TWENTY2X 2021: Was den Mittelstand auf der TWENTY2X erwartet

Eigentlich hätte die Digital­messe TWENTY2X bereits im März 2020 statt­finden sollen. Das Live-Event soll jetzt im zweiten Anlauf vom 15. bis 17. Juni 2021 in Hannover über die Bühne gehen. An der Corona-Heraus­forderung ist die TWENTY2X gewachsen – weit über die eigent­liche Präsenz­veranstaltung hinaus.

Digitalpräsenz im zweiten Anlauf

Von Dirk Bongardt

Hannover gilt spätestens seit 1986 als Heimat von Messen rund um digitale Themen. Damals war es die CeBIT, die März für März die Hallen füllte. Die TWENTY2X sollte als kleinere und enger fokussierte Nachfolgerin im März 2020 an den Start gehen, aber ein Virus hatte etwas dagegen. In die Knie zwingen ließen sich die Ausrichter davon aber nicht: Die Messe soll nun vom 15. bis 17. Juni 2021 stattfinden – allen Unwägbarkeiten zum Trotz.

Das Konzept der TWENTY2X beschränkt sich aber nicht auf die drei Live-Tage. „Freuen Sie sich dank eines neuen pfiffigen Konzepts auf ein ganzes Jahr lang TWENTY2X mit vielen digitalen Highlights und einem zentralen Liveevent im Sommer“, lautet die Ankündigung der Ausrichter. Bereits im Juni 2020 starteten die Veranstalter die Webinar-Reihe TWENTY2Xvirtual. Die Deutsche Messe und die Partner der TWENTY2X informieren darin virtuell und kostenfrei über aktuelle Themen für Start-ups, den Mittelstand und den öffentlichen Sektor. Mit Ausnahme von Dezember und Januar konnten Interessenten sich damit ganzjährig über die Möglichkeiten digitaler Technik für ihr Unternehmen oder ihre Institution auf dem Laufenden halten. Details kündigen die Veranstalter auf der Website twenty2x.de an, als Faustregel können sich Interessierte pauschal den letzten Dienstag und Mittwoch eines jeden Monats vormerken: Dienstags kommen Behördenleiter und IT-Anwender in kommunalen Einrichtungen auf ihre Kosten, am Mittwoch dann IT-Entscheider aus kleinen und mittleren Betrieben.

Es geht auch online: PowerWeek

Zweimal im Jahr richtet die TWENTY2X zudem ein umfangreicheres Online-Event aus: die PowerWeek. De facto umfasst eine PowerWeek drei Tage, in denen aktuelle Topthemen der Digitalwirtschaft beleuchtet werden. Die erste PowerWeek fand vom 16. bis zum 18. März 2021 statt, die nächste ist für den 28. bis 30. September geplant. Zu den Themen im März zählten „Data Management“, „Workplace Management“ sowie „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“. Zu den Sprechern gehören bekannte Gesichter aus Unternehmen und Verbänden der digitalen Wirtschaft.

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Seinen persönlichen Eindruck von der PowerWeek im März 2021 schildert MittelstandsWiki-Macher Thomas Jannot auf https://jannot.de.

Rund 40 Sprecherinnen und Sprecher – sowohl IT-Anbieter als auch Nutzer sowie Vertreter von Verbänden und Initiativen – brachten in mehr als 30 Themen-Slots und Diskussionsrunden auf den Punkt, welche Chancen die Digitalisierung bietet und was der Mittelstand wirklich braucht. Insgesamt engagierten sich mehr als 500 Teilnehmer und Teilnehmerinnen in der ersten PowerWeek. Zu den Unterstützern der ersten TWENTY2X-PowerWeek gehörten die Firmen Tableau Software, Nuance, Byon und Ricoh sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Für Mittelstand und Kommunalentscheider

