Halbjahresbericht: Österreichs Mittelstand erholt sich, Risiken bleiben

Der aktuelle Bericht der Creditreform zur Lage des österreichischen Mittelstands zeichnet ein vorsichtig optimistisches Bild: Demnach beginnt sich die Wirtschaftskraft des Mittelstands nach dem mas­siven Wachstumseinbruch in 2009 wieder zu erholen. Bewertete im vergangenen Jahr nur jeder dritte Mittelständler in Österreich seine Geschäftslage mit gut oder sehr gut, so lag der Anteil im Frühjahr 2010 um 7,6 Prozentpunkte höher bei 41,2 %. Im gleichen Zeitraum verringerte sich der Anteil der Betriebe, die ihre Geschäftslage als mangelhaft oder ungenügend bezeichnen, um 3,8 Prozentpunkte von 19,1 % auf 15,3 %. Der Saldo zur Geschäftslage verbesserte sich damit auf 25,9 Punkte (Vorjahr: 14,5 Punkte).

Am freundlichsten wird die Geschäftslage im Handel eingeschätzt: 44,7 % (Vorjahr: 35,4 %) der Unternehmen sprechen von einer guten und 12,4 % (Vorjahr: 17,3 %) von einer schlechten Geschäftsentwicklung. Im Verarbeitenden Gewerbe fällt der Saldo zur Geschäftslage mit +15,8 Punkten unter allen Wirtschaftsbereichen am niedrigsten aus.

Tatsache ist: Die Auftragsbücher des Mittelstands beginnen sich wieder zu füllen. Bei 27,2 % der befragten Unternehmen sind die Auftragseingänge im vergangenen halben Jahr gestiegen. Im Vorjahr war dies nur bei jedem Zehnten der Fall. Zudem sind im Frühjahr 2010 weniger Unternehmen von gesunkenen Auftragseingängen betroffen (26,8 %). 2009 verzeichnete noch jeder Zweite Auftragsrückgänge (53,9 %).

Das Auftragsplus spiegelt sich auch in der Umsatzentwicklung des Mittelstands wider. Berichtete im vergangenen Jahr noch jedes zweite Unternehmen von einer rückläufigen Umsatzentwicklung, ist davon im Frühjahr 2010 nur noch jedes dritte Unternehmen (33,2 %; Vorjahr: 51,2 %) betroffen. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Unternehmen, die gestiegene Umsätze verzeichneten, von 13,9 auf 26,9 % erhöht.

Der Beschäftigungsabbau hält jedoch an: Der Beschäftigungssaldo bleibt mit minus 10,7 Prozentpunkten im negativen Bereich (Vorjahr: minus 22,5 Prozentpunkte). Nur 14,6 % der befragten Unternehmen waren im vergangenen halben Jahr bereit, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Jeder vierte Mittelständler (25,3 %) hat seinen Personalbestand verkleinert.

Dennoch wird optimistischer in die Zukunft geblickt als noch vor einem Jahr. Jeder dritte Mittelständler (32,5 %) erwartet in den kommenden sechs Monaten zunehmende Umsätze in seinem Betrieb (32,5 %). 2009 war dies nur bei jedem Achten (12,1 %) der Fall. Nur noch 17,1 % der Befragten erwarten sinkende Umsätze. Im Vergleich zum Vorjahr (44,0 %) sind das rund 27 Prozentpunkte weniger. Die positive Erwartungshaltung zieht sich durch alle Wirtschaftsbereiche.

Auch die Personalplanungen im Mittelstand sind wieder positiv. 16,1 % der Befragten möchten in den kommenden sechs Monaten zusätzliches Personal einstellen (Vorjahr: 8,8 %). Ihren Personalbestand verkleinern werden nur noch 12,2 % der Unternehmen (Vorjahr: 32,2 %). Der positive Saldo von plus 3,9 Prozentpunkten deutet in den kommenden Monaten einen leichten Beschäftigungsaufbau im Mittelstand an.

Die verbesserten Aussichten spiegeln sich allerdings nicht in der Investitionsbereitschaft wider. Waren im Frühjahr 2009 noch 51,3 % der Unternehmen zu Investitionen bereit, sinkt dieser Anteil in 2010 auf nur noch 45,6 %.

Die Ertragslage bleibt schlecht. Nur bei 18,9 % der befragten Unternehmen sind die Erträge im vergangenen halben Jahr gestiegen (Vorjahr: 10,5 %). Außerdem liegt der Anteil der Unternehmen, die sinkende Gewinne beklagen, noch immer bei 36,6 % (Vorjahr: 60,2 %). Für die Zukunft erwarten allerdings 23,2 %, dass ihre Erträge in den nächsten Monaten steigen werden (Vorjahr: 10,4 %). Nur noch 28,4 % rechnen mit sinkenden Gewinnen (Vorjahr: 57,8 %).

Zur problematischen Ertragslage kommt das erschwerte Finanzierungsumfeld für die Unternehmen hinzu: Die Frage, ob die Unternehmensfinanzierung heute schwieriger geworden ist als vor einem Jahr, beantwortet gut jedes zweite österreichische Unternehmen mit ja (56,3 %). Von 91,7 % der Befragten wird die Forderung nach höheren Sicherheiten als größte Verschärfung empfunden. Aber auch von einem Anstieg der Kreditzinsen berichten 26,5 % der Betriebe. Bei 17,1 % wurde der Kredit nicht in der gewünschten Höhe bewilligt, bei jedem Achten (12,6 %) abschlägig beschieden.

Der Halbjahresbericht Wirtschaftslage Mittelstand in Österreich – Frühjahr 2010 steht als kostenloser Download bereit.

(Creditreform/ml)