Messestandorte in Nordrhein-Westfalen: Was die Messe­land­schaft NRW 2019 zu bieten hat

Die Themen reichen von Kunst­stoff und Kaut­schuk über mo­der­ne Druck­ver­fahren und Ver­packungs­tech­no­logie bis hin zu den glo­ba­len Trends aus der Welt der Le­bens­mittel und Ge­tränke. Eine Reihe der welt­weit be­deu­tend­sten Fach­messen und Kon­gresse haben hier ihre Heimat. Ein Rund­gang durch den Terminkalender.

Die Welt trifft sich an Rhein und Ruhr

Von Dirk Bongardt

Ruhrgebiet und Rheinland stehen, wenn das Gespräch auf Messen und Kongresse kommt, oft im Schatten der niedersächsischen Hauptstadt Hannover. Das Fachpublikum selbst weiß allerdings besser, dass Dortmund, Essen, Köln und Düsseldorf eine ganze Reihe bedeutender Messen für nahezu alle Branchen und Interessen ausrichten. Ob Spezialisten sich über die globalen Trends bei der Nahrungsmittelproduktion informieren wollen, ob ihr Metier die Arbeit mit Kunststoff und Kautschuk ist oder die Energieerzeugung: In Nordrhein-Westfalen finden sie eine entsprechende Messe – nicht selten eine, die als internationale Leitmesse ihrer Branche gilt.

Die Bandbreite an Themen scheint unerschöpflich, inhaltlich richten sich die Veranstaltungen an Konsumenten, Händler, Dienstleister und Vertreter der unterschiedlichsten produzierenden Gewerbe. Die Übersicht auf dieser Seite beschränkt sich deshalb notwendig auf einzelne Highlights an den jeweiligen Standorten.

Köln: Marketing und Organisation, gute Fotos, gutes Essen

Die Foto-, Video- und Imaging-Branche trifft sich bislang alle zwei Jahre in Köln zur Photokina. Das wird sich von 2019 an ändern: Ab da verschiebt sich der Termin vom September in den Mai, und die Photokina findet nun auch alljährlich statt. In den beiden Sparten Consumer Imaging und Professional Imaging nutzen Vertreter der Fotowirtschaft die Gelegenheit, neue Produkte vorzustellen: Etliche Innovationen, die im Laufe der Jahre die Film- und Fotoszene entscheidend geprägt haben, sind hier zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit präsentiert worden: der Super-8-Film, die Pocketkamera, später die Kodak Photo CD, noch später die ersten digitalen Kameras.

Nach wie vor alle zwei Jahre treffen sich Vertreter der Nahrungsmittelindustrie und Ernährungswirtschaft in Köln zur Anuga, das nächste Mal im Oktober 2019. Die Food-Schau vereint unter ihrem Dach zehn Fachmessen von Fine Food über Meat und Organic bis hin zu Culinary Concepts. Die Messe richtet sich ausschließlich an Fachbesucher aus der Ernährungsbranche, es gibt keine Publikumstage. Zuletzt konnte die Anuga und 165.000 Fachbesucher aus 198 Ländern anlocken, die sich über die Angebote von 7400 Ausstellern aus 107 Ländern informierten.

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazin­reihe „IT-Unternehmen aus der Region stellen sich vor“. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen Einzel­heften bekommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Im Herbst 2018 lieft auch die internationale Leitmesse für Office und Objekt, die Orgatec in Köln. Heute gehören zum Ausstellungsangebot Büroausstattung und -einrichtung, Licht, Bodenbeläge, Akustik, Medientechnik und eine ganze Reihe von Dienstleistungen rund um Büro und Objekt, zum Beispiel Planung, Betrieb und Service. Daneben gehören Ordnungs-, Präsentationssysteme, Accessoires und Software zu den ausgestellten Angeboten. Alle zwei Jahre treffen sich hier rund 50.000 Fachbesucher, über 350 Aussteller stellen ihre Waren und Dienstleistungen vor, das nächste Mal vom 27. bis zum 31. Oktober 2020.

Marketer treffen sich in Köln jährlich zur DMEXCO, einer Fachmesse für digitales Marketing und Werbung, die aus der bis 2008 in Düsseldorf abgehaltenen OMD hervorgegangen ist. Hier dreht sich alles um die Online-Vermarktung, von Tracking und Targeting über Social, Search und E-Mail-Marketing bis zur Werbung in modernen Bewegtbildformaten. Zuletzt haben 40.700 Fachbesucher die Messe besucht. Die DMEXCO findet alljährlich im September statt.