Das Messeformat ist also alles andere als ein verdünnter Aufguss des CeBIT-Konzepts: Weder richtet sich die TWENTY2X an die breite Masse noch beansprucht sie, den gesamten IT-Markt abzudecken. Mit zwei Hallen, drei Messetagen in der Mitte der Woche und sechs Themenschwerpunkten fällt die TWENTY2X eher kompakt aus. Zu ihrem Konzept gehört ein nicht ganz schmaler, aber klarer Fokus: IT-Technologien und deren Einsatzmöglichkeiten in den unterschiedlichen Geschäftsprozessen zur Digitalisierung des Mittelstands. Entscheider aus kleinen und mittelständischen Unternehmen der DACH-Region bilden das Zielpublikum, ergänzt um Verantwortliche aus dem öffentlichen Sektor. Speziell mittelständische IT-Firmen will die Messe auch als Aussteller gewinnen.

Die TWENTY2X auf einen Blick

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Wann? 15. bis 17. Juni 2021
Wo? Messegelände Hannover, Convention Center, Hallen 2, 7 und 8
Was? Branchenübergreifendes Messeformat mit intelligenten IT-Lösungen für Mittelständler, Start-ups und öffentliche Verwaltung. Dynamische Mischung aus Ausstellung, begleitender Konferenz und Networking.
Welche Themen? Business Management, New Tech & Start-ups, New Work, Public & Administration, Security Solutions, Sourcing Services

Die Partner, die für das neue Messekonzept gewonnen werden konnten, unterstreichen diese Fokussierung: Der Bundesverband IT-Mittelstand BITMi ist mit an Bord, ebenso eco e.V. (Verband der Internetwirtschaft) sowie der Bundesverband der IT-Anwender VOICE. Zu den Partnern zählen außerdem der Bundesverband mittelständische Wirtschaft BVMW und der Bundesverband Deutsche Start-ups BVDS. Vor allem drei Anwenderbranchen stehen im Fokus: öffentliche Verwaltung, Mobilität der Zukunft und Finanzdienstleistungen – also Bereiche, die besonders stark von der digitalen Transformation profitieren können.

Speeddating und gutes Essen

Zum Konzept der TWENTY2X gehören nicht bloß statische Messestände, an denen die Besucher sich über die Produkte und Leistungen der jeweiligen Aussteller informieren und Visitenkarten hinterlassen können. Auf dem Zettel haben die Ausrichter auch eine Reihe neuer (oder neu gedachter) Formate, die einen kurzweiligen Messebesuch versprechen:

  • Best-Practice-Sessions: Hier stellen Anwender gemeinsam mit den IT-Unternehmen, die sie bei der Lösung unterstützt haben, erfolgreich umgesetzte Digitalisierungsprojekte vor. Dabei sollen sie nicht nur das Ergebnis präsentieren, sondern auch den eingeschlagenen Weg dorthin skizzieren. Besucher, die vor vergleichbaren Digitalisierungsprojekten stehen, sollen auf diese Weise wertvolle Einblicke und Denkanstöße erhalten.
  • Working Lunch: Bei diesem Format laden Aussteller Interessenten zum Mittagessen ein und nutzen die Gelegenheit zu einer Produktpräsentation oder einem Expertengespräch. Alternativ stellen sie eine bereits bei einem anderen Kunden eingeführte Lösung vor. Besucher sollten sich allerdings rechtzeitig für die Teilnahme bewerben, da Plätze nur begrenzt zur Verfügung stehen.
  • Speed Dating: Hier treffen Start-ups und etablierte Unternehmen auf Besucher aus mittelständischen Firmen. In der Mittelstands-Lounge versammeln sich die Teilnehmer täglich zu zwei themenspezifischen Sessions. Pro Treffen können 20 Personen (je zehn auf der Anbieter- und auf der Anwenderseite) dabei sein. Alle Teilnehmer bereiten im Vorfeld ein Kurzprofil vor, das dann vor Ort ausgetauscht wird und als Follow-up-Basis dient.
Serie: Messestandorte
Teil 1 geht gleich einmal die Schwergewichte an: Berlin und Hannover, wo IFA und Hannover Messe sich um Aussteller und Besucher bewerben. Und was wird aus der Cebit? Eine Vorschau auf die erste TWENTY2X sagt, was der Nachfolger zunächst vorhatte, ein Update schildert die Neuplanung 2021. Teil 2 blickt nach Bayern, wo die Nürnberger it-sa München ein ordentliches Stück vom IT-Kuchen weggeschnappt hat. In Augsburg könnte die Experience Additive Manufacturing etwas werden, und im Herbst stehen SPS und Heim+Handwerk an. Teil 3 setzt sich ins Auto und besucht die Messezentren Frankfurt am Main und Stuttgart, speziell die TechWeek im November. Teil 4 fährt weiter zur Westfalenhalle und sortiert die Messelandschaft in NRW. Österreich wiederum hat seinen Schwerpunkt klar in Wien, aber auch Innsbruck oder Salzburg bieten interessante Fachmessen und -kongresse. Die Maker Faires wiederum haben ihren Platz im Schwerpunktbeitrag zur Maker-Szene. Als Extras gibt es noch einen Ratgeber Messeplanung für die CES in Las Vegas und eine Analyse der Möglichkeiten virtueller Messen.

