Deutscher Maschinenbau: Werkzeugmaschinenbauer trotz Einbußen Weltspitze

Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie fasst nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) für 2010 wieder mehr Zuversicht. Man erwarte trotz eines insgesamt noch schwierigen Jahres eine deutliche Belebung des Geschäfts während der ersten Jahreshälfte. So habe sich seit September das Bestellvolumen von Monat zu Monat verbessert.  Dank dieser Entwicklung konnten deutsche Hersteller ihren Weltmarktanteil leicht steigern, während Hauptkonkurrent Japan herbe Verluste erlitt und nun rund 7 Prozentpunkte hinter Deutschland liegt.

Allein im vierten Quartal 2009 sei der Auftragseingang um 12 % gestiegen, so der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW). Im Vergleich zum Tiefstand im Juli/August betrage das Plus sogar mehr als 60 %. Die positive Entwicklung bei den Bestellungen werde sich allerdings erst mit einer zeitlichen Verzögerung im Umsatz der Werkzeugmaschinenbauer bemerkbar machen. Daher geht der VDW in seiner Prognose für 2010 von einem nochmaligen Rückgang der deutschen Werkzeugmaschinenproduktion um 10 % aus. Erst 2011 werde die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie davon profitieren, dass der internationale Investitionsmotor wieder vollständig rund läuft.

Getrieben wird die Nachfrageerholung vom Ausland und vom Projektgeschäft. Die Schwellenländer China und Indien haben sich rasch von der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise erholt. Andere wichtige Märkte wie die USA, Russland oder Brasilien kehren auf den Wachstumspfad zurück. Strukturell kommen die Bestellungen vermehrt aus dem Projektgeschäft. Die inländische Nachfrage stabilisiert sich langsamer und wird derzeit hauptsächlich durch den Lagerzyklus belebt.

Gestützt wird die Erholung von einer letzten Endes geringeren Auswirkung der Krise als befürchtet. Statt des noch Mitte 2009 erwarteten Rückgangs der Werkzeugmaschinenproduktion um 40 % lag sie Ende des Jahres bei 9,9 Milliarden Euro, d. h. 30 % unter dem Vorjahresniveau.

Im historischen Vergleich ist dieser Rückgang dennoch beispiellos. So ging laut VDW der Auftragseingang um mehr als die Hälfte zurück. Die Inlandsorders verloren 61 %, die Auslandsorders 50 %. Der Export sank in den Monaten Januar bis November um rd. 27 %. Lediglich die Lieferungen nach Ost- und Südostasien konnten noch zulegen. Mit einem Zuwachs der deutschen Ausfuhren von 11 % auf 1,15 Milliarden Euro ist der chinesische Markt nun fast dreimal so groß wie die USA auf Platz 2.

Deutlich unterproportional verlief der Beschäftigungsabbau. Seit dem Höchststand im Herbst 2008 sank die Mitarbeiterzahl um rd. 7500 oder 10 % auf 65.900 Beschäftigte Ende 2009. Nach wie vor wollen viele Unternehmen auch unter schwierigen Bedingungen ihre Stammbelegschaft über die Krise hinweg retten. Das werde allerdings nicht allen gelingen, glaubt der Verband.

Die Kapazitätsauslastung in der Werkzeugmaschinenindustrie betrug im Januar 67,6 Prozent. Das werde sich ganz massiv in der Produktion auswirken, warnt der Verband. Der Auftragsbestand lag zuletzt im Oktober 2009 noch bei 5,6 Monaten. Beide Zahlen beziehen sich bereits auf das deutlich reduzierte Produktionsniveau.

Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie sind in dieser Krise nach Meinung der Verbandsexperten allerdings viel besser aufgestellt als in früheren Abschwüngen und die internationale Konkurrenz. Das zeige sich nicht zuletzt darin, dass die deutschen Hersteller weit am Hauptkonkurrenten Japan vorbei gezogen sind. Deren Werkzeugmaschinenproduktion ist um 60 % auf rund 5 Milliarden Euro (ohne Teile und Zubehör) doppelt so stark eingebrochen wie die deutsche Produktion. Japan liege daher derzeit mit 7 Prozentpunkten Rückstand hinter Deutschland.

In der Werkzeugmaschinenindustrie mehren sich die Sorgen – so der Verband – dass die Finanzierungssituation zunehmend eng wird. Werkzeugma­schinenhersteller mit Kunden in der Automobil- und Zuliefererindustrie werden pauschal schlechter eingestuft, müssen höhere Informationsanforderungen erfüllen und bekommen schlechtere Konditionen angeboten, wird aus dem VDW-Mitgliederkreis berichtet. Das führe zu einem massiven Anstieg der Finanzierungskosten. „Unsere Geschäftspartner, insbesondere die Banken, müssen die Besonderheiten der Branche berücksichtigen“, fordert daher Martin Kapp, Vorsitzender des VDW. Der Verband drängt deshalb massiv darauf, dass im Rahmen von Kreditverhandlungen nicht ausschließlich das Unternehmensergebnis des vergangenen Jahres berücksichtigt wird, sondern die mittelfristigen Entwicklungsperspektiven.

(VDMA/ml)