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Innovations- und Gründerzentren in Österreich: Wie Öster­reich seine Start-ups unterstützt

Wer mit einer guten Geschäfts­idee oder mit inno­vativer Technik ein Unter­nehmen in Öster­reich gründen will, findet starke Partner. High­tech-In­ku­ba­to­ren, In­vestoren oder Gründer­zentren bieten maß­ge­schnei­der­te Un­ter­stützung. Die ein­zel­nen Ini­tia­ti­ven setzen aller­dings sehr un­ter­schied­liche Schwerpunkte.

Bausteine für Firmengründer

Von Mehmet Toprak

Die Gründung eines Unternehmens gehört zu den riskanten Entscheidungen im Leben. Denn der Gründer investiert nicht nur viel Zeit und Energie, sondern fast immer auch viel Geld. Vom Aufstellen des Businessplans bis zum Zeitpunkt, an dem das erste Produkt oder die Dienstleistung auf den Markt kommt, vergehen in der Regel viele Monate oder sogar Jahre. Die Gewinnzone erreicht man meist auch erst Jahre später. Dennoch herrscht seit einigen Jahren ein regelrechter Hype um Existenzgründer und Start-ups.

Die Hauptursache für die rasante Karriere der Start-up-Szene ist sicher die Digitalisierung. Schnelligkeit und Effizienz sind die neuen Parameter der Wirtschaft im digitalen Zeitalter. Und da sind kleine, junge Unternehmen aufgrund der kurzen Entscheidungswege einfach schneller und flexibler als die gewachsenen Großfirmen. Sie sind deshalb auch in der Lage, Hightech-Innovationen zügig auf den Markt zu bringen. Doch wer schnell läuft, stolpert auch leicht. Etwa weil falsche Business-Entscheidungen vom Weg abführen. Deshalb lastet das Risiko zu scheitern schwer auf den Schultern der Gründer.

Anstoß für Start-ups

Eine wertvolle Hilfe bieten hier die Gründerzentren, die in nahezu allen Städten und Ballungsgebieten präsent sind. Sie bieten Existenzgründern zunächst mal Unterschlupf in Form von Coworking Spaces. In einigen Fällen sogar kostenlos. Sie checken den Businessplan oder beraten bei dessen Erstellung und begleiten bei den ersten Schritten in die Geschäftswelt. Aufbau des Geschäftsmodells, Entwicklung und Herstellung eines Produkts, Marketing, Preiskalkulation oder Mitarbeiterführung – überall da, wo es jungen Firmengründer an Erfahrung fehlt, springen die Experten der Tech-Inkubatoren, wie sie sich selbst gerne nennen, mit Rat und Tat zur Seite.

Außerdem helfen Sie mit konkreten Leistungen. Der Gründer und sein Team erhalten preisgünstig Arbeitsräume in Coworking Spaces, sie können oftmals auf Ressourcen wie Labors oder Werkstätten zugreifen, sie nehmen an Workshops teil, bekommen individuelle Beratung oder werden auf Netzwerk-Events eingeladen. Und es fließt Geld. In vielen Fällen erhalten die Gründer günstige Darlehen, oder das Gründerzentrum vermittelt staatliche Fördergelder. All das soll helfen, dass Start-ups im schnell getakteten Digitalzeitalter zügig ins Geschäft kommen.

Serie: Innovations- und Gründerzentren
Der Einführungsbeitrag gibt eine erste Übersicht für Gründer und Start-ups. Dabei interessiert auch die Frage, wie sich die Locations auf den eigenen Erfolg und die Karriere auswirken. Teil 1 stellt dann konkrete Beispiele aus Berlin, Hamburg und anderen Orten im deutschen Norden und Osten vor. Teil 2 reist nach Köln, Dortmund, Mainz und Gummersbach, um die Technologiezentren an Rhein und Ruhr zu sichten. Überraschungen hat auch der Südwesten parat, von dem Teil 3 berichtet – aus Darmstadt und Stuttgart ebenso wie aus dem beschaulich-umtriebigen Bad Orb. Teil 4 geht schließlich in den Postleitzahlenbereich 8 und 9 nach Bayern und Thüringen: Auch außerhalb von München bekommen Gründer gute Unterstützung. Sonderbeiträge geben außerdem Auskunft über die Innovations- und Gründerzentren in Österreich und die dortige Start-up-Szene.