Dortmund: Start-ups, Recruiting, Instandhaltung und mehr

Jungen Unternehmern und jungen qualifizierten Fachkräften bietet Dortmund zwei Messen: Die Initiale richtet sich an Start-ups und Gründer, die ihr Unternehmen voranbringen wollen; die Messe soll Starter mit den richtigen Partnern zusammenbringen. Im Eintrittspreis ist der Zugang zu rund 40 Fachvorträgen enthalten. Die Initiale findet seit 2013 jährlich im Kongresszentrum der Westfalenhallen Dortmund statt, 2019 am 11. Oktober. Von Studenten für Studenten organisiert wird dagegen die Unternehmenskontaktmesse konaktiva. Sie findet auf dem Messegelände der Westfalenhallen statt und bietet Studenten und jungen Akademikern die Chance, in direkten Kontakt zu Personalverantwortlichen unterschiedlichster Unternehmen zu treten. Vom 6. bis zum 8. November fand das Event bereits zum zwanzigsten Mal statt. Personalverantwortliche auf der Suche nach Fachkräften haben hier eine reale Chance, qualifizierte künftige Mitarbeiter zu finden. 2017 waren rund 180 große und mittelständische Unternehmen auf der konaktiva vertreten, die Studenten und Absolventen aller Fachrichtungen suchten.

Jährlich im Februar treffen sich in Dortmund Industrievertreter zur Leitmesse für industrielle Instandhaltung maintenance.Das Konzept setzt auf eine Vielfalt an Themenschwerpunkten wie Digitalisierung im Zeitalter von Industrie 4.0, Predictive Maintenance und Ersatzteilmanagement. Damit sind KMU und Konzerne, lokale und internationale Unternehmen gleichermaßen angesprochen. In diesem Jahr konnte die Messe 4041 Fachbesucher anlocken. Am 20. und 21. Februar 2019 gibt es im Rahmen der maintenance Dortmund zum zweiten Mal den Ausstellungsbereich WorkSafe für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit in der Industrie.

Serie: Messestandorte
Teil 1 geht gleich einmal die Schwergewichte an: Berlin und Hannover, wo IFA und Hannover Messe sich um Aussteller und Besucher bewerben. Und was wird aus der Cebit? Eine Vorschau auf die erste TWENTY2X sagt, was der Nachfolger zunächst vorhatte, ein Update schildert die Neuplanung 2021. Teil 2 blickt nach Bayern, wo die Nürnberger it-sa München ein ordentliches Stück vom IT-Kuchen weggeschnappt hat. In Augsburg könnte die Experience Additive Manufacturing etwas werden, und im Herbst stehen SPS und Heim+Handwerk an. Teil 3 setzt sich ins Auto und besucht die Messezentren Frankfurt am Main und Stuttgart, speziell die TechWeek im November. Teil 4 fährt weiter zur Westfalenhalle und sortiert die Messelandschaft in NRW. Österreich wiederum hat seinen Schwerpunkt klar in Wien, aber auch Innsbruck oder Salzburg bieten interessante Fachmessen und -kongresse. Die Maker Faires wiederum haben ihren Platz im Schwerpunktbeitrag zur Maker-Szene. Als Extras gibt es noch einen Ratgeber Messeplanung für die CES in Las Vegas und eine Analyse der Möglichkeiten virtueller Messen.

Essen: Energie, Automatisierung, Sicherheit und Zukunft

Als Deutschlands „größte Smart Energy Themenwelt“ beschreiben die Veranstalter die E-World energy & water, die alljährlich im Februar stattfindet. Die Themen sind innovative Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft, von der Erzeugung über Transport und Speicherung bis zu Handel, Effizienz und grünen Technologien. Rund die Hälfte der über 600 Aussteller sind Energiedienstleister, dann folgen die Bereiche Informationstechnologie, Energiehandel, Mobilität und Speicher. Rund 10 % der Aussteller gehören zu den Energieerzeugern. Parallel zur Messe findet auch ein Fachkongress statt. In der Regel binden die Veranstalter am letzten Messetag außerdem eine Recruiting-Veranstaltung in das Programm ein, bei der Studenten und Absolventen die Gelegenheit haben, mit Unternehmen der Energiebranche in Kontakt zu kommen.

Auf ein regionales Publikum konzentriert sich die Automatisierungsmesse all about automation, die jährlich im Juni stattfindet. Komponenten- und Systemhersteller, Distributoren und Dienstleister der industriellen Automatisierungstechnik können sich hier mit den Anwendern aus den Regionen Rhein und Ruhr vernetzen. Im Juni 2018 waren das in Essen 130 Aussteller. Regionalmessen unter dem gleichen Motto richtet der Veranstalter übrigens auch in Hamburg, Friedrichshafen und Leipzig aus.

