Umweltschonende Mobilität: Chinesen größte Fangemeinde von Elektroautos

Die potenzielle Nachfrage nach Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen ist weltweit beachtlich angewachsen: 22 % aller europäischen Autofahrer interessieren sich für den Kauf eines Elektroautos und sogar 60 % aller chinesischen Autofahrer planen den Kauf eines solchen Fahrzeugs. Das Hauptmotiv ist jedoch weniger der Umweltschutz – er steht nur an zweiter Stelle – als vielmehr der hohe Spritpreis. Diese beiden Argumente werden allerdings noch von drei ebenso gewichtigen Hindernissen aufgewogen: mangelnde Verfügbarkeit von Stromtankstellen, hohe Fahrzeugpreise und zu geringe Reichweiten der Batterien.

Das ergab eine weltweite Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, in deren Rahmen weltweit 4000 Verbraucher befragt wurden, davon 1000 Europäer.

Lagen die eben genannten Ergebnisse noch im Rahmen des zu Erwartenden, so überraschte ein weiteres Resultat die Experten sehr: Ausgerechnet die chinesischen Autofahrer zeigen das größte Interesse, sich elektrisch betriebene Automobile zuzulegen. 60 % von ihnen würden sofort oder höchstwahrscheinlich zugreifen, sobald die Batterieautos verfügbar wären. Zum Vergleich: In Japan sind nur 8 % der Verbraucher bereit, die Rolle des Pilotanwenders zu übernehmen, in den USA sind es 13 und in Europa immerhin 22 %. Dagegen wollen in Europa 65 % und in Japan 74 % der Befragten erst einmal abwarten, bis sich die Fahrzeuge im Markt bewährt haben – in China stellen die Zauderer lediglich einen Anteil von 37 %.

„Augenscheinlich haben die Chinesen ein viel größeres Interesse an der Elektro-Mobilität als alle anderen Autokäufer. Das kann auch damit zusammenhängen, dass die Regierung der Volksrepublik die Einführung von Elektroautos als staatstragendes Ziel von höchster Priorität deklariert hat“, erläutert Peter Fuß, Partner bei Ernst & Young. Immerhin will China schon 2012 – mit Hilfe von Subventionen in Höhe von rund 600 Millionen Euro – rund eine halbe Million Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen.

Diese Strategie sei sinnvoll, glaubt Fuß, denn „eine Produkteinführung von dieser Dimension“ könne nur gelingen, wenn es eine überzeugende Zahl von Pilotkäufern gebe. Denn nur dann sei es wirtschaftlich sinnvoll, eine Infrastruktur mit einer Dichte zu installieren, die angesichts der vergleichsweise geringen Batterie-Reichweite erforderlich ist.

Dass die Verfügbarkeit von Ladestationen und die Reichweiten – neben dem Fahrzeugpreis – die wichtigsten Kriterien der Kaufentscheidung sind, zeigt auch die Studie. Selbst die chinesischen Autofahrer erweisen sich hier als skeptisch: Die Reichweite einer Batterieladung von derzeit 100 bis maximal 150 Kilometern ist für 73 % von ihnen noch ein Grund zu zögern, der womöglich limitierte Zugang zur Stromtankstelle für 69 %. Zum Vergleich: In Deutschland wie in den USA lassen beide Prämissen noch drei von vier Konsumenten zaudern.

„Selbst, wenn 98 % der Befragten täglich deutlich weniger als 100 Kilometer fahren, ist ein solcher Aktionsradius verständlicherweise für die meisten nicht akzeptabel. Man denkt beispielsweise auch an die Urlaubsreise oder den etwas längeren Wochenendausflug“, zeigt Fuß Verständnis. Eine technisch sinnvolle Lösung des Problems könnten Batteriewechsel-Stationen sein, an denen genormte Batterie-Sätze in der Zeit einer normalen Betankung ausgetauscht würden. Allerdings: „Die müssten in der Ferienzeit riesige Mengen geladener Batterien auf Lager haben, angesichts der Batteriepreise von rund 10.000 Euro eine wirtschaftliche Zwickmühle.“

Wie ernst die Verbraucher das Problem nehmen, signalisiert ihre Bereitschaft, dafür in die eigene Tasche zu greifen. Zwei von drei der befragten Chinesen wären willens, Geld für Ladestationen in der eigenen Kommune auszugeben. In den anderen Regionen ist die Freigiebigkeit mit Anteilen zwischen 33 und 39 % zwar nicht ganz so stark entwickelt, aber immer noch recht ausgeprägt. In Deutschland und Japan wäre nur knapp ein Viertel der Befragten zum persönlichen Engagement bereit.

Bei der Kaufmotivation zeigen die Verbraucher über alle Regionen hinweg eine ähnliche Nähe wie bei der Kaufzurückhaltung. „Weltweit wichtigste Triebfeder für die Investition in ein Elektromobil ist die Angst vor steigenden Benzinpreisen, in den meisten Ländern mit deutlichem Abstand vor der Sorge um den Klimawandel“, stellt Jean-Francois Tremblay, Mitverfasser der Studie, fest. Lediglich in China seien das Spritsparen (86 %) und die Umwelt (82 %) nahezu im Gleichgewicht. Staatliche Anreize zum Kauf spielen hingegen in Deutschland mit 66 % (globaler Durchschnitt: 58 %) die größte Rolle.

Dass die große Mehrheit der potenziellen Elektromobilisten lieber kaufen als leasen würde, erstaunt Fuß: „Die Verbraucher erkennen offenbar nicht die andere Struktur dieser Automobile. Beispielsweise eröffnet das Leasing für den enormen Anteil, den die Batterie am Kaufpreis hat, günstigere Möglichkeiten der Finanzierung auf der Zeitachse – so, wie wir es bereits seit langem bei der Nutzung von Mobiltelefonen kennen.“ Doch das hat die Studie ebenfalls ergeben: „Die meisten Konsumenten wissen relativ wenig über die neuen, alternativen Automobilkonzepte, zu denen schließlich auch noch Brennstoffzellen-Autos und gasbetriebene Fahrzeuge zählen.“

Zwischen einem Drittel und der Hälfte der Befragten hatten noch nie etwas über die Technik der Elektro- oder Hybridautomobile gehört, und bei den anderen alternativen Antriebstechniken sah es kaum besser aus. „Die Unkenntnis über die Wirksamkeit und Funktion der unterschiedlichen Antriebe verunsichert den potenziellen Käufer bei seiner Entscheidung für eines der Konzepte“, befürchtet Fuß. „Etwas mehr Aufklärung wäre an dieser Stelle ganz hilfreich.“

Die englischsprachige Studie steht als kostenloser Download online zur Verfügung.

(Ernst & Young / ml)