Coffeepolitan, Teil 2: Existenzgründer müssen vom Kunden her denken

Florian Schmid-Lindner, Coffeepolitan
Florian Schmid-Lindner, Coffeepolitan

Eine Kombination aus einem BWL- und Jurastudium sollte eigentlich der Garant dafür sein, als Gründer alles richtig zu machen. Aber stimmt das? Im zweiten Teil unseres Interviews mit Florian Schmid-Lindner, dem Berliner Gründer der Kaffeerösterei Coffeepolitan geht es nicht um Kaffee, sondern um die harten Lehren aus der Gründungsphase, um Illusionen und Ernüchterungen, um Lichtblicke und Ausblicke.

Als Florian Schmid-Lindner, studierter BWLer und Jurist 2009 zum ersten Mal konkret über eine Gründung nachdachte, lockte ihn vor allem der Gedanke, aus der Routine seines gut bezahlten Jobs beim Schweizer Staat auszubrechen. Drei Jahre später, 2012, nahm der Plan konkrete Formen an und die Vorbereitungen begannen. 2013 erfolgte die Gründung der Rösterei Coffeepolitan. Die Finanzierung des Start-ups erfolgte komplett mit Eigenmitteln. Lediglich einige Fördermittel flossen in das junge Unternehmen.

Was in der Rückschau sein größter Fehler gewesen sei, wollten wir von Schmid-Lindner wissen. „Ich glaubte, die Welt würde auf mein Produkt warten“, bekennt er freimütig. Heute würde er viel stärker aus Kundensicht planen und vor einer Gründung die Produkte erst „testen, testen, testen“.

Der Vorteil eines Produkts müsse dem Kunden ins Auge springen, rät unser Gesprächspartner allen Gründern. Seine Produkte seien viel zu erklärungsbedürftig. Schon die Form der Verpackung sei ein Fehler gewesen, bedauert Schmid-Lindner, denn sie erinnere die Kunden an Pulverkaffee, also das genaue Gegenteil dessen, was sein Kaffee sei.

Hat sich die Gründung für Florian Schmid-Lindner rentiert und die erhoffte Freiheit gebracht? Das Resümee des Berliners fällt zwiespältig aus: „Hätte ich gewusst, wie wild die Existenzgründung wird, wäre ich im alten Job geblieben und hätte weiter Däumchen gedreht.“ Richtig rentieren, glaubt er, wird sich das Unternehmen bestenfalls in zwanzig, dreißig Jahren. Allerdings – auch daran lässt er keinen Zweifel – ist er verdammt stolz auf seine Firma. Zu Recht, denn sein Produkt ist hervorragend. 

Den ersten Teil unseres Interviews mit Florian Schmid-Lindner finden Sie hier. (ml)