Unternehmensinsolvenzen: Zunahme der Pleiten keineswegs ein Drama

Die Zahl der Insolvenzen steigt nach wie vor: Im ersten Halbjahr 2010 meldeten die deut­schen Amtsgerichte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes knapp 16.500 Un­ter­neh­menspleiten. Das sind zwar 2 % mehr als im ersten Halbjahr 2009, ein Indikator für die konjunkturelle Lage sei diese Steigerung der Firmenpleiten jedoch keineswegs. Die Wirtschaft sei robuster, als es die Zahlen suggerieren, behaupten die Experten des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Unternehmen, die in Schwierigkeiten sind, lebten meist eine Zeit lang von der Substanz, bis der Gang zum Insolvenzgericht unvermeidlich wird, so die Experten des Instituts Daher laufe die Zahl der Firmenpleiten der konjunkturellen Entwicklung üblicherweise ein Jahr hinterher. Insofern seien die jetzt gemeldeten 2 % alles andere als dramatisch. Nach dem tiefsten Einbruch der Wirtschaft in der bundesdeutschen Geschichte habe man mit einem weitaus kräftigeren Anstieg der Insolvenzzahlen gerechnet.

Diese These wird auch von den Werten für den letzten Monat des ersten Halbjahres gestützt: Im Juni 2010 wurden lediglich 2752 Insolvenzen von Unternehmen gemeldet. Das entspricht einem Rückgang um 1,3 % gegenüber Juni 2009.

Anlass zu Optimismus gibt laut IW auch die positive Entwicklung der Forderungsausfälle: So beliefen sich nach Angaben der Gerichte die voraussichtlichen offenen Forderungen der Gläubiger für das erste Halbjahr 2010 auf 21,2 Milliarden Euro gegenüber 24,4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2009. Der Rückgang um 13 % weist nach Meinung des Kölner Wirtschaftsinstituts darauf hin, dass im ersten Halbjahr 2010 weit weniger große Betriebe zahlungsunfähig wurden, als im ersten Halbjahr 2009. Dies sorge auch dafür, dass weniger Jobs auf der Kippe stehen.

Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen war im ersten Halbjahr 2010 übrigens weitaus stärker gestiegen. Sie lag absolut gesehen bei 53.864 Fällen und damit um 11,6 % höher als im ersten Halbjahr 2009.

Zusammen mit den Insolvenzen von anderen privaten Schuldnern und Nachlässen summierte sich die Gesamtzahl der Insolvenzen auf insgesamt 84 502 Fälle, das waren 7,2 % mehr als im ersten Halbjahr 2009.

(Statistisches Bundesamt / IW Köln / ml)