Digitalisierung im Kundendienst: Wie ein Polster­service unterwegs Aufträge annimmt

Früher sind die Techniker mit dem Meter­stab angereist, heute arbeiten sie mit Tablets und einem modernen 3D-Laser-Aufmaß­system, das die Daten direkt in die Werk­statt gibt. Möglich wird das durch ein sicheres Mobile Device Management und die passende Cloud-Lösung im Hintergrund.

Laser-Aufmaß in der Cloud

Von Blasius Kawalkowski, Palmer Hargreaves

Wer im Auto raucht, kennt die Situation: Während der Fahrt fällt die Zigarette aus der Hand und landet auf dem Autositz. Abgesehen davon, dass dadurch Unfälle entstehen, hinterlässt die Glut hässliche Brandlöcher im Sitz. Ein Fall für die Polsterexperten der POS Service Group, die einen solchen Schaden vor Ort rasch beseitigen – mit Spezial­werkzeug für das Polster – und mit digitalen Hilfsmitteln wie Tablets, der Cloud und einem Mobile Device Management für die Abwicklung des Schadens.

Die Spezialisten von POS Polsterservice und von POS Homeservice, beides Unternehmen der POS Service Group, lassen aber nicht nur Brandlöcher verschwinden. Sie polstern Sessel, reinigen Sofabezüge und beseitigen Kratzer auf Möbeln. Zudem vermessen sie Küchen oder Dachgeschosswohnung mit komplexen Schrägen, damit die gewünschten Möbel perfekt hineinpassen. Im Werkzeugkoffer der POS-Mitarbeiter befinden sich aber nicht etwa Zollstock und Millimeterpapier – sie sind mit 3D-Laser-Aufmaßsystemen und Tablets ausgestattet.

Mit Tablet statt Zollstock

Aufmaße handschriftlich notieren war gestern. Heute geben die Servicetechniker sie in einer App auf dem Tablet ein. „Wenn wir etwa das Aufmaß einer Küche genommen haben, übertragen wir die Daten mithilfe unserer selbst entwickelten Anwendung direkt in das Planungsprogramm des Küchenhauses“, sagt POS-Geschäftsführer Christoph Horbach. Das erspart nicht nur viele Arbeitsschritte, sondern die Planer bekommen die exakten Maße auch sofort und können sie an die Schreinerei weiterleiten. Messfehler sind so ausgeschlossen.

Die Tablets und die darauf installierten Anwendungen verwaltet POS über das Mobile Device Management hosted MDM professional. Mithilfe der Cloud-Anwendung lassen sich beliebig viele Mobilgeräte zentral inventarisieren, verwalten und steuern. Aktuell hat das Unternehmen rund 350 Außendienstmitarbeiter im Einsatz, die mit ihren Mobilgeräten jederzeit auf die Firmenserver zugreifen können.

Ein weiterer Vorteil des MDM: Wenn ein Mitarbeiter ein Tablet verliert oder falls es gestohlen wird, kann die IT-Abteilung das Gerät vom Zugang zum Unternehmensnetzwerk trennen und alle darauf gespeicherten Daten und Anwendungen aus der Ferne löschen.

Thema: Digitalisierung
Eine Einführung macht mit Chancen und Risiken vertraut; dazu gibt es gleich die ersten Beispiele: Otto in Hamburg, Lufthansa Technik und Viessmann in Berlin. Danach geht der Blick Richtung Nordrhein-Westfalen zu Henkel und Grohe, aber auch zu Hidden Champions wie der Harting-Gruppe. In Bayern sind Jungheinrich, die Wenzel Group, Lamilux und natürlich KUKA gute Beispiele, in Baden-Württemberg Firmen wie Festo und Trumpf. Der Blick über den Tellerrand nach Österreich zeigt, dass dort Namen wie Erema, Radel & Hahn und LiSEC, aber auch Red Bull digital erfolgreich unterwegs sind. Auf die Chancen der Digitalisierung geht dann Matthias Meyer genauer ein, der Beispiele aus den Bereichen Big Data, Augmented und Virtual Reality sowie Open Innovation nennt. Eher in Richtung Disruption geht das Digitalisierungsinterview, das wir mit Andreas Franken geführt haben; mit ihm haben wir außerdem über die Folgen für den Arbeitsmarkt gesprochen. Weitere Gastbeiträge behandeln das Thema aus der Perspektive von Marketing und Vertrieb, Kundendienst, Logistik, Baubranche und Gastronomie sowie Kommunikationstechnologie. Nicht zuletzt steht auch die Digitalisierung der Energiewende an.

Mehr Zeit durch die Private Cloud

Während sich die Servicetechniker rund 1400 Mal täglich auf den Weg zum Kunden machen, nehmen Mitarbeiter im Callcenter rund 300.000 Aufträge im Jahr entgegen. Die Betreuung und Instandhaltung der hauseigenen Server nahm jedoch mit steigender Auftrags- und Mitarbeiterzahl immer mehr Zeit in Anspruch – Zeit, die für andere Projekte fehlte. Die Konsequenz: POS lagerte seine IT-Infrastruktur in die Private TelekomCloud aus. Vom E-Mail-Server bis zum Warenwirtschaftssystem liegen alle Dateien und Anwendungen nun in einem Rechenzentrum in Deutschland. Dort sorgen IT-Fachleute dafür, dass die Daten geschützt bleiben und die Server reibungslos arbeiten. Ein Argument war dabei die Flexibilität: „Ich kann IT-Kapazitäten auch kurzfristig zu- und auch wieder abbuchen und zahle nur das, was ich brauche“, sagt POS-IT-Leiter Lutz Feuker.

Im Servicegeschäft zählt Mobilität

Statt sich um die IT-Infrastruktur zu kümmern, können sich die POS-Programmierer nun anderen Projekten widmen – etwa der Weiterentwicklung der App, die von der POS Service Group über den App-Server stets mit neuen Funktionen ausgestattet wird. Mithilfe dieser Anwendung können die Servicetechniker auf ihrem Tablet Aufträge einsehen, Fotos von der Reparatur machen und gleich den abschließenden Bericht verfassen.

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