ecotastic, Folge 2: Grüne Unternehmen erreichen eine grüne Community

Fabian Lindenberg, ecotastic
Fabian Lindenberg, ecotastic

Unterhielten wir uns im ersten Teil unseres Interviews mit dem Berliner Gründer Fabian Lindenberg über die Geschäftsidee und die Gründungsgeschichte des Ökonetzwerks ecotastic, so geht es in diesem zweiten Teil um das Geschäfts- und Finanzierungsmodell, denn auch ein Start-up mit grünem Engagement muss sich letztendlich rechnen.

In unserem Gespräch mit Fabian Lindenberg wird klar: Das Unternehmen ecotastic richtet sich an überwiegend junge, ökologisch denkende und damit gesellschaftskritische Menschen, die durch einen Mitgliedsbeitrag nicht noch zusätzlich belastet werden sollen. Nicht zuletzt deshalb setzen die Gründer des Start-ups ganz bewusst in der ersten App-Version auf das Smartphone-Betriebssystem Android, für das deutlich preiswertere Geräte im Handel zu finden sind, als für das Apple-iOS.

Aber ohne ein solides und nachhaltiges Ertragsmodell kann auch ein Ökonetzwerk auf Dauer nicht existieren. Noch finanzieren die Gründer ihr junges Unternehmen teilweise aus eigenen Rücklagen und mit Hilfe des Gründerstipendiums der Beuth Hochschule für Technik in Berlin, teilweise bereits über Partnerunternehmen. Diese sollen in Zukunft die Plattform und die App-Entwicklung komplett finanzieren sowie die Rabatte für die gesammelten Punkte der Nutzer tragen. Ihr Vorteil aus der Partnerschaft mit ecotastic: Sie dürfen im Gegenzug bei den Nutzern ausführlich für sich und ihre Produkte werben, z.B. mit einem Firmenprofil und Produktbeschreibungen. Eine klassische Win-win-Situation. Das wichtigste Argument der ecotastic-Betreiber ist die klare Zielgruppenausrichtung, durch die grüne Unternehmen im Netzwerk praktisch ohne Streuverlust eine wachsende, umwelt-affine Community erreichen, die nicht nur über Umwelt spricht, sondern auch bereit ist, ökologische Produkte zu erwerben. Viele der Nutzer sind zudem Opinion Leaders in ihrem persönlichen, ökologisch geprägten Umfeld.

Allerdings kämpft das junge Unternehmen auch nach eineinhalb Jahren noch mit zwei typischen Start-up-Problemen: einer vorerst für große Partner noch zu kleinen Schar von derzeit rund 3000 Nutzern und einem beschränkten Angebot seitens der Partnerunternehmen. Bei diesen handelt es sich bisher ausschließlich um kleine bis mittlere Unternehmen. Der Wachstumstrend der Community ist allerdings nicht zu übersehen und auch bei den Partnerunternehmen dürfte sich bald Größeres tun. Eine gute Presse und der Szenefunk zeigen bereits Wirkung. Die Gründer haben zudem vor, die Funktionalität der App und des Netzwerks noch stärker den großen sozialen Netzwerken anzugleichen. Mittlerweile ist bereits ein Chat der Nutzer untereinander möglich. Dieser Meinungsaustausch erhöht die Attraktivität und Bindekraft der Plattform enorm.

Um auch große Partnerunternehmen und Marktführer ins Boot holen zu können, sind nach Einschätzung Lindenbergs allerdings mindestens 20.000 Nutzer nötig. Bis diese Zahl erreicht wird, dürften noch ein bis zwei Jahre ins Land gehen, schätzt der Berliner Jungunternehmer. Er hofft jedoch schon vorher die großen Carsharer in den Städten für sein Netzwerk gewinnen zu können, denn ihr Angebot wäre für die Nutzer besonders attraktiv.

Auch technisch wird heftig am Angebot gebastelt. So soll eine iOS-App für das iPhone und eine Desktop-App für PCs und Laptops hinzukommen. Vorgesehen ist auch eine schrittweise Automatisierung der Meldefunktion. Das würde einerseits die Punktevergabe objektivieren und andererseits mehr Nutzer zum Mitmachen animieren. So könnte z.B. in Zusammenarbeit mit Carsharing-Unternehmen eine Fahrt im Carsharing-Auto ohne aufwendige Dokumentation per Foto und je nach Fahrstrecke automatisch mit Bonuspunkten belohnt werden.

Eines ist sicher: Bereits jetzt dürfte ecotastic durch den Mut seiner Gründer eine Vorbildwirkung entfalten. (ml)