Das klassische Gründerzentrum

Dabei gibt es ganz unterschiedliche Typen von Start-up-Helfern. Den Markt dominieren die klassischen Gründerzentren, die mit einem umfassenden Angebot von Dienstleistungen glänzen. Ein gutes Beispiel ist das INiTS (Innovation into Business) in Wien. Es gehört seit der Gründung 2002 zu den erfolgreichsten Hightech-Inkubatoren, hat nach eigenen Angaben schon 223 Start-ups auf den Weg gebracht, ca. 400 Patente erteilt und 1400 Arbeitsplätze geschaffen. Im Zentrum stehen maßgeschneiderte Beratungsleistungen, Startkapital in der Höhe von bis zu 100.000 Euro und ein Partnernetzwerk. Die Initiative bezeichnet sich selbst als „Kaderschmiede im österreichischen Startup-Ökosystem“.

INiTS ist Teil des Gründernetzwerks AplusB (Academia plus Business), das außer dem Wiener Brutkasten mehrere Zentren in ganz Österreich betreibt. Wie der Name schon sagt, arbeitet AplusB intensiv mit Universitäten zusammen.

Hier ist auch noch InnCubator aus Innsbruck erwähnenswert. Mit individuellem Service und der Unterstützung von Universität und Wirtschaftskammer will das Innsbrucker Unternehmen Start-ups begleiten. Coworking-Räume werden ebenso angeboten wie Events und Workshops. Außerdem gibt es eine „professionelle Hightech-Werkstatt“, in der man Prototypen anfertigen kann.

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Im Juni 2018 hat INiTS ein Beteiligungsmodell namens INiTS $tartkapital aufgelegt. Unter den ersten sechs Start-ups, die davon profitieren, ist das 3D-Betondruck-Unternehmen PrintStones aus Wien-Favoriten. (Bild: IniTS)

Von der Hochschule ins Business

Ein umfassendes Angebot findet sich auch im Science Park in Graz. Es reicht von Büroräumen über Finanzhilfen bis zu maßgeschneiderten Coaching-Programmen. Die Besonderheit des Science Parks ist, dass die Organisation sich in erster Linie an Hochschulabsolventen wendet, die sich mit einer Geschäftsidee selbstständig machen wollen. Unterstützt wird der Science Park vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), der Universität und der Technischen Universität Wien sowie der Wirtschaftsagentur Wien.

Absolventen von Hochschulen sollten sich auch Build! ansehen. Dahinter steckt das Gründerzentrum Kärnten. Es fördert Gründer durch folgende Maßnahmen: Finanzhilfe in Form von Zuschüssen, Beratung und Coaching, Bereitstellung von Basisinfrastruktur, Weiterbildung sowie Zugang zu Business-Netzwerken. Als Zielgruppe adressieren die Betreiber in erster Linie Absolventen einer Hochschule, technischen Lehranstalt oder sonstigen technischen Ausbildungseinrichtung. Build! ist ebenso wie INiTS in Wien Teil des Netzwerks AplusB.

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So sehen Direktoren aus: Georg Novak, Patrick Prokesch und Herwig Springer vom Start-up-Finanzierer i5invest. (Bild: i5invest)

Business-Angel und Investoren

Manche Initiativen agieren weniger als gemeinnützige Start-up-Helfer denn als Investoren mit eigenen wirtschaftlichen Interessen. So etwa i5invest. Das Unternehmen mit Firmensitz in Wien versteht sich als international orientierter Geldgeber. Neben der finanziellen Unterstützung gibt es auch Beratung. Die i5-Experten Berater sitzen dafür im Aufsichtsrat oder Beirat des Unternehmens. Pro Jahr werden nur zwei Unternehmen unter die Fittiche genommen. Vielleicht ist i5invest genau das richtige für Start-ups, die schnell expandieren und den europäischen Markt anpeilen. Die Website von i5invest ist konsequenterweise gleich auf Englisch, um die internationale Ausrichtung deutlich zu machen.

