Nach Jahren der Anstrengung, die Wirtschaft davon zu überzeugen, ältere Mitarbeiter nicht mehr abzuschreiben, sondern mit altersgerechter Gestaltung des Arbeitsplatzes im Unternehmen zu halten, signalisiert nun die Politik mit der Rente ab 63, ältere Arbeitnehmer seien für den aktiven Arbeitsmarkt nicht mehr tauglich. Das verärgert vor allem jüngere Arbeitnehmer und Unternehmer, wie uns Corinna Trips, Pressesprecherin der Wirtschaftsjunioren Deutschland im Interview bestätigt.
Auch wenn die Initiatoren der Rente mit 63 aus den Reihen der SPD beteuern, diese Reform der Reform solle lediglich Arbeitnehmern, die 45 Jahre und länger in die Rentenkasse einbezahlt haben, Gerechtigkeit widerfahren lassen, ist deren Signalwirkung – hart und ohne Sozialromantik formuliert – diese: Ältere Arbeitnehmer sind für den Arbeitsmarkt nicht mehr tauglich – also raus damit.
Schockiert? Ja. Denn zahlreiche Studien jüngeren Datums belegen das genaue Gegenteil. Dass ein Dachdecker mit 65 nicht mehr auf Dächern herumklettern sollte, bezweifelt niemand, aber ältere Arbeitnehmer besitzen spezifische Fähigkeiten, die den Unternehmen nützen und die jüngere Arbeitnehmer nicht bieten können. Deshalb entdecken die Unternehmen gerade eben das Thema altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung. Zusammen mit dem schlagkräftigen Argument, dass ältere Mitarbeiter den Fachkräftemangel entschärfen können, war die Diskussion um ältere Mitarbeiter auf dem besten Weg, diesen wieder mehr Respekt und Anerkennung in den Betrieben zu verschaffen – ein Gewinn für Arbeitnehmer und Unternehmen.
Viel Zeit und Kraft haben die Wirtschaftsjunioren geopfert, um diesen Meinungsumschwung in den eigenen Reihen und in der gesamten Wirtschaft in Gang zu bringen. Dass alle diese Bemühungen nun von einem ideologisch motivierten Schachzug der Sozialdemokraten zunichtegemacht werden, ärgert Corinna Trips, Pressesprecherin der Wirtschaftsjunioren, sehr.
Außerdem, so die Berlinerin weiter, verletze die Rente mit 63 eklatant die Generationengerechtigkeit. Die Jüngeren müssten ohnehin schon die riesige Staatsverschuldung schultern. Nun kämen auch noch die Kosten einer vorgezogenen Verrentung hinzu. Mit dem Versenden von 2000 Postkarten an Abgeordnete des Deutschen Bundestags versuchen deshalb die Wirtschaftsjunioren den Bundestag zu veranlassen, die Generationengerechtigkeit als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern.
Wie ernst ist diese Aktion zu nehmen? Welches Gewicht haben die Wirtschaftsjunioren als Verband? Tatsächlich dürften außerhalb von Wirtschaftskreisen wohl die Wenigsten von dem Verband bereits gehört haben. Dabei stellt er mit über 10.000 Mitgliedern ein respektables eigenständiges Netzwerk junger Unternehmer dar, deren Mitglieder nicht nur in Wirtschaftsfragen aktiv sind, sondern sich auch mit gesamtgesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen. Ein Schwerpunkt der Wirtschaftsjunioren ist die berufliche Beratung junger Menschen an den Schulen, um diesen den Einstieg in das Arbeitsleben zu erleichtern. (ml)