Einkaufsmanager-Index EMI: Deutsche Wirtschaft wächst erneut langsamer

Bereits im August war eine Verlangsamung des Wachstums erkennbar. Im September verstärkte sich der Effekt. So ließen deutlich abgeschwächte Steigerungsraten in der Produktion und bei den Auftragseingängen den Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) des Bundesverbands Materi­al­wirt­schaft, Einkauf und Logistik (BME) gegenüber August saisonbereinigt um 3,1 Zähler auf 55,1 absacken. Einen niedrigeren Wert wies der Index zuletzt im Januar (53,7) aus. Sorgen seien dennoch nicht angebracht, beruhigen die BME-Experten, denn der Index notiere immer noch weit über der Stagnationsmarke von 50. Trotz der aktuellen Delle im Wachstum verlaufe der Aufschwung robust.

Für die abflachende Wachstumsdynamik gibt es mehrere Gründe. Einerseits schwächte sich der Geschäftsverlauf im Investitions- und Vorleistungsgüterbereich ab, andererseits mussten die Konsumgüterhersteller erstmals seit acht Monaten wieder markante Einbußen hinnehmen.

Die meisten Experten sind sich einig, dass die Konjunkturkurve in Deutschland über 2010 hinaus weiter nach oben zeigt. „Da sich die Rohstoffe weltweit verteuern, mussten die deutschen Industriebetriebe im September einen starken Kostenanstieg hinnehmen. Damit dürften auch die Beschaffungspreise langfristig anziehen“, warnt Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des BME, und mahnt, die deutschen Einkäufer seien gut beraten, ihr Risikomanagement den neuen Entwicklungen anzupassen.

Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirt der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) prognostiziert zwar, dass die Exportnachfrage an Dynamik verlieren werde, glaubt aber dennoch, dass das Wachstum ausreichen wird, um weitere Arbeitsplätze zu schaffen. Es sei wahrscheinlich, dass im Verlauf des kommenden Jahres die Zahl der Erwerbslosen auf unter 2,5 Millionen falle, so die Ökonomin.

Der EMI weist im September die 15. Produktionssteigerung in Folge aus. Allerdings gab der entsprechende Teilindex ein weiteres Mal nach und landete mit 54,5 (August: 60,5) auf dem niedrigsten Wert seit Oktober 2009 (54,4). Während sich die Wachstumsrate im Investitions- und Vorleistungsgüterbereich lediglich abschwächte, kam es bei den Herstellern von Konsumgütern erstmals seit elf Monaten wieder zu Produktionseinschränkungen.

Bei den Auftragseingängen mussten sowohl Global Player als auch kleine und mittlere Unternehmen den zweiten Monat in Folge empfindliche Einbußen hinnehmen. Die anhaltende Vorsicht der Kunden hinsichtlich des weiteren Konjunkturverlaufs sowie die nachlassende Exportnachfrage bescherten ihnen laut BME im September mit 53,1 (57,6) den niedrigsten Anstieg seit 14 Monaten. Der Teilindex Exportbestellungen wies mit 52,2 (54,3) den schwächsten Zuwachs seit Beginn der Belebung des Auslandsgeschäfts vor genau einem Jahr aus.

Der Jobaufbau beschleunigte sich im September (54,5) nochmals leicht und fiel erneut überdurchschnittlich stark aus. Ausschlaggebend für die 6. Aufstockung in Folge waren die höhere Auslastung und die gestiegenen Produktionsanforderungen. Die Auftragsbestände legten zwar mit der niedrigsten Rate seit November 2010 zu. Der Teilindex notierte jedoch deutlich über der neutralen Wachstumsmarke von 50.Im September wurde ein Wert von 53,8 erreicht.

Hartnäckige Lieferengpässe infolge der anhaltend kräftigen weltweiten Nachfrage nach Rohstoffen und Vormaterialien ließen die durchschnittlichen Lieferzeiten den 14. Monat in Folge anwachsen. Auch der dadurch ausgelöste Aufbau von Sicherheitslagern ließ die Bestände an Vormaterialien erneut kräftig steigen. Die Einkaufsmenge wurde jedoch insgesamt nicht mehr ganz so stark ausgeweitet wie im Vormonat (54,0 nach 58,3 im August), was an dem verringerten Zuwachs an Neuaufträgen lag. Die Verkaufspreise konnten zwar stärker angehoben werden als im August, der Wettbewerbsdruck sorgte jedoch dafür, dass die Anhebung der Verkaufspreise abermals markant schwächer ausfiel als der Anstieg der Einkaufspreise.

(BME/ml)

Der Markit/BME Einkaufsmanager-Index (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland und erscheint unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik. Er beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern aus der verarbeitenden Industrie in Deutschland.