ALKIS birgt und wie man damit fertig wird.

Ein vorausschauendes Schnäppchen stellt dann der letzte Beitrag dieses Themenbereichs dar: Zur Einführung von De-Mail verpflichtet das E-Government-Gesetz zwar vorerst nur die Behörden auf Bundes- und Landesebene, doch die Rechtsanwälte Kai Wischnat und Tim Pahl von KPMG-Law empfehlen den Kommunen dringend, sich bereits heute damit auseinanderzusetzen. IT-Entscheider und Spezialisten in den Gemeinden bekommen hier einen Crashkurs zu Beschaffungs- und Ausschreibungspflichten, Auswahlkriterien und Einsatztücken; Fragen und Diskussionsbeiträge sind ausdrücklich erwünscht.

IT-Outsourcing, Rechenzentren und Cloud Computing

Weil Grundsatzentscheidungen nicht leicht zu treffen sind, beginnt dieser Themenkomplex mit einer klaren Kosten-Nutzen-Rechnung: Ronny Kureck (rechennetz it consulting) bringt auf den Punkt, wann kommunales IT-Outsourcing sinnvoll ist, was es bringt und welche Risiken eine Delegierung birgt. Die Erfahrungswerte aus Sicht der Kommune wird Sonja Öfele beitragen; sie ist Geschäftsleiterin, Kämmerin und EDV-Verantwortliche der Gemeinde Buttenwiesen im Landkreis Dillingen an der Donau.

Der Rest dieses Themenblocks gehört ganz der Technischen Universität Berlin. Zunächst rechnen zwei Spezialisten vor, wie das geht: „Kosten sparen mit der Cloud“. Dipl.-Ing. Julian Elizalde König ist Spezialist in Sachen Energieeffizienz, während Dipl.-Ing. Stine Labes u.a. aus ihrer Erfahrung mit dem BMWi-Projekt Government Green Cloud Laboratory (GGC-Lab) schöpfen kann. Gemeinsam soll ihnen eine realistische Einschätzung gelingen, was Cloud Computing für die öffentliche Verwaltung leisten und wie sie die Arbeit effizienter machen kann. Marc Wilkens wird danach noch näher auf den Energieverbrauch von Rechenzentren eingehen; er ist u.a. Projektleiter im IT2Green-Projekt GGC-Lab und hat auch an der Vergabegrundlage zum „Blauen Engel für energiebewussten Rechenzentrumsbetrieb“ mitgewirkt. Er wird daher vor allem aus dem IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ) berichten, das als erstes öffentliches Rechenzentrum diesen Qualitätstest bestanden hat.

Soziale Medien und E-Learning

Der letzte Themenblock schlägt den Bogen zurück zu den Apps der Anfangsvorträge und begibt sich in den Schnittpunkt der Trends von Mobilität und Social Web. Auch hier steht aber der kommunale Nutzen im Vordergrund. Peter Burghardt, Managing Director des Kasseler Analystenhauses techconsult, erläutert darum zunächst, wie Verwaltungen mit Facebook, Twitter und Blogs rechtssicher umgehen sollten, um Schaden abzuwenden und Chancen zu nutzen. Eine dieser Chancen heißt E-Partizipation. Darauf geht Detlef Sander (net-Com) in seinem anschließenden Vortrag „Soziale Medien und Bürgerbeteiligung“ näher ein. Das Spektrum reicht von einfachem Feedback bis zur konkreten Unterstützung von Gemeindevorhaben. Sander verspricht hierzu interessante Ideen und praktische Beispiele.

Den Schlusspunkt des Programms setzt Dr. Andreas Lischka (ingenium), der anhand von Best-Practice-Beispielen vorführen wird, wie Kommunen dem rasanten technologischen Fortschritt gewachsen bleiben: mit E-Learning. Online-Weiterbildung kann helfen, neue Verwaltungsprozesse einzuführen und die Mitarbeiter im Umgang mit den Systemen zu schulen. Lischka nennt die technischen Voraussetzungen, beleuchtet die wichtigsten Sicherheits– bzw. Datenschutzaspekte und er skizziert, welche Kostenersparnisse in E-Learning stecken.

Fazit: Wichtig ist, was realistisch machbar ist

Anders als etwa der Kongress des Bayerischen Gemeindetags, der ebenfalls im Rahmen der Nürnberger Kommunale stattfindet, konzentriert sich das Programm der IT-Talks auf realistische Lösungen, Szenarien und Aufgabenfelder – ohne sich an Produkte und Anbieter zu binden, aber speziell genug, um sich nicht in allgemeinen Zielvorstellungen zu verlieren. Die Leitfrage jedes Themenpunkts heißt: „Machen oder nicht machen? Und wenn ja: Wie?“ Entsprechend hoch ist der Anteil von Vortragenden, die aus eigener Erfahrung berichten und mit ihrem Fachgebiet so vertraut sind, dass sie Fragen aus dem Stand mit Zahlen und Beispielen beantworten, die weit über ihr Manuskript hinausgehen.

Der nächste IT-Talk der Kommunen findet am 18. und 19. Oktober 2017 wieder im Rahmen der Kommunale in den Hallen des Messezentrums Nürnberg statt.
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Eduard Heilmayr war acht Jahre lang Chefredakteur bei „Markt & Technik“, anschließend dort im Verlagsmanagement tätig. 1992 gründete er die AWi Aktuelles Wissen Verlagsgesellschaft mbH in München, die IT-Fachmagazine wie „LANline“, „Windows NT“, „Unix Open“, „Inside OS/2“ und „Electronic Embedded Systeme“ publizierte. Nach dem Verkauf des Verlags gründete er 2004 Delphin Consult. Neben meist mehrjährigen Projektarbeiten für renommierte Medienunternehmen wie Heise oder techconsult publiziert Heilmayr für rund 4000 Leser regelmäßig den redaktionellen Newsletter „Kommunale ITK“, der im MittelstandsWiki eine eigene Rubrik hat.

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