IT-Projekte finanzieren, Teil 1

Förderung, Kredit, Kalkulation

Von Sabine Philipp

Wer hat, dem wird gegeben. Kleine und mittlere Unternehmen, die keine große Finanzdecke haben, aber günstiges Geld benötigen, fühlen sich daher häufig etwas hilflos. „Vor allem wenn es um die Finanzierung von Cloud- und IT-Projekte geht, blocken viele Geldinstitute ab. Die Materie ist häufig zu fremd für sie ist“, bedauert Sandra Christ von der Verbundgruppe ElectronicPartner, der rund 5000 kleine und mittelständische Unternehmerpersönlichkeiten angehören.

Die Diplom-Betriebswirtin weiß aber auch, dass es oft Kleinigkeiten sind, die Vorhaben zum Scheitern bringen. Mitunter setzt man auch auf den falschen Kredit. Christ unterscheidet hier vor allem zwischen einer länger- und einer kurzfristigen Finanzierung. Und für die letztere Variante sind Förderprogramme ganz sicher nicht die erste Wahl.

Vorlauf für Förderprogramme

„Viele unserer Mitglieder statten Schulen mit Computern und Programmen aus. Hier muss die Finanzierung sehr schnell vonstatten gehen“, erzählt Christ. Schließlich müsse man dem Kunden den Auftrag recht schnell zusagen können. Fördermittel können hier eher nicht zum Tragen kommen, weil der Beantragungszeitraum und die Genehmigungsfristen zu viel Zeit in Anspruch nehmen. „Wenn Sie Fördergelder beantragen, können gut drei Monate vergehen, bis die Entscheidung fällt. Bis das Geld dann tatsächlich auf dem Konto ist, kann schon mal ein halbes Jahr ins Land gehen.“

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Sandra Christ ist Diplom-Betriebs­wirtin und Lei­terin der Ab­tei­lung Kredit­manage­ment bei Electronic­Partner. Aus lan­ger Er­fah­rung weiß sie, wel­che Art von Kre­dit für wel­ches Un­ter­nehmen ge­eignet ist und was Un­ter­nehmer tun soll­ten, damit es mit der Kredit­vergabe passt.

Das muss nicht unbedingt am schlechten Willen der Banken liegen. „Zunächst muss die Hausbank das Vorhaben prüfen, bevor sie es an eine Förderbank, z.B. die KfW-Bankengruppe, weiterleitet. Und das kann gut ein, zwei Wochen dauern“, erklärt die Expertin.

Wenn die Hausbank den Antrag dann weitergeleitet hat, geht das Warten weiter, denn auch die Förderbank muss das Vorhaben prüfen. „Bei der KfW-Bankengruppe z.B. gibt es diverse Gremien, die teilweise nur einmal im Monat oder noch seltener tagen“, erläutert die Diplom-Betriebswirtin. Das verzögert die Entscheidung weiter.

Wenn der Förderantrag hakt

Der Antrag auf einen vergünstigten Förderkredit läuft immer über die Hausbank; sie beurteilt das Projekt und gibt ihr Votum weiter. Das hat einen guten Grund: „Die Hausbank kann in der Regel besser beurteilen, ob der Kreditnehmer die Auflagen erfüllt, ob er genug Sicherheiten bietet und ob das Projekt genug abwirft – kurz: ob es sich um ein gutes Investment handelt“, erklärt Christ.

Nun berichten Unternehmen immer wieder, dass Hausbanken die Förderkredite manchmal nur ungern beantragen bzw. die Anträge gar nicht bearbeiten. „Die Förderkredite sind auf der einen Seite risikoärmer, weil die Geldinstitute das Risiko auf die Förderbank verlagern. Denn sie vermitteln nur den Kredit und bekommen ihre Provision“, erläutert Christ. „Wenn sie dagegen den Kredit selbst vergeben, tragen sie zwar das Risiko, erhalten aber den kompletten Zinssatz für sich.“ Von daher sei es oft eine Frage der Geschäftspolitik, welcher Weg eingeschlagen werde.

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Schwarz auf Weiß
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In Gesprächen mit Unternehmern bekommt Christ ganz unterschiedliche Aussagen zu den verschiedenen Geldinstituten zu hören. „Sie können nicht pauschal sagen, dass die Sparkasse eher den Förderkredit befürwortet als die Deutsche Bank oder die Volksbank. Das kann in jeder Stadt variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, z.B. von der Marktsituation, davon, wie die Banken ihre Erträge planen können und ob die Provision oder der eigene Kredit fokussiert wird.“ Auch sei die Politik der Banken stark branchenabhängig. Christ rät daher, das persönliche Gespräch zu suchen, möglichst auch bei mehr als einer Bank.

Mit belastbarem Material

Die Expertin hat außerdem die Erfahrung gemacht, dass es nicht immer an den Banken liegt, wenn ein Kredit ausbleibt bzw. wenn die Bearbeitung allzu lange dauert. Oft liegt es an nicht ausreichend aufbereiteten oder veralteten Zahlen, die das Unternehmen vorlegt. „Häufig ist der Jahresabschluss noch nicht fertiggestellt oder Buchungen in den unterjährigen Auswertungen sind nicht vollständig“, bemerkt Christ, die Firmenlenkern immer wieder mit auf den Weg gibt, nur mit sauberem Material vorzusprechen. Sonst bekomme der erste Termin schon einen negativen Beigeschmack: „Der Unternehmer ist sauer, weil er wieder heimgeschickt wird und nachbessern muss; die Bank hat einen negativen Eindruck und hält den Unternehmer für schlecht sortiert.“

In Kontakt bleiben

„Wir raten immer, den Kontakt zur Bank zu pflegen“, betont Christ. Viele Unternehmer glauben, dass es ausreicht, einmal im Jahr ihre Bilanz abzugeben. „Leider übersehen sie, dass sie bei ihrer Bank nur einer von vielen Kunden sind“. Ein Banker sei nun einmal nicht in der IT-Branche oder im Einzelhandel zu Hause. Man könne von ihm auch nicht verlangen, dass er sich umstandslos in jede Branche hineindenke.

Serie: IT-Projekte finanzieren
Teil 1 geht die Unter­lagen durch und sich­tet, wel­che Mög­lich­keiten Sie haben. Teil 2 gibt prak­tische Tipps für die Eigen­darstellung und um­geht die ärgsten Fett­näpfchen.

Die Expertin empfiehlt, alle halbe Jahre oder mindestens einmal pro Jahr persönlich vorstellig zu werden und etwas zum Unternehmen und zu den aktuellen Zahlen zu sagen. Dann liegen die Hürden deutlich niedriger, wenn man wirklich einmal die Unterstützung des Bankberaters benötigt. „Die Sendezeit, die Sie im halbjährlichen oder jährlichen Gespräch haben, sollten Sie unbedingt nutzen, um ihm verständlich zu machen, was Sie tun, und warum es sich rentiert, in Sie zu investieren“, rät Christ.

Was es bei der praktischen Abfolge zu beachten gilt und welche Optionen Unternehmen überhaupt zur Verfügung stehen, führt Teil 2 dieser Serie genauer aus.

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