Tilo Walter

Für 9,50 Euro erteilt die Schufa Kompaktauskunft

Tilo Walter leitet die Abteilung Business Development der Schufa BusinessLine. Der studierte Wirtschaftsingenieur und gelernte Bankkaufmann hat sich schon während seiner Ausbildung mit der Zahlungsfähigkeit von Unternehmen befasst. Nun betreut er die Schufa-Kompaktauskunft, die komprimierte Bonitätsdaten von potenziellen Geschäftspartnern sekundenschnell zur Verfügung stellt – darunter auch so genannte Negativmerkmale von Unternehmensvertretern wie die Privatinsolvenz. Walter ist überzeugt, dass diese Merkmale speziell für kleine und mittelständische Unternehmen von entscheidender Bedeutung sein können, denn was, fragt er, „nützt mir der beste Auftrag, wenn das Geld hinterher nicht aufs Konto kommt?“

Mittelstandswiki: Sie überprüfen in Ihrer Kompaktauskunft unter anderem die Bonität des Geschäftsführers. Warum ist das so wichtig?

Tilo Walter: Die Historie zeigt, dass ein Unternehmen ein höheres Risiko darstellt, wenn der Geschäftsführer selbst unter Zahlungsschwierigkeiten leidet. Aber sie ist nur einer von vielen Punkten, die je nach Unternehmen eine unterschiedliche Rolle spielen. Grob gesagt, können Sie nicht sagen, dass es einem DAX-Unternehmen schlecht geht, nur weil der Vorstandsvorsitzende eine Privatinsolvenz angemeldet hat. Bei kleineren Unternehmen kann es aber durchaus einen Zusammenhang geben. Deshalb beziehen wir die privaten Verhältnisse der Geschäftsführer in manchen Fällen mit ein, in manchen Fällen nicht. Die Informationen kommen aber nicht willkürlich zustande. Wir ermitteln den Bonitätsindex nach statistischen Verfahren.

Mittelstandswiki: Dürfen Sie die Daten überhaupt weitergeben?

Tilo Walter: Ja. Als Antragsteller müssen Sie nur ein berechtigtes Interesse haben. Ein solches liegt bereits vor, wenn Sie ein wirtschaftliches Risiko eingehen, weil der Kunde die Waren nicht bezahlen könnte. Dieses Interesse müssen Sie vor uns darlegen. Dann ist es vollkommen legitim. Bei Gewerbebetrieben müssen Sie in der Regel noch nicht einmal die Erlaubnis einholen. Das ist anders als bei Privatpersonen. Meist haben unsere Kunden aber in den AGB hinterlegt, dass sie die Daten abfragen.

Mittelstandswiki: Was steht neben dem privaten Bonitätsrisiko sonst noch in der Kompaktauskunft?

Tilo Walter: Sie bekommen unter anderem einen Bonitätsindex, in dem Sie erfahren, wie hoch das Ausfallrisiko für das Unternehmen ist und in dem viele Informationen verdichtet sind. Die Informationen bekommen Sie in ein paar Sekunden. Sie können den Vorgang auch automatisieren und z.B. eine Anfrage starten, wenn ein potenzieller Kunde im Internet eine Bestellung aufgibt oder eine Anfrage stellt.

Mittelstandswiki: Was mache ich, wenn ein Unternehmen ein relativ hohes Risiko darstellt?

Tilo Walter: Den pauschalen Rat kann ich hier nicht geben. Sie können aber auf jeden Fall das Risiko besser einschätzen und z.B. bei einem hohen Risiko und bei einem hohen Auftragsvolumen Vorkasse verlangen, was sonst im Businessbereich ja nicht üblich ist. Sie können sich aber auch absichern, indem Sie eine Warenkreditversicherung abschließen. Das ist vereinfacht gesagt eine Versicherung, mit der Sie Forderungen absichern können. Das kostet natürlich ein paar Euro, die man dann in der Marge mit einkalkulieren muss.

Mittelstandswiki: Was mache ich, wenn mir der Geschäftspartner falsche Daten nennt und sich unter dem Deckmantel eines hochsoliden Unternehmens Waren bestellt, sie sich an eine andere Adresse liefern lässt und dann abhaut? Oder wenn eine Verwechslungsgefahr mit einem gleichnamigen Unternehmen besteht?

Tilo Walter: Wir überprüfen die Unternehmen ja nicht nur mit Vor- und Nachnamen, sondern auch mit anderen Daten, wie z.B. mit der Adresse. Und wenn die Daten nicht hundertprozentig stimmen, bekommen wir eine Rückmeldung. Es gibt also schon Sicherheitsmaßnahmen. Wenn Sie die Waren an eine andere Adresse als an den Unternehmenssitz liefern sollen, kann ich persönlich nur dazu raten, bei der Firma einmal anzurufen und sich das Ganze noch einmal bestätigen zu lassen. Aber natürlich nicht unter der Nummer, die Ihnen der Kunde gegeben hat. Sondern unter der, die Sie im Telefonbuch finden.

Mittelstandswiki: Was kostet eigentlich die Kompaktauskunft?

Tilo Walter: Die Kompaktauskunft kostet 9,50 Euro pro Abfrage. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, welche Risiken Sie vermeiden können. Aus unserer Sicht sollte jedes Unternehmen, das Geschäfte mit Neukunden macht, erst einmal überlegen, ob die die Rechnung auch bezahlen können. Gerade bei kleineren Unternehmen ist die Hürde groß, einen Auftrag abzulehnen, weil der Kunde nicht bezahlen könnte. Wenn das Kind dann in den Brunnen gefallen ist, wird es schwierig, an das Geld zu kommen. Ich frage Sie: Was nützt mir der beste Auftrag, wenn das Geld hinterher nicht aufs Konto kommt? Aber es gibt einen Trend, dass immer mehr Unternehmer das Thema professioneller angehen.

Mittelstandswiki: Haben Sie am Ende noch eine solche Erfolgsgeschichte?

Tilo Walter: Das ist schwierig. Sie wissen ja nicht, welche Ausfälle sie gehabt hätten, wenn Sie diese Auskünfte nicht gehabt hätten. Wenn Sie herausfinden möchten, ob Ihnen ein Kuchen mit braunem Zucker besser schmeckt als einer mit weißem, können Sie das messen, indem sie die zwei Kuchen backen und probieren. Hier geht das nicht. Meine Erfahrung zeigt aber, dass Unternehmen, die sich mit Risikomanagement befassen, deutlich erfolgreicher sind, als solche, die es nicht machen.

Das Interview führte Sabine Philipp