BDI-Mittelstandspanel: Energie- und Rohstoffpreise sind jetzt die wichtigsten Risikofaktoren

Zwei von drei deutschen mittelständischen Industrieun­ternehmen (64 %) halten ihre Lage für sehr gut, rechnen aber mit einer spürbaren Verschlechterung. Für die nächsten sechs Monate gehen nur noch 37 % der Unternehmen von einer positiven Entwicklung aus, auf Jahressicht sogar nur noch 27 %. Die größten Risiken sehen die Mittelständler in der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise. Das zeigt das aktuelle Mittelstands­panel des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).

Bei der Einschätzung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen gibt es eine leichte Eintrübung: Aktuell bezeichnen nur noch 41 % der Befragten die Rahmenbedingungen als gut oder sehr gut. Im Juni waren es noch 51 %.

86 % der mittelständischen Industrieunternehmen bezeichneten auf Nachfrage die Haushaltskonsolidierung als das wirtschaftspolitisch wichtigste Handlungsfeld. An zweiter Stelle wurde mit 66 % die Rettung der Eurozone genannt.

„Aus realwirtschaftlicher Perspektive gibt es keinen Anlass, mit einer Rezession zu rechnen. Die deutsche Industrie ist, was ihre Fundamente angeht, gut aufgestellt“, lobt Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des BDI/BDA-Mittelstandsausschusses seine Klientel. Sorgen bereiteten allerdings die Finanzmärkte, warnt Kirchhoff. Dort drohten Risiken, die nicht kalkulierbar seien. „Es mangelt vor allem an Vertrauen in die Politik, dass sie zur Bewältigung der Staatsschuldenkrise wirklich nachhaltige Lösungen findet und auch umsetzt.“

Die Befragungsergebnisse zeigen eine deutliche Verunsicherung der Unternehmen. So kann jedes siebte Unternehmen beim Ausblick für die nächsten zwölf Monate keine konkreten Angaben machen. „Allerdings sind die Konjunktursorgen nicht allein auf die Zuspitzung der Staatsschuldenkrise zurückzuführen. Als wichtigsten Risikofaktor für die eigene Geschäftstätigkeit bezeichnen 73 % der befragten Unternehmen die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise“, erklärt Professor Frank Wallau aus dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn.

Das Thema Nachhaltigkeit wird laut Studie in vielen mittelständischen Unternehmen allerdings noch nicht ernst genug genommen – obwohl Konsumenten immer häufiger umweltschonende Produkte nachfragen und obwohl es den Finanzmärkten immer wichtiger wird, dass Unternehmen Transparenz über ihr nachhaltiges Wirtschaften schaffen: Weniger als 50 % der für das Panel Befragten haben nachhaltige Unternehmensführung in ihren Unternehmensgrundsätzen verankert. Nur in jedem dritten Unternehmen ist Nachhaltigkeit schriftlich fixiert. Gaben 2006 noch 60 % der befragten Unternehmen an, umwelt- und ressourcenschonende Produktionsmethoden anzuwenden, tut dies in der aktuellen Befragung nur noch jedes zweite Unternehmen.

Wie die Befragung zeigt, ist für die Unternehmen nach wie vor ihr Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit das Hauptmotiv für eine nachhaltige Unternehmensführung. Die Festigung der Kundenbeziehung spielt dagegen eine weit geringere Rolle. „Nachhaltigkeit ist jedoch zunehmend eine Frage der Compliance und der Geschäftstätigkeit. Unternehmen sollten sich daher dringend klar darüber werden, wie sie Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsprozesse integrieren können“, mahnt Peter Englisch, Partner bei Ernst & Young.

Das aktuelle BDI-Mittelstandspanel steht per PDF-Download kostenfrei im Internet bereit. (Quelle: BDI/ml)