Die Themenschwerpunkte

  • Business Management: Hier finden Besucher Informationen über Datenmanagement und Analyse. Sie erfahren, wie Verfahren der künstlichen Intelligenz sie im Geschäftsalltag unterstützen können. Neue Trends bei CRM– oder ERP-Systemen, Cloud Computing, Speichersysteme oder die Möglichkeiten der 5G-Technologie finden hier ebenfalls ihren Platz.
  • New Tech & Start-ups: Bei diesem Schwerpunktthema spielen neueste Technologien – von Augmented Reality bis hin zu 5G-basierten Mobilitätslösungen – die Hauptrolle. Hier sollen sich Mittelständler und Gründer mit Tech-Entscheidern und Zukunftsforschern über konkrete Lösungen und Anwendungsbeispiele austauschen.
  • New Work: Mitarbeiter erwarten von ihren Arbeitgebern mehr Flexibilität, wenn es um die Arbeitszeiten, aber auch um die Orte geht, an denen die Arbeit zu verrichten ist. Kommunikation, Workplace– und Conferencing-Systeme sowie allgemein Lösungen für mittelständische Unternehmen, die ihren Angestellten entsprechende Möglichkeiten bieten wollen, stehen hier im Blickpunkt.
  • Public Administration: Hier sollen sich Verwaltung, Politik, Digitalwirtschaft, Verbände und Wissenschaft zu Themen rund um die Digitalisierung im öffentlichen Sektor austauschen. Dazu gehören Dokumentenmanagement, kommunale IT-Infrastruktur oder E-Government-Lösungen.
  • Security Solutions: IT-Sicherheit gewinnt mit der digitalen Transformation, aber auch mit den strengen Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung immens an Bedeutung. Hier präsentieren Aussteller ihre Lösungen – von der Blockchain über das Threat Management bis hin zu rechtssicheren Prozessen rund um den Datenschutz.
  • Sourcing Services: ITK-Fachhandel, Distributoren und Systemhäuser stehen im Mittelpunkt dieses Schwerpunkts. Besucher können sich Rat zur Beschaffung von ITK-Equipment einholen, komplette IT-Lösungen erarbeiten lassen oder sich über die Angebote auf Gebieten wie Software as a Service oder Infrastructure as a Service informieren.

Keynotes, Vorträge und Diskussionen

Abwechslung verspricht auch das Rahmenprogramm der Messe: Referiert und diskutiert wird auf drei Bühnen. Die Sprecherinnen und Sprecher kommen aus Unternehmen der Digital Economy, anwendenden Firmen aller Größen, Start-ups aller Branchen sowie aus Politik, Wissenschaft und Forschung.

Zum Rahmenprogramm zählen neben Keynotes auch Präsentationen, Panels, