Berufsbildungsbericht 2014: Mangelnde Ausbildungsreife Jugendlicher bereitet den Betrieben Probleme

Dr. Carsten Linnemann, MdB
Dr. Carsten Linnemann, MdB

Der Berufsbildungsbericht 2014 alarmiert die Politik: Während qualifizierte Jugendliche vermehrt an die Hochschulen streben, stecken weniger qualifizierte Jugendliche – oft trotz Schulabschluss – im ei­gent­lich für Jugendliche ohne Schulabschluss gedachten Übergangssystem fest. Wir baten Dr. Carsten Linnemann, Bundestagsabgeordneter und Vor­stands­mit­glied der Mit­tel­stands- und Wirt­schafts­ver­ei­ni­gung der CDU/CSU, um eine Erklärung.

Zwei Widersprüche, eine Ursache: Während Zehntausende Lehrstellen unbesetzt sind, „parkt“ eine knappe Viertelmillion Jugendlicher im sogenannten Übergangssystem. Und: Während die Wirtschaft einen Fachkräftemangel beklagt, erreicht die Zahl der Ausbildungsverträge einen historischen Tiefststand. Welcher Jugendliche soll das noch verstehen?

Die Antwort der Wirtschaft ist ebenso simpel wie einleuchtend. Es liegt an der schwindenden Ausbildungsreife vieler Schulabgänger. Die Lösung kann daher nur darin bestehen, die Schulabgänger wieder fitter für eine Ausbildung zu machen, ohne die Fördermaßnahmen für Jugendliche ohne Schulabschluss zurückzufahren. Immerhin habe sich das Übergangssystem mit all seinen vielfältigen Maßnahmen, von der Berufsgrundbildung über Einstiegsklassen bis hin zu Bewerbungstrainings für Jugendliche ohne Schulabschluss durchaus bewährt, lobt Bundestagsabgeordneter Linnemann.

Der Mittelstandsexperte weist aber gleichzeitig auf eine weitere Gefahr für einen ausgeglichenen Ausbildungsmarkt hin: Die untere Altersgrenze des Mindestlohns von 18 Jahren könnte seiner Meinung nach dazu führen, dass sich ältere Jugendliche in strukturschwachen Regionen lieber für einen Hilfsjob mit Mindestlohn als für eine Ausbildungsstelle ohne Mindestlohn entscheiden. Der Paderborner Politiker plädiert deshalb für eine Regelung nach dem niederländischen Modell mit einer unteren Altersgrenze von 23 Jahren.

Auf die Frage nach der Bedeutung der anstehenden Europawahl für den Mittelstand gab der Mittelstandspolitiker der Hoffnung Ausdruck, dass der Trend zu rechten Parteien sich durch eine offene Diskussion über Probleme der europäischen Freizügigkeit stoppen lasse. (ml)

Teil 1 des Interviews mit Dr. Carsten Linnemann zum Thema „Rente mit 63“ finden Sie hier.