Dr. Carsten Linnemann: Rente mit 63 ist das falsche Signal

Dr. Carsten Linnemann, MdB
Dr. Carsten Linnemann, MdB

Die Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre durch die rot-grüne Regierung im Jahr 2006 war eine längst überfällige Reform. Nun macht ausgerechnet eine schwarz-rote Regierungskoalition eine Rolle rückwärts. Wir fragten Dr. Carsten Linnemann, Mitglied des Deutschen Bundestags und des Bun­des­vorstands der Mittelstands- und Wirt­schafts­ver­ei­ni­gung der CDU/CSU nach seiner Sicht dieser Kehrtwende unter dem Motto „Rente mit 63“.

Nein, der Paderborner Politiker ist kein Freund der Rente mit 63. Das macht er schon mit den ersten paar Sätzen klar. Er hält diese Reform der Reform für ein völlig falsches Signal, nicht nur an die Arbeitnehmer, sondern auch an so manchen Arbeitgeber, wie er betont. Dieser politische Schritt zurück könnte seiner Einschätzung nach eine fatale Welle der Frühverrentung auslösen.

Dabei zeigten aktuelle Zahlen, so der Bundestagsabgeordnete weiter, dass viele zwangsverrentete Arbeitnehmer keineswegs kürzer, sondern sogar länger arbeiten möchten. Gründe dafür gibt es viele und sehr unterschiedliche. Tatsache ist, dass Unternehmen einem Arbeitnehmer bei Erreichen der Altersgrenze zwar nicht kündigen müssen, dann aber auch keine Möglichkeit haben, später aus Altersgründen zu kündigen. Die in diesem Fall für beide Seiten sinnvolle Möglichkeit einer befristeten Weiterbeschäftigung oder – bei Neueinstellung eines Rentners – eines befristeten Arbeitsvertrags ist derzeit nicht zulässig, obwohl eine Befristung im Interesse beider Parteien läge.

Linnemann sieht deshalb in der Einführung befristeter Arbeitsverträge für Rentner einen zentralen Lösungsansatz. Außerdem fordert der Mittelstandspolitiker die Beseitigung einer Reihe von Ungereimtheiten bei Beschäftigungsverhältnissen für Rentner, so die Abschaffung der auch für Rentner anfallenden Renten- und Arbeitlosenversicherungsbeiträge. Diese seien einst aus ordnungspolitischen Gründen in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit beschlossen worden, aber angesichts des heutigen Fachkräftemangels ordnungspolitisch überflüssig und inhaltlich nicht begründbar.

Der Mittelstandsexperte erwartet darüber hinaus von einer solchen Entrümpelung und Flexibilisierung der Altersbeschäftigung einen positiven Nebeneffekt auf den gesamten Arbeitsmarkt. Eine Zunahme der Beschäftigungsverhältnisse von Rentnern würde nämlich eine Entschärfung des Fachkräftemangels bedeuten, durch die zusätzliche Arbeitsplätze entstehen könnten. (ml)

Teil 2 des Interviews mit Dr. Carsten Linnemann zum Thema „Mangelnde Ausbildungsreife Jugendlicher bereitet den Betrieben Probleme“ finden Sie hier.