Straßenbeleuchtung: 100 Millionen Euro Einsparpotenzial für Kommunen

Die Kommunen in Deutschland müssen in den kommenden Jahren einen großen Teil ihrer Straßenbeleuchtung modernisieren. Setzen sie dabei auf stromsparende neue Leucht­mit­tel und Beleuchtungskonzepte, kann sich die Modernisierung sogar mehr als auszahlen: Wie eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewater­houseCoopers (PwC) ergab, lassen sich auf diese Weise nämlich bundesweit gut und gerne mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr sparen.

Die von PwC für die Studie insgesamt befragten 341 Städte und Gemeinden betreiben rund 1,6 Millionen Straßenlaternen, deutschlandweit gibt es schätzungsweise neun Millionen kommunale Leuchten (Straßenlaternen, Wandlampen und andere). Allein für Strom geben die befragten Kommunen je Straßenlaterne im Mittel rund 55 Euro jährlich aus. Allerdings ist die Streuung erheblich: Während in den 25 % der Kommunen mit dem niedrigsten Energieverbrauch nicht mehr als 280 Kilowattstunden (kWh) je Laterne und Jahr anfallen, benötigen die 25 % am oberen Ende der Skala zwischen 400 kWh bis über 600 kWh. Würden alle befragten Kommunen einen mittelfristig realisierbaren Good-Practice-Wert von 270 kWh erreichen, ergäbe sich allein beim Strom ein Einsparvolumen von rund 22 Millionen Euro oder rund 20 % pro Jahr.

Am sparsamsten wären Beleuchtungen mit sogenannten Leuchtdioden (LEDs). Für Beleuchtungszwecke ausreichend leistungsfähige LEDs sind allerdings noch relativ neuartige Leuchtmittel und entsprechend teuer in der Anschaffung. Das ist nach Meinung von Gerrit Birkemeyer, PwC-Experte für kommunale Energieversorgung und Straßenbeleuchtung derzeit noch ein Hindernis für den Einsatz, denn davon einmal abgesehen gilt: „Mit einer kompletten Umstellung der Beleuchtungsanlagen auf LED-Technik ließen sich die Stromkosten je Laterne sogar um 30 bis 50 Prozent reduzieren.“ Außerdem sind LED-Leuchten bislang noch nicht für alle Anwendungsgebiete geeignet.

Die erfassten Gesamtkosten je Leuchte belaufen sich laut Studie im Mittel auf 92 Euro pro Jahr. In dieser Summe sind neben dem Energieverbrauch auch die Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung enthalten. Allerdings machte nur knapp jede zehnte befragte Kommune Angaben über Abschreibungen und Kapitalkosten. Würden diese in die Berechnung einbezogen, stiegen die Gesamtkosten nach Meinung der PwC-Experten im Durchschnitt um schätzungsweise 30 %.

Um einen Straßenkilometer zu beleuchten, geben die befragten Kommunen im Mittel zwischen 2100 Euro pro Jahr (Landstadt mit weniger als 5000 Einwohnern) und 3600 Euro (Großstadt) aus. Doch auch der Vergleich zwischen Städten gleicher Größenklasse zeigt deutliche Unterschiede. So schwanken die Gesamtkosten je Straßenkilometer in den 21 analysierten Großstädten zwischen 3200 Euro und 4800 Euro.

Die erheblichen Kostenunterschiede je Straßenkilometer sind nicht nur auf Faktoren wie Anzahl und Art der aufgestellten Straßenlaternen oder die jeweils gezahlten Strompreise zurückzuführen, sondern auch auf das Beleuchtungsmanagement der Kommunen. „Niedrige Gesamtkosten sprechen nicht zwingend für eine intelligente Straßenbeleuchtung. Viele Städte und Gemeinden schalten Laternen einfach aus und lassen ganze Straßenzüge im Dunkeln“, kritisiert Birkemeyer. Von dieser Komplettabschaltung mache immerhin jede vierte Kommune Gebrauch. Gut 30 % der befragten Kommunen schalten in einigen Straßen nur jede zweite Laterne ein, eine unter Verkehrsexperten wegen des Entstehens von Dunkelfeldern besonders umstrittene Maßnahme.

Allerdings setzen die meisten Kommunen – zumindest ergänzend – auf flexiblere Energiesparmethoden. Knapp 80 % verwenden Dämmerungsschalter, 55 % schalten zweilampige Leuchten auf einlampigen Betrieb um. Erst sehr wenige Kommunen nutzen innovative Technologien wie Bewegungsmelder (drei der 341 Kommunen) oder die Einschaltung per Anruf (vier Kommunen).

Für eine Modernisierung der Straßenbeleuchtung sprechen jedoch nicht nur wirtschaftliche Gründe. Viele Laternen haben bei einem Durchschnittsalter von 21 Jahren auch das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht. Zudem schafft die Ökodesign-Richtlinie der EU vielerorts Handlungsdruck: Ab 2015 dürfen viele ineffiziente Leuchtmittel nicht mehr hergestellt werden. Betroffen sind unter anderem die Quecksilberdampf-Hochdruckleuchten, von denen in den befragten Kommunen noch rund 450.000 Exemplare im Einsatz sind. Gut 60 % (199 Kommunen) planen derzeit den Austausch der betroffenen Leuchten, wobei die Erneuerung bei 112 Befragten erst nach dem Jahr 2015 abgeschlossen sein soll.

Wirklich abzusehen ist der Umfang der in den Kommunen anstehenden Modernisierung aber derzeit noch nicht, wie PwC-Experte Birkemeyer betont: Immerhin wusste jede dritte befragte Kommune noch nicht, ob sie ihre Straßenbeleuchtung aufgrund der Ökodesign-Richtlinie aus Brüssel erneuern muss.

Basis der von der EU geforderten Modernisierung sind die Richtlinie 2009/125/EG des europäischen Parlaments und die Verordnung (EG) Nr. 245/2009 der EU-Kommission.

(PwC / ml)