PwC-/Weltbank-Studie: Steuerbelastung deutscher KMU nahezu unverändert

Die Steuer- und Abgabenlast für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist zwar weltweit gesunken. Inner­halb der letzten sechs Jahre profitierten Betriebe in 123 von insgesamt 183 Staaten von niedrigeren Steuersät­zen, einer Vereinfachung des Steuersystems und weni­ger Bürokratie. Dies gilt jedoch nicht für mittelständische Firmen in Deutschland, wie die Studie Paying Taxes 2012 zeigt. Sie wurde von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zusammen mit der Weltbank und der International Finance Corporation (IFC) erarbeitet.

In den Jahren 2010 und 2011 vereinfachten weltweit 33 Staaten das Zahlen von Steuern. Allein 23 Länder führten Online-Systeme zur Steuererklärung bzw. -zahlung für Unternehmen ein oder erweiterten bestehende Systeme um neue Merkmale. Der Anteil aller Steuern und Abgaben am Unternehmensgewinn (Total Tax Rate bzw. TTR) fiel im Jahr 2010 im globalen Durchschnitt auf 44,8 %. Die Zahl der Steuertermine sank auf 28,5 pro Jahr, während der notwendige Zeitaufwand für die Steuer- und Abgabenverwaltung in den Unternehmen nunmehr bei 277 Stunden liegt.

In den vergangenen sechs Jahren haben die Regierungen damit weltweit erhebliche Fortschritte bei der Steuerentlastung und -vereinfachung gemacht. In der Studie von 2006 lag die TTR im weltweiten Durchschnitt um 8,5 Prozentpunkte höher als heute. Der Zeitaufwand fiel seither um 54 Stunden, die Zahl der Steuertermine reduzierte sich um fünf.

Die Studie vergleicht jährlich die durchschnittliche Steuer- und Abgabenbelastung sowie die indirekten Folgekosten der Steuerbürokratie. Dabei wird ein für alle Staaten einheitliches, repräsentatives Modellunternehmen mit einem Bruttogewinn von 20 % des Umsatzes zugrunde gelegt. Für den Steuersatzvergleich werden alle betrieblichen Steuern herangezogen, die ein Unternehmen zahlt – in Deutschland sind das gut 14.

Im internationalen Vergleich hat sich die Wettbewerbsfähigkeit des Steuerstandorts Deutschland allerdings kaum verbessert. Im Gesamtranking, das neben der TTR auch den Verwaltungsaufwand der Unternehmen bei der Erfüllung ihrer steuerlichen Pflichten sowie Anzahl der Steuerzahlungen in einer Durchschnittsnote zusammenfasst, ist Deutschland gegenüber der Vorjahresstudie um lediglich zwei Positionen auf Rang 86 geklettert.

Die TTR sank dabei geringfügig von 48,2 % auf 46,7 %. Grund ist im Wesentlichen die vorübergehende Verbesserung der Abschreibungsmöglichkeiten. Dennoch liegt die deutsche Steuer- und Abgabenquote noch immer über dem weltweiten Durchschnitt (44,8 %) und auch über dem Mittelwert der EU (43,4 %). Im weltweiten TTR-Ranking verschlechterte sich Deutschland sogar etwas von Platz 128 im Vorjahr auf derzeit Platz 130.

Modellfall für die Analyse der deutschen Verhältnisse war ein Produktionsunternehmen mit 60 Arbeitnehmern und Sitz in Berlin. Untersucht wurden alle Steuern und Abgaben, die dieses Produktionsunternehmen zahlt, also neben offen ersichtlichen Steuern (Gewerbesteuer, Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag) auch versteckte Steuern und Abgaben wie der Arbeitgeberanteil am Sozialversicherungsbeitrag sowie Energiesteuer, Grundsteuer, Versicherungsteuer und Lkw-Maut. Das Ergebnis: Auf jeden Euro, den das Modellunternehmen an Gewerbesteuer und Körperschaftsteuer zu zahlen hätte, kämen versteckte Steuern in Höhe von 1,45 Euro oben drauf.

Auch der für die Bürokratie anfallende Zeitaufwand nahm im Vergleich zum Vorjahr sogar etwas zu (221 Stunden statt 215 Stunden im Vorjahr). In den kommenden Jahren dürfte der Zeitaufwand allerdings durch die Verpflichtung der Unternehmen, ihre Steuerbilanz elektronisch zu erstellen und an das Finanzamt zu schicken (sogenannte E-Bilanz) noch deutlich stärker steigen.

Die englischsprachige Studie steht per Download kostenfrei im Internet bereit. (Quelle: PwC/ml)