IT-Willy 2019: Dortmund baut sich IT-Tools auf eigene Faust

Die IT-Bereit­stellung für die Ver­waltung einer Groß­stadt wie Dort­mund er­fordert ein eigenes System­haus, starke Nerven, eine flexible, aber solide Netz­werk­architektur und clevere Auto­matisierungs­lösungen. Statt z.B. sämt­liche Soft­ware von Hand zu­sammen­zusuchen, ar­bei­tet das IT-Manage­ment mit einem vor­konfigurier­baren Provisioning, das sich Markus Minini aus­ge­dacht hat.

Markus Minini ist passionierter Lichtsteuerungs– und Proxyserver-Bastler, im Brotberuf IT-Spezialist und SCCM-Administrator (System Center Configuration Manager) bei der Stadt Dortmund. Seine webbasierte Active-Directory-Lösung ist eine komplette Eigenentwicklung, auf die alle Mitarbeiter vom PC aus zugreifen können, ohne spezielle Software installieren zu müssen. Das war der Jury auf der Kommunale 2019 in Nürnberg den „IT-Willy“ in der Kategorie „Stadt bis 500.000 Einwohner“ wert (obwohl Dortmund zuletzt sogar amtliche 587.010 Einwohner hatte). Die Auszeichnung, mit der die Messe bereits zum zweiten Mal (nach 2017) außergewöhnliche IT-Umsetzer in kommunalen Verwaltungen ehrt, überreichte am Vorabend kein Geringerer als der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. Minini selbst skizziert seine Lösung so:

„Wenn wir neue Rechner ausrollen wollen, an ein Amt oder so, dann wird im Voraus schon geplant, welche Software auf den einzelnen Rechnern benötigt wird. Das kann man planen, und dann kann der Techniker die eigentliche Installation anstoßen, indem er einfach nur noch sagt: ‚Ich möchte jetzt diesen Rechner für Frau Müller installieren‘, dann kriegt er automatisch die Software, die vorher schon von anderen Kollegen abgestimmt wurde, und das wird automatisch drauf installiert.“

Auf diese Weise lassen sich sämtliche Ämter, Fachbereiche und Einrichtungen von A wie Agenda-Büro bis Z wie Zoo in vergleichsweise kurzer Zeit elegant und praktisch fehlerfrei versorgen. Die Vorteile werden deutlich, wenn man sich die frühere Situation vor Augen hält:

„Da wurde das auch ‚geplant‘, aber da wurde meistens in die Planungstabellen irgendwas in Freitext reingeschrieben, dann fehlten Versionsangaben der Software oder es fehlte die Software ganz und man musste als Techniker selbst die Software jedes Mal noch einmal auswählen. Und dann waren da auch Fehlerquellen: dass man die falsche Version ausgewählt hat, weil keine angegeben war oder weil man sich verklickt hat. Das entfällt jetzt, und es ist auch der Zeitaufwand deutlich geringer.“

Insgesamt ist Dortmund schon relativ weit auf dem Weg Richtung digitale Kommunalverwaltung. Die Online-Bürgerservices, die auch vom Gesetzgeber eingefordert werden – Stichwort: Onlinezugangsgesetz –, sind bereits gut ausgebaut, und die IT insgesamt kann sich auf eine mit Bechtle-Unterstützung neu aufgestellte Datacenter- und Speicherinfrastruktur stützen. Auch ist die Eigenentwicklung von Markus Minini nicht das einzige Beispiel dafür, dass die Stadt bestrebt ist, sich aus der Abhängigkeit von Software-Herstellern zu befreien – bis Ende 2019 läuft noch die Evaluierung der Potenziale von freier Software und offenen Standards für die Verwaltung, in enger Abstimmung mit der örtlichen Bürgerinitiative Do-FOSS (Free and Open Source Software). Schließlich kann bei Software kaum verkehrt sein, was sogar bei Tomaten funktioniert.

Weitere Videos zum IT-Willy 2019

Außerdem online sind die Vorträge der IT-Willy-Preisträger und des IT-Talks, als freie PDFs zum Nachvollziehen und Herunterladen:

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