Unternehmensfinanzierung: Studie bestätigt Schwierigkeiten bei der Finanzierung

Die Unternehmen in Deutschland sehen sich über alle Größen­klassen hinweg weiter vor erhebliche Herausforderungen bei der Finanzierung gestellt. Das zeigt die Unter­neh­mens­be­fra­gung 2010 der KfW Bankengruppe. Die Finanzierungsprobleme sind laut Studie gravierend. Zwar besteht bislang noch keine flächendeckende Kreditklemme, aber viele Unternehmen planen – nach dem massiven Einbruch der Investitionen im Jahr 2009 – derzeit eine Ausweitung ihrer Investitionen. Dieser Investitionsschub wird zwangsläufig die Nachfrage nach Krediten steigen lassen. Die Wirtschaft befürchtet nun, dass sich viele Kreditinstitute bei der Kreditvergabe verstärkt zurückhalten könnten.

Gründe für eine solche Zurückhaltung könnten schwache Eigenkapitalausstattungen der Institute aufgrund der deutlichen Ratingverschlechterungen sowie gestiegene Ausfallrisiken auf der Unternehmensseite liefern. Die ohnehin schwierige Finanzierungssituation der Unternehmen würde sich dadurch weiter verschärfen. Dies könnte die Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung belasten.

Dass die Angst nicht grundlos ist, zeigt die Unternehmensbefragung 2010. Demnach hat sich die Finanzierungssituation der Unternehmen im vergangenen Jahr nochmals erheblich verschlechtert. 42 % der Unternehmen berichten von Erschwernissen bei der Kreditaufnahme. Im Jahr zuvor waren es noch 35 %.

Während große, exportorientierte Unternehmen bereits seit Beginn der Krise über Probleme klagen, berichten in der aktuellen Befragung auch Unternehmen aller anderen Größenklassen, aber insbesondere sehr kleine Unternehmen von deutlich erschwerten Bedingungen bei der Kreditaufnahme. Diese sehr kleinen sowie die großen Unternehmen mussten im vergangenen Jahr besonders häufig eine Verschlechterung ihrer Ratingnote hinnehmen.

Höhere Anforderungen der Kreditinstitute an die Dokumentation von Vorhaben, die Offenlegung von Informationen sowie die Stellung von Sicherheiten sind laut Studie mehr noch als im Jahr zuvor die wesentlichen Erschwernisse bei der Kreditaufnahme. Besonders stark trifft es die sehr kleinen Unternehmen: Sie klagen häufiger als andere über Schwierigkeiten, überhaupt einen Kredit zu erhalten.

„Das allgemeine Aufatmen, die Krise sei in ihrem Kern gemeistert, kommt zu früh“, klagt denn auch Handelsverbandschef Stefan Genth und fordert: „Die Stabilisierungsprogramme für die Wirtschaft aus dem Deutschlandfonds sollten über das Jahr 2010 hinaus fortgesetzt werden.“. Priorität hätten die stärkere Förderung des Eigenkapitalaufbaus und die Verschiebung verschärfter Anforderungen an die Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung der Banken.

Genth warnt: „Die Umfrageergebnisse beschreiben eine höchst fragile Unter­nehmens­finan­zierung, die droht, selbst bei kleineren neuen externen Schocks zusammenzubrechen.“ Im Vergleich zum Vorjahr hinterlasse die Krise nun auch deutliche Spuren in der Binnenwirtschaft, bei Einzelhändlern und Dienstleistern. Die Kreditklemme sei nur temporär abgewendet. Genth weiter: „Die Umfrage zeigt deutlich, dass große Teile der Wirtschaft in den Startlöchern stehen, um zu investieren.“ Doch angesichts der deutlich schlechteren Eigenkapitalsituation bei den Unternehmen und den erheblichen Belastungen für die Kreditinstitute in den kommenden Monaten drohe weiter eine Angebotslücke bei der Unternehmensfinanzierung. Die Reserven bei den Unternehmen seien aber ausgereizt. Bleibe eine ausreichende Finanzierung aus, käme sie konjunkturelle Erholung zum Erliegen.

Die KfW Bankengruppe führte die Unternehmensbefragung 2010 bereits zum neunten Mal durch. An der Umfrage waren neben der KfW weitere 26 führende Wirtschaftsverbände beteiligt, darunter der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Befragt wurden rund 4600 Unternehmen.

Die Studie steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.

(KfW/ml)