Gründerwettbewerbe in Bayern und Thüringen: Wie Bayern und Thüringen ihre Gründer anschieben

Die Gründer­wettbewerbe von Uni­versi­täten, Wirt­schafts­verbänden und Spar­kassen holen junge Start-ups ins Rampen­licht. Neben Prämien und prak­tischer Unter­stützung zählt vor allem die öffent­liche Auf­merk­sam­keit. Hier sind die wichtigsten regio­nalen Pitches und Preise für neue Ideen und Geschäftsmodelle.

Startbeschleuniger für Hightech-Ideen

Von Mehmet Toprak

Bayerische Städte gelten als Eldorado für die Hightech-Wirtschaft, München, Passau oder Nürnberg bieten jungen Unternehmen eine enorm attraktive Umgebung. Gerade aus der Landeshauptstadt kommen viele Start-ups. Aber Regionen wie Thüringen holen auf. Erfurt oder Jena bieten inzwischen ebenfalls gute Bedingungen Innovationen und Hightech. Die zahlreichen Gründerwettbewerbe in Bayern und Thüringen tun ein Übriges, um junge Unternehmen zu fördern.

Die praktischen Dinge zuerst

Doch wo viele Wettbewerbe, da ist auch viel Konkurrenz. Umso wichtiger ist es, dass Gründer sich nicht auf eine gute Geschäftsidee verlassen, sondern überzeugend auftreten und ihr Handwerk beherrschen.

Immer wieder hört man Ratschläge wie den, man müsse für die Vision brennen, Rückschläge hinnehmen und einfach weitermachen oder an sein Vorhaben glauben. Das sind teils Binsenweisheiten, teils Bärendienste. Vergessen wird dabei, dass es manchmal die ganz simplen und praktischen Dinge sind, die Unternehmensgründer weiterbringen. Dazu gehören beispielsweise die richtigen Software-Werkzeuge. Sehr beliebt sind Collaboration-Tools wie Slack für die Kommunikation der Mitarbeiter oder Aufgabenverwaltungen wie Trello. Auch CRM– und Projektmanagement-Software gehören zur sinnvollen Ausstattung. Bürosoftware auf Cloud-Basis trägt dazu bei, dass die Kollegen effizient miteinander arbeiten können, auch wenn sie nicht alle im selben Büro sitzen.

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German Bionic gewann den Bayerischen Gründerpreis 2019 in der Kategorie Start-up mit einem Exoskelett, das seinen Träger vor Überlastung schützt. (Bild: GBS German Bionic Systems)

Die wichtigsten Wettbewerbe

Nachfolgend finden Sie eine Reihe von Gründerwettbewerben und Pitches im Postleitzahlenbereich 8 und 9 in alphabetischer Folge. Wer einen überzeugenden Businessplan hat und auch das kaufmännische Handwerk im Geschäftsalltag beherrscht, kann durch die Teilnahme an diesen Ausscheidungen einen kräftigen Schub und gute Publicity bekommen.

