Unternehmerinnen II: Im Internet Frauen bei Firmenkrediten klar im Vorteil

Frauen als Geschäftskundinnen werden von Banken noch immer diskriminiert, kritisiert das Deutsche Institut für Wirtschafts­for­schung (DIW) in Berlin. Ihre Chancen auf einen Kredit bei Kredit­instituten sind Studien zufolge geringer als die von Männern, die Konditionen oft deutlich schlechter. Nicht so auf Internet-Kredit­märk­ten, wie eine neue Studie des Instituts beweist: Hier haben Frauen mindestens so gute Kreditchancen, wie Männer. Die Un­ter­su­chung zeige – so Prof. Dr. Dorothea Schäfer und Nataliya Barasinska, die beiden Autorinnen der Studie – dass innovative Kredit­märkte im Internet die traditionelle Diskriminierung von Frauen als Unter­neh­merin­nen überwinden können.

2005 wurde in Großbritannien die erste Internet-Kreditplattform gegründet. Seitdem sind weltweit Dutzende solcher Plattformen entstanden, die zusammen ein Kreditvolumen von etwa einer Milliarde Dollar bewegen. „Im Vergleich zu traditionellen Kreditmärkten ist das natürlich sehr bescheiden“, räumt DIW-Finanzexpertin Nataliya Barasinska zwar ein. „Aber diese sogenannten Peer-to-Peer-Netzwerke haben Vorteile für beide Seiten – Kreditnehmer und Kreditgeber. Und sie werden immer beliebter.“

Für ihre Untersuchung haben die beiden Wissenschaftlerinnen die Vergabe von Geschäftskrediten bei smava analysiert, der größten deutschen Kreditplattform im Internet. Zwar sind Geschäftskredite auf innovativen Kreditmärkten noch in der Minderheit: „Die meisten der im Internet vermittelten Kredite sind Konsumentenkredite, zum Beispiel für neue Möbel.“ Trotzdem werden auf der untersuchten größten deutschen Kreditplattform smava im Schnitt 44 Geschäftskredite pro Monat vermittelt. Und dabei haben Frauen oft bessere Karten als Männer, so die beiden Autorinnen.

„Wir haben alle für die Kreditvergabe relevanten Faktoren untersucht“, erklärt Nataliya Barasinska. Alter, Beschäftigung, Bundesland, Geschlecht und Schufa-Klasse sind auf den Internet-Kreditmärkten für alle potentiellen Kreditgeber einsehbar. Alle diese Faktoren spielen also potenziell eine Rolle bei der Kreditvergabe. Das Ergebnis ist eindeutig: Über alle Schufa-Klassen hinweg haben Frauen etwas bessere Chancen als Männer, einen Geschäftskredit zu erhalten. Besonders stark ist dieser Effekt bei höheren Summen jenseits von 10.000 Euro.

Dieses Ergebnis steht im klaren Gegensatz zu den – genau genommen skandalösen – Befunden der Studien über die Kreditvergabe im klassischen Bankgeschäft. Sie zeigen, dass Banken bei Geschäftskunden zu einer Diskriminierung von Frauen neigen. „Die Ursachen dafür können in geschlechtsspezifischen Klischees liegen“, vermutet Nataliya Barasinska. „Viele glauben wohl noch immer, dass Frauen schlechtere unternehmerische Fähigkeiten haben.“ Auf Internet-Kreditmärkten würden diese Klischees offenkundig keine Rolle mehr spielen.

Ausführliche Informationen zu den Studienergebnissen bietet die Ausgabe 31/2010 der DIW-Publikation Wochenbericht. Die Publikation steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.

(DIW / ml)