Arbeitskreis Industrie 4.0: Der Mittelstandsbeirat fordert Industrieinformatiker

Der Arbeitskreis „Industrie 4.0“ im Mittelstandsbeirat hat vergangenen Donnerstag ein Papier unterzeichnet und dem BMWi übergeben, das sich das Ministerium hinter den Spiegel stecken darf: Die mittelständischen Unternehmer stellen darin sehr klare Forderungen zur Industrie 4.0, namentlich in den Kernbereichen Bildung, Breitbandausbau, Technologie, Finanzierung und Marketing.

Die deutlichen Worte des Arbeitskreises lassen schließen, dass sich die Mitglieder ziemlich einig gewesen sein dürften. Unterzeichnet sind die Forderungen von Dr. Ute Bergner (Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der VACOM Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH in Jena), Dr. Michaela Harlander (Geschäftsführerin der genua GmbH für IT- und Netzwerksicherheit), Bertram Kawlath (Geschäftsführer des Familienunternehmens Schubert & Salzer, u.a. Steuerungstechnik und -software), Dr. Jochen Stöbich (Stöbich Brandschutz GmbH) sowie der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW).

Neben dem überfälligen Breitbandausbau („flächendeckende Versorgung der Industrie mit 500 bis 1000 MBit/s“), Finanzierungserleichterungen (Forschungsförderung etc.) ist der Schwerpunkt Bildung besonders bemerkenswert. Der Arbeitskreis verweist auf die dringende Notwendigkeit fachübergreifender Studien- und Ausbildungsgänge zum Fachinformatiker oder Industrieinformatiker. Diese Ausbildung müsse außerdem unbedingt in der Fläche stattfinden – denn dort ist der Mittelstand. Hinzu kommen Fachkräfte aus dem Ausland. Der Arbeitskreis wörtlich: „Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung und eine entsprechende Willkommenskultur!“

Nicht weniger deutlich äußert sich das Papier zum Thema Standards, wo Open-Source-Modelle gefordert werden. Denn Protokolle für die Industriekommunikation sind de facto bereits im Einsatz; für den Mittelstand ist die eigene Implementierung aber meist schwierig und kostspielig.

„Durch Schaffung von quelloffenen Referenzimplementierungen (‚Open Source‘), deren Nutzung den Unternehmen frei stünde, könnte man den Einsatz solcher Technologien erheblich beschleunigen und in der Breite fördern.“

Insgesamt sieht der Arbeitskreis den Mittelstand zwar als sehr viel flexibler als Großunternehmen, doch könnten diese durch Skaleneffekte eher profitieren. Auch ein Standort im ländlichen Raum dürfe nicht zum Handicap für kleine und mittlere Unternehmen werden.

Die Forderungen des Arbeitskreises „Industrie 4.0“ im Mittelstandsbeirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gibt es beim BMWi als PDF zum Herunterladen. (Quelle: BMWi/red)