Deloitte-Energiereport: Energiebranche vor zahlreichen Herausforderungen

Deutsche Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien ha­ben nach Ansicht der Experten der Wirtschaftsprüfungs- und Be­ra­tungs­gesellschaft Deloitte ernsthafte Probleme, qualifizierte Fach­kräfte für ihren Bereich zu finden. Die Suche nach geeigneten Mit­ar­beitern ist allerdings nur eines von vielen Themen eines trag­fähigen Energiekonzepts der Zukunft. Der aktuelle Deloitte-Report Energy Predictions 2011 beleuchtet die Energiefrage deshalb von ganz un­terschiedlichen Seiten, jedoch immer mit Blick auf die kon­kreten Perspektiven einzelner Energieträger. Wie die Stu­di­en­au­toren au­ßer­dem betonen, gehe es nicht nur um die Förderung aller Er­neu­er­baren Energien, sondern auch um eine sachliche Diskussion hin­sichtlich der Auswirkungen auf den Strompreis.

Entscheidend sei zudem die Frage nach der Grid Parity, dem Zeitpunkt, an dem Strom aus erneuerbaren Quellen preislich auch ohne Förderung konkurrenzfähig wird. Überdies seien die fortgesetzte Erschließung fossiler Brennstoffe und die Atomkraftnutzung an bestimmte Bedingungen gebunden, wenn sie zukunftsfähig sein wollen, so die Autoren weiter.

Themen des Reports

  • Was wird im Bereich M&A (Firmenübernahmen und Fusionen) passieren?
  • Wie sind die Aussichten für Erneuerbare Energien?
  • Wie werden die Potentiale der Wasserenergie-Gewinnung aussehen?
  • Wie werden die technologischen Sprünge und Grenzen die E&P-Operationen (Erkundung und Produktion) beeinflussen?
  • Was passiert mit Elektroautos?

„Der globale Energiehunger ist gewaltig. Gerade die aufstrebenden Länder setzen vorwiegend auf fossile Energieträger. Allein in Asien werden sich die Raffineriekapazitäten zwischen 2011 und 2015 um beeindruckende 2,75 Millionen bbl/d (barrels per day) erweitern, umreißt Hans Günter Wolf, Partner und Leiter Energy & Resources bei Deloitte die mittelfristigen Entwicklungen. Nach massiven M&A-Aktivitäten der Chinesen in Afrika, Asien und Südamerika folge nun ein Investitionsschub staatlicher Konzerne aus Russland, Südkorea und Brasilien, bevor nun Indien und die GUS-Staaten aktiv werden, warnt Wolf.

Bei den „klassischen“ Energieträgern Öl, Kohle und Erdgas sei eine deutliche Ostwärts-Bewegung zu beobachten. So wurden schon 2009 alle fünf neu entstandenen Raffinerien in Nahost bzw. Asien in Betrieb genommen. Insgesamt entwickeln laut Studie die ostasiatischen Länder den größten Hunger nach Öl, asiatische Ölgesellschaften besitzen mittlerweile eine enorme Marktmacht. Neue Tiefbohr-Technologien versprechen die Erschließung weiterer Vorkommen und sichern den Wettbewerbsvorsprung einzelner Konzerne.

Der Atomkraftnutzung gegenüber sei vor allem der Osten aufgeschlossen – nicht zuletzt auch die Ölstaaten und China, mahnen die Studienautoren. Allerdings müssten jene Nationen, die ihre nukleare Infrastruktur erst aufbauen, große Herausforderungen bewältigen. So seien zu Beginn erhebliche Investitionen erforderlich, was die Energie zuerst teurer als ihr fossiles Pendant macht. Zudem sei die Entsorgungsfrage nach wie vor ungelöst – und es mangle auch hier an geeigneten Experten.

Bei der Photovoltaik und CSP (Concentrating Solar Power) ist laut Studie die Frage, in welchem Maß sie sowohl gewerblich als auch für private Nutzung ökonomisch erschlossen werden können bzw. wann dies möglich sein wird. Zudem müsse die Infrastruktur deutlich ausgebaut werden. Wasser hingegen werde nicht nur unmittelbar für Energie genutzt, sondern sei unverzichtbarer Bestandteil nahezu jeglicher Energieproduktion und daher eine umso kostbarere Ressource: In den nächsten 15 Jahren werden laut Studie 70 % des verfügbaren frischen Trinkwassers durch die Weltbevölkerung konsumiert werden, im Jahr 2025 über 90 %.

Ein Hoffnungsträger ist das sogenannte unkonventionelle Gas: Erdgas, das an besonders unzugänglichen Stellen vorkommt und entsprechend schwer zu fördern ist. Nachdem die Industrie nun in der Lage ist, diese Vorkommen wirtschaftlich zu erschließen, stehen – über die konventionellen Gasfelder hinaus – erhebliche zusätzliche Gasmengen zur Verfügung, unter anderem in Australien, China und Kanada. Die Studie mahnt jedoch, die Förderung sei allerdings mit Umweltrisiken verbunden und auch die allgemeine Akzeptanz konkreter Erschließungsprojekte sei keineswegs garantiert.

Die Energiewirtschaft ist ein wichtiger Arbeitgeber. Auch und vor allem alternative Energien gelten deshalb als Jobmotor von morgen. Gerade hier kommt es auf entsprechende Qualifikationen an: Die Europäische Union, insbesondere Deutschland, kämpft schon heute gegen einen deutlichen Fachkräftemangel. Auch in den USA und Kanada gewinnt dieses Problem an Relevanz – hier ist die Politik mit entsprechenden Konzepten gefordert.

„Ein konkretes Beispiel dafür, dass sich in der Energiefrage etwas bewegt, ist der Trend zu Hybrid- und komplett elektrisch betriebenen Fahrzeugen – ein Trend, der sich in den nächsten Jahren weiter verstärken und die Fahrzeugbranche nachhaltig verändern wird“, so das abschließende Fazit Hans Günter Wolfs.

Eine Kurzfassung des Reports steht als kostenloser Download im Internet bereit. Der komplette Report kann bei Deloitte per E-Mail (hier) angefordert werden.

(Deloitte / ml)