Die Digitalisierung des Mittelstands steht beim Digital Future Congress im Mittelpunkt, der am 8. November 2018 erstmals nach Essen kam. Die Aussteller informierten über ihre Leistungen zu allen Kernbereichen der Digitalisierung: IoT, CRM, ERP, DMS etc. Über 120 Aussteller, Speaker, Podiumsdiskussionen, Keynotes und Workshops bildeten die Plattform, auf der sich die Teilnehmer über Best-Practice-Lösungen und neue Digitalisierungsstrategien austauschten. In den vergangenen Jahren fand der Digital Future Congress bereits erfolgreich in Frankfurt und Bielefeld statt, der nächste Halt wird abermals Frankfurt sein (14. Februar 2019).

Auf der Security Essen, der Leitmesse für Sicherheit, geht es alle zwei Jahre im September um sämtliche Themen der Sicherheits- und Brandschutzbranche. Zeitgemäß legte die Messe 2018 einen Schwerpunkt auf Cybersecurity, mit einer eigenen Cybersecurity-Konferenz und einem Nonstop-Vortragsprogramm zu diesem Themenkomplex. Erstmals fand 2018 am ersten Messetag auch ein Karriereforum statt, auf dem Studenten, Auszubildende, Umschüler und Absolventen zu Unternehmen der Sicherheitswirtschaft in Kontakt treten konnten.

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Wenn im Oktober 2019 die nächste K beginnt, soll sie fertig sein: die neue multifunktionale Messehalle in Düsseldorf, die das Architektenbüro slapa oberholz pszczulny (sop) derzeit baut. Am Eingang Süd empfängt dann ein 7800 m² großes, durchscheinendes Vordach die Besucher. (Bild: CADMAN – Messe Düsseldorf)

Düsseldorf: Druck, Handel und Industrie

Die Leitmesse mit dem kürzesten Titel findet in Düsseldorf statt: Auf der K geht es um alle Themen, die für die Kunststoff- und Kautschukindustrie relevant sind. Die Themenschwerpunkte liegen bei Maschinen und Ausrüstungen, Roh- und Hilfsstoffen, Halbzeugen, technischen Teilen, verstärkten Kunststofferzeugnissen und Dienstleistungen. Im Dreijahresrhythmus, als Nächstes wieder vom 16. bis zum 23. Oktober 2019, trifft sich die Branche, für das kommende Jahr rechnen die Veranstalter mit rund 3000 Ausstellern. Rund 230.000 Fachbesucher aus aller Welt besuchten die K im Jahr 2016.

Auf eine noch höhere Besucherzahl kam im selben Jahr die drupa, die weltgrößte Messe für Printmedien: 260.165 Besucher besuchten nach Angaben der Veranstalter die Leistungsschau der Druck- und Druckmedienindustrie. Die drupa findet alle vier bis fünf Jahre statt, die nächste gibt es vom 16. bis zum 26. Juni 2020 in Düsseldorf. Thematisch teilen sich die Inhalte auf in Print, Packaging Production, Functional Printing, 3D Printing, Future Technologies und Industrial Printing. Die Hauptbesuchergruppen stammen aus der Druck- und Verpackungsindustrie, bereits die drittgrößte Besuchergruppe der drupa kommt nach Veranstalterangaben aber aus den vertikalen Märkten.

Speziell an Fachbesucher aus dem Handel richten sich die jährliche Eurocis und die in Abständen von drei Jahren stattfindende Euroshop, die das nächste Mal vom 16. bis zum 20. Februar 2020 stattfindet. Während die Euroshop den gesamten Investitionsbedarf des Handels abzudecken versucht, geht es bei der Partnermesse Eurocis speziell um Themen der Retail Technology. Vor allem die Euroshop ist seit ihrem Start 1966 deutlich gewachsen, bei den letzten drei Veranstaltungen waren jeweils über 100.000 Besucher zugegen, die sich die Leistungen und Produkte von über 2000 Ausstellern ansehen konnten.

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Dirk Bongardt hat vor Beginn seiner journalistischen Laufbahn zehn Jahre Erfahrung in verschiedenen Funktionen in Vertriebsabteilungen industrieller und mittelständischer Unternehmen gesammelt. Seit 2000 arbeitet er als freier Autor. Sein thematischer Schwerpunkt liegt auf praxisnahen Informationen rund um Gegenwarts- und Zukunftstechnologien, vorwiegend in den Bereichen Mobile und IT.


Dirk Bongardt, Tel.: 05262-6400216, mail@dirk-bongardt.de, netknowhow.de

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