Wilde Ferienwohnungen: Berliner Hoteliers und Anwohner sind sauer

© automatika - Fotolia.com
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Die Berliner Hoteliers und viele Einheimische sind sauer: In der Hauptstadt werden immer mehr Wohnungen in billige private Ferienwohnungen verwandelt. Das ist gut für die Touristen, aber schlecht für die Berliner Hoteliers – sie befürchten Wettbewerbs­verzerrungen. Auch die Einheimischen ärgern sich, denn sie müssen allzu oft unfreiwillig Hotelservice spielen, z. B., wenn des Nachts alkoholumnebelte Touristen ihre Wohnung suchen. Wir sprachen mit DEHOGA-Präsident Willy Weiland und Anwohner Daniel Dagan über das brisante Thema.

Willy Weiland ist allerdings bei diesem Thema zwiegespalten, denn als Verbandspräsident des DEHOGA Berlin hat er zwar die Interessen der Verbandsmitglieder, also des professionellen Beherbergungsgewerbes zu vertreten, er weiß aber auch, dass sich gerade junge Leute die teuren Hotelzimmer der Metropole oft gar nicht leisten könnten. Deshalb ist er kein Befürworter eines Verbots der „wilden“ Ferienwohnungen, sondern lediglich gegen einen überbordenden Wildwuchs, der irgendwann ganz automatisch zulasten der Branche ginge.

Solange diese Angebote – wie bisher – vor allem Gäste nach Berlin locken, die ohne die Billigangebote die Stadt erst gar nicht hätten besuchen können, profitieren die Hotels langfristig sogar von den Angeboten, denn es ist zu erwarten, dass viele der jungen Besucher die Stadt immer wieder mal besuchen werden. Und mit zunehmendem Alter wird der eine oder andere von ihnen lieber ein komfortables Hotelzimmer mit Rundumservice buchen, statt einer preiswerten Wohnung ohne Service.

Deutlich verärgerter sind viele Berliner Mieter, von denen einige während der Urlaubszeit bereits eine Minderheit in ihren Wohnhäusern bilden. Daniel Dagan, Journalist und selbst Betroffener, nimmt kein Blatt vor den Mund: Er ärgert sich gewaltig über nachts an seiner Türe klingelnde Touris, die nach der Party angetrunken ihre Wohnung nicht mehr finden und über Mülltüten auf den Gängen, die vor der Abreise eben mal schnell in den Hausgang gestellt werden.

Daniel weiß natürlich, dass viele der Touristen selbst Opfer sind: Oft müssen sie von einer unbesetzten Rezeption aus ihre Hunderte von Metern entfernten Wohnungen finden – inmitten verwinkelter Wohnkomplexe mit nichts anderem in der Hand als einem Zettel mit ein paar spärlichen Hinweisen. Auch die Müllcontainer sind in Berliner Hinterhöfen nicht immer da, wo ein Fremder sie vermuten würde.

Bleibt zu hoffen, dass aus dem Trend kein Dauerzustand wird. Dazu könnte auch das Berliner Beherbergungsgewerbe beitragen, wenn es für junge Leute mit schmalem Geldbeutel mehr bezahlbare Angebote zur Verfügung stellen würde.

(ml)