Ein weiteres Beispiel ist Up to eleven (UT11). Wer nicht nur eine neue Geschäftsidee, sondern mit echten technologischen Neuerungen an den Start gehen will, ist hier unter Umständen an der richtigen Adresse. Das Unternehmen aus Graz versteht sich als Partner für Gründer, die mit technologieorientierten, digitalen Business-Ideen durchstarten wollen. UT11 ist ein Beteiligungsunternehmen; deshalb hilft UT11 weniger mit Büroräumen oder allgemeinem Coaching, sondern hauptsächlich mit Investitionen. Daneben übernimmt das Unternehmen auch verwaltungsorientierte Aufgaben wie Finanz- und Personalverwaltung, Marketing und Office-Management. Das Team des Start-ups soll sich dagegen ganz auf seine Kernkompetenz, also das Entwickeln eines Produkts oder einer Dienstleistung, konzentrieren können.

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Heise-Beilagenreihe „IT-Unternehmen aus Österreich stellen sich vor“. Einen Überblick mit freien Download-Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.

Community und Gemeinnutz

Ein weiterer Typ ist die Community-orientierte Initiative. Hier wird Netzwerken großgeschrieben. Es treffen sich Freiberufler, Existenzgründer und Unternehmen, um an gemeinsamen Projekten zu arbeiten, den Austausch zu pflegen, Networking-Events zu veranstalten oder an Workshops teilzunehmen. Typischerweise haben diese Communities auch einen gesellschaftlichen Anspruch. Wer mit seiner Business-Idee auch zur Nachhaltigkeit oder zum sozialen Gemeinwohl beitragen kann, fühlt sich hier am wohlsten.

Ein Beispiel ist der Impact Hub Vienna. Die Initiative definiert sich als „Ökosystem von Ressourcen, Inspiration, und Gelegenheiten zur Zusammenarbeit“ im Dienste einer nachhaltigen Welt. Eine Mischung aus sozialem Netzwerk und Business. Impact Hub beschränkt sich nicht aufs unverbindliche Netzwerken, sondern bietet Büroräume, Coaching und spezielle Inkubator-Programme.

Als Non-Profit-Organisation ist akostart aufgestellt. Coaching, Networking und Coworking Spaces, das sind die Leistungen, die „das akademische Netzwerk“ mit Standorten in Linz und Hagenberg anbietet. Die Leistungen sind für die ausgewählten Start-ups kostenlos. Akostart kooperiert auch mit Hochschulen. Laut Anbieter können bis zu 50 Start-ups betreut werden.

Start ohne Stolpersteine

In Österreich finden sich noch viele weitere Organisationen, die Gründern beim Markstart begleiten. Wer sich erst einmal grundlegend informieren will, kann sich beispielsweise auf Portalen wie gruenderservice.at umsehen. Die Website der Wirtschaftskammern Österreichs (wko.at) ist eine exzellente Adresse, um sich einzulesen und die Möglichkeiten zu erkunden.

Vom Hype um die Start-ups profitieren übrigens auch die beteiligten Wirtschaftskammern und Universitäten. Erstere können darauf verweisen, dass sie junge Unternehmen ganz konkret und tatkräftig unterstützen und damit die heimische Wirtschaft ankurbeln. Letztere freuen sich, wenn ihre Forschungsergebnisse schneller zu einem Produkt werden und damit den Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft schaffen. Zudem lassen sich Patente aus der Forschung dann durch Vergabe von Lizenzen monetarisieren.

Den größten Nutzen haben sicher die Existenzgründer und Start-ups. Eine Erfolgsgarantie gibt es freilich nicht, wenn man sich unter die Fittiche der Gründungszentren begibt. Dafür ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man Anfängerfehler vermeidet und schneller auf dem Markt durchstartet. Und das ist schon eine ganze Menge.

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