  • Augsburg Start-up Slam: Unter dem Stichwort „Augsburg gründet“ können Gründer und junge Unternehmen sich vernetzen und Ideen austauschen. Wer eine coole Geschäftsidee hat, bewirbt sich für den Start-up Slam. Die besten Einreichungen präsentieren ihre Geschäftsidee persönlich bei einem Pitch. → https://2019.augsburg-gruendet.de
  • Bayerischer Gründerpreis: Die nach eigenen Angaben „bedeutendste Auszeichnung für Gründer und Unternehmer“ verleihen die Zeitschrift Stern, die Sparkassen, das ZDF und Porsche. Die oberste Stufe stellt der Deutsche Gründerpreis dar, auf Landesebene folgt der Bayerische Gründerpreis und dann gibt es sogar noch den Niederbayerischen Gründerpreis. Die eingereichten Geschäftspläne werden von einer unabhängigen Expertenjury unter die Lupe genommen. Die Preise gehen jeweils an die drei besten Konzepte. Die Preisgelder betragen insgesamt bis zu 7250 Euro. Die Gewinner 2019 waren FMS Future Mobility Solutions aus Gaimersheim (Kategorie „Konzept“), die noris network AG aus Nürnberg („Aufsteiger“), GBS German Bionic Systems aus Augsburg („Start-up“) und die Ziegler Holding GmbH aus Plößberg („Nachfolge“). → www.unternehmerkonferenz.bayern
  • BayStartUp: Hinter BayStartUp stehen die Fördervereine Innovatives Unternehmertum Nordbayern und Innovatives Unternehmertum Südbayern. Die Initiative richtet diverse Businessplan-Wettbewerbe aus, vor allem im Hightech- und IKT-Bereich. Der Wettbewerb Nordbayern etwa gibt allen Bewerbern schriftliches Feedback zu ihren Ideen und Businessplänen. Die Jury besteht aus Kapitalgebern, Unternehmern und Insidern der Gründerszene. Zudem veranstaltet BayStartUp Workshops und Seminare für die jungen Unternehmer. Die Sieger werden von der Jury nach einer Analyse des Geschäftsplans mittels Punktesystem ermittelt.
    Ganz ähnlich ist auch der Businessplan-Wettbewerb Schwaben aufgebaut. Er konzentriert sich auf Bewerber aus Bayerisch Schwaben und Landsberg am Lech. Die drei Bestplatzierten haben die Möglichkeit, Siegerprämien in Höhe von insgesamt 2250 Euro einzuheimsen.
    Auch München hat einen eigenen Businessplan-Wettbewerb von BayStartUp. An Start-ups aus Niederbayern, Altötting und Mühldorf wendet sich wiederum der Businessplan Wettbewerb Ideenreich. Die Siegprämien für die besten Geschäftsideen liegen bei insgesamt 2500 Euro. Auch hier gibt eine Expertenjury schriftliches Feedback zu den eingereichten Konzepten. Der Schwerpunkt der Bewertung liegt auf den Aspekten Geschäftsidee und Kundennutzen. Gründerteams schicken eine Geschäftsskizze von etwa sieben Seiten ein. → www.baystartup.de
  • get started 2gether: Der Wettbewerb gibt Start-ups in Thüringen die Möglichkeit, sechs Monate lang Labore, Technika und Geräte in Forschungseinrichtungen zu nutzen. Zudem werden die Gründer von Wissenschaftlern mit Rat und Tat begleitet. So können Start-ups aus den Bereichen Forschung und Hightech ihre Verfahren oder Produkte zur Marktreife bringen. Für die Wettbewerbsrunde Anfang 2020 stellt das Land Thüringen insgesamt rund 600.000 Euro zur Verfügung. Getragen wird der Wettbewerb vom Thüringer Wissenschaftsministeriums und dem Forschungs- und Technologieverbund Thüringen. → https://www.ftvt.de
  • Gründerpreis Ingolstadt: Das Logo weist schon darauf hin, dass es sich auch beim Ingolstädter Gründerpreis um eine Variante des Deutschen Gründerpreises handelt (siehe oben). Bewerber müssen einen vollständigen Businessplan von maximal 15 Seiten einreichen. Dem Sieger winken Sach- und Geldpreise von insgesamt bis zu 10.000 Euro. Zusätzlich unterstützen Experten beim Businessplan und bieten kontinuierliche Beratung bei der Umsetzung. Doch auch wer nicht zu den Gewinnern gehört, bekommt Hilfe: Die Teilnehmer können Kontakte zu Kapitalgebern, Branchenexperten oder Anwälten knüpfen und Seminarveranstaltungen besuchen. → https://gruenderpreis-in.de/
  • Gründerpreis Rosenheim: Veranstaltet wird der Gründerpreis von der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer sowie der Stadt und dem Landkreis Rosenheim. Teilnehmer reichen ihren Businessplan ein und stellen der Jury ihr Konzept in einer Kurzpräsentation vor. Zu gewinnen gibt es für die drei Spitzenreiter Geldpreise von insgesamt 3500 Euro, daneben ein Basispaket für ein Corporate Design, ein zweitägiges Coaching und sozusagen als Goodie einen Chefsessel. Zusätzlich gibt es 3500 Euro für den Sonderpreis „Digital“. Die Veranstalter versprechen außerdem professionelle Workshops, Unterstützung beim Aufbau des Businessplans sowie die Vermittlung wichtiger Kontakte. Gewinner 2019 war das Start-up Tjiko – auch wenn es noch nicht auf der etwas schwerfälligen Webpräsenz steht. → www.gruenderpreis-rosenheim.de
  • Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern: Das GZDN kombiniert die Hochschulstandorte Passau, Landshut und Deggendorf. Ziel ist es, Start-ups und KMU bei der Digitalisierung zu unterstützen. Wertvolle Geldprämien stehen bei den zahlreichen Veranstaltungen des GZDN nicht im Mittelpunkt. Statt sich durch Auswahlverfahren von Wettbewerben zu kämpfen, kann man bei den Workshops, Challenges oder Pitches Trends und Know-how sammeln, Kontakte knüpfen und Ideen austauschen. In Passau wird beispielsweise regelmäßig eine Pitch Night veranstaltet, bei der Start-ups ihre Projekte vorstellen können. 2019 war die Pitch Night dem Thema künstliche Intelligenz gewidmet. → https://www.gzdn.de
  • Gründungsideenwettbewerb der Universität Erfurt: Mit dem GiW will der Erfurter Gründerservice Absolventen auf dem Weg zum eigenen Unternehmen unterstützen. Interessenten, die hier studiert haben, können ein „klassisches Ideenpapier“ oder ihr Geschäftskonzept einreichen. Auch Videobewerbungen sind willkommen. Aus den Einreichungen wählt eine Jury zunächst die besten sechs Ideen bzw. Gründerteams. Diese stellen ihr Konzept vor der Jury in einem Pitch vor. Die besten zwei erhalten eine Geldprämie, die anderen Sachpreise. Außerdem bekommen alle Teilnehmer qualifiziertes Feedback zu ihrer Geschäftsidee sowie zusätzliche Beratungsleistungen. → www.uni-erfurt.de/gruenderservice/
  • Guide: Explizit an Existenzgründerinnen wendet sich der Guide Contest. Obwohl es einen Pitch gibt, stehen nicht unbedingt Gewinnen und Siegerprämien im Mittelpunkt. Qualifizierte Teilnehmerinnen erhalten vielmehr „gründungsbezogene Sachpreise“ sowie Workshops und Einzelberatung bei der Realisierung ihres Projekts. → www.guide-muenchen.de
  • Hochsprung: Der Name steht für das „Entrepreneurship-Netzwerk der bayerischen Hochschulen“. Der Award hält für die drei besten Teams Geldprämien in Höhe von insgesamt 5000 Euro bereit. Dazu werden zunächst sechs Teams ausgesucht, die ihre Geschäftsidee anschließend vor Publikum und Jury mit einem Pitch vorstellen. Auch Einzelpersonen können sich bewerben. Die Geschäftsidee sollte dabei auch eine positive Wirkung auf die Gesellschaft haben. Außerdem soll das Projekt oder die Idee im Rahmen der universitären Arbeit entstanden sein. Teilnehmen können Gründer, die eine kurze Projektskizze schicken und dabei auch das Gründerteam vorstellen. → https://hoch-sprung.de
  • Innovationspreis Bayern: Dieser Preis ist eine Initiative des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags sowie der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern. Er wird alle zwei Jahre für herausragende innovative Leistungen verliehen. Bewerben können sich auch Start-ups, die jünger als fünf Jahre sind. Es gibt bis zu sieben, allerdings undotierte, Haupt- und Sonderpreise. Die Preisträger werden dafür in einem Kurzfilm vorgestellt, den die Unternehmen für ihre Werbung nutzen können. → www.innovationspreis-bayern.de
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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag ist zuerst in unserer Magazin­reihe „IT-Unternehmen aus der Region stellen sich vor“ erschienen. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen bereits verfügbaren Einzel­heften bekommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Interview: Gründerwettbewerbe als Türöffner

Das 2011 gegründete Unternehmen Celonis will mit Process-Mining-Technologie die Geschäftsabläufe in Unternehmen optimieren. Das Münchner Start-up ist eines der ganz wenigen deutschen Einhörner (Gründungen, die mit über einer Milliarde US-Dollar bewertet werden) und hat schon zahlreiche Awards eingeheimst. Es ist inzwischen mit Büros in San Francisco, New York und London auch international sehr erfolgreich. Bastian Nominacher, Mitgründer und Co-CEO erklärt, wie man die ersten Jahre übersteht.

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Bastian Nominacher ist Mitgründer und Co-CEO des Start-ups Celonis. Der Bäckersohn hat nach der Ausbildung zum IT-Systemkaufmann das Abitur nachgeholt, um Wirtschaftsinformatik, Finanzmathematik und International Business zu studieren.Celonis ist heute Marktführer im Bereich der Enterprise Performance Acceleration.


Celonis SE, Theresienstraße 6, 80333 München, Tel.: (089) 416159670, info@celonis.de, www.celonis.de

MittelstandsWiki: Waren die Preise, die Celonis erhalten hat, eine wirkliche Hilfe?

Bastian Nominacher: Natürlich kann man als Start-up auch ohne Awards erfolgreich sein, aber wir bei Celonis haben die Preise als sehr hilfreich empfunden. Zum einen natürlich aus finanzieller Sicht, aber noch wichtiger für uns war die mediale Aufmerksamkeit durch die Verleihungen. Das hilft als Türöffner sowohl bei der Gewinnung von Investoren als auch bei der Kundenakquise.

MittelstandsWiki: Worauf kommt es bei einem erfolgreichen Pitch an? Oder einer Bewerbung bei einem Gründerwettbewerb?

Nominacher: Die Awards haben sehr unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Anforderungen, auf die man bei der Bewerbung auch explizit eingehen sollte. Gleichzeitig muss man als Unternehmen aber darauf achten, authentisch zu sein und seiner eigenen Vision treu zu bleiben – auch mit dem Risiko, nicht immer allen zu gefallen.

MittelstandsWiki: Gibt es typische Fehler von Start-ups?

Nominacher: Besonders schwierig sind für Start-ups häufig die begrenzten Ressourcen in Bezug auf Kapazitäten und Finanzen. Da kann es schwerfallen, Prioritäten richtig zu setzen. Mein Tipp an dieser Stelle ist, sich vor allem auf die Bedürfnisse der Kunden zu konzentrieren und den Blick nicht zu stark auf mögliche Investoren zu richten. Nur so kann man ein Produkt entwickeln, das Kunden einen echten Mehrwert bringt. Überzeugt ein Unternehmen dann mit einer innovativen Lösung, kommen die Investoren von ganz alleine.

MittelstandsWiki: Was war Ihr Erfolgsrezept?

Nominacher: Entscheidend aus meiner Sicht ist, dass man sich bei allem Erfolgsdruck selbst treu bleibt – auch wenn es im Einzelfall bedeuten kann, eine kurzfristige Erfolg versprechende Chance auszuschlagen, wenn sie nicht zur langfristigen Vision passt. Wir haben das mehrfach praktiziert und sind damit am Ende immer gut gefahren. Ebenfalls ausschlaggebend für unseren Erfolg war sicherlich, dass wir wichtige Entscheidungen bis heute zu dritt fällen – so stehen wir alle voll dahinter und haben auch die Motivation, diese mit allen Konsequenzen umzusetzen.

Serie: Gründerwettbewerbe
Teil 1 beginnt die Übersicht im Südwesten mit Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland Teil 2 führt die Liste für Bayern und Thüringen fort. Von dort aus wirft Teil 3 gleich noch einen Blick auf die Gründerwettbewerbe in Österreich. Lesenswerte Seitenstücke sind die Preisträger-Interviews mit Thorsten Pehl von audiotranskription.de, Gregor von dem Knesebeck von bilandia sowie den Architekten Michael Traut und Christine Pietsch.

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