Studie zu Elektroautos: Akzeptierter Aufpreis reicht nicht einmal für die Batterie

Automobilkunden in Deutschland und Frankreich haben großes Interesse an Elektrofahrzeugen. 37 % der Kern­ziel­grup­pe (Frankreich: 35 %) erwägen den Kauf eines solchen Fahrzeugs. Das ergab eine neue Studie der Marktforscher von TNS Infratest. Die Hälfte davon wäre sogar bereit, für ein Elektroauto bis zu 4000 Euro mehr zu bezahlen. Das aber deckt nach Meinung der Experten noch nicht einmal die Mehrkosten für die Batterien.

Zudem fühlen sich 65 % der Kunden nicht gut über das Thema informiert. Das zeige, so die Strategen des Beratungsunternehmens Roland Berger, dass bei der Automobilindustrie noch ein großer Handlungs- und Innovationsbedarf besteht.

„Die gute Nachricht ist: Mehr als ein Drittel der befragten Deutschen kann sich vorstellen, ein Elektrofahrzeug zu nutzen“, lobt Roland-Berger-Partner Ralf Landmann. „Um alternativen Antrieben tatsächlich zum Durchbruch zu verhelfen, fehlt es aber noch an innovativen Geschäftsmodellen. Hier sind speziell Marketing, Vertrieb und die Banken der Hersteller gefordert, neue Preis-, Kauf- und Leasingmodelle für Fahrzeug, Batterie und E-Mobilität zu entwickeln.“

Denkbar seien intelligente Modelle, bei denen der Kunde mit dem Kauf auch speziell auf das Elektrofahrzeug zugeschnittene Mobilitätspakete und -dienstleistungen nutzen kann. Flat-Fee- oder Leasingangebote könnten Finanzierung und Versicherung des Fahrzeugs und der Batterie abdecken, technisch könnte die Fahrzeugbatterie als Speicher zum Ausgleich von Stromproduktions- und -bedarfsspitzen dienen.

„Das Interesse der Kunden ist groß: Fast 80 % der Kunden gehen heute zwar noch von einem klassischen Direktkauf von Fahrzeug und Batterie aus, aber zwei Drittel der potenziellen Käufer interessieren sich jetzt schon für die Kombination aus dem Direktkauf des Fahrzeugs und dem Leasing der Batterie über einen separaten Mobilitätsprovider“, sagt Landmann. Er mahnt folgerichtig: „Wer ab 2011 in diesem Umfeld erfolgreich sein wird, entscheidet sich jetzt – und es müssen nicht unbedingt die Unternehmen sein, die heute für Mobilität stehen.“

Ein großes Problem der Hersteller sind jedoch immer noch die Kosten: „Der Haken ist im Moment: Selbst die höhere Zahlungsbereitschaft der Kunden für Elektromobilität wird in den nächsten zehn Jahren noch nicht ausreichen, um die Mehrkosten des elektrischen Antriebs, ganz besonders der Batterie, aufzuwiegen“, bedauert Roland-Berger-Partner Dr. Wolfgang Bernhart. Nach seiner Einschätzung liegen die Mehrkosten heute zwischen 10.000 und 15.000 Euro und werden auch 2015 noch zwischen 8000 und 10.000 Euro betragen. Die Mehrkosten eines Elektrofahrzeugs gegenüber einem mit konventionellem Antrieb dürften frühestens 2020 unter den von den Konsumenten akzeptierten Aufpreis von 4500 Euro fallen.

Neben einer raschen technischen Industrialisierung der Komponenten seien aber auch ergänzende Fördermaßnahmen für die Ausbreitung der Technologie wichtig, die den Nutzern von Elektroautos klare Vorteile bieten, so Bernhart weiter. Denkbar wären beispielsweise ein exklusiver Zugang zu verkehrsbeschränkten städtischen Bereichen oder eigene Parkmöglichkeiten nur für Elektrofahrzeuge. In jedem Fall müssten Automobilhersteller, Banken und Mobilitäts-Anbieter neue Wege finden. „Die Kunden warten darauf“, versichert Experte Bernhart.

Eine (englischsprachige) Präsentation zur Studie mit vielen Detailergebnissen steht als kostenloser Download zur Verfügung.

(Roland Berger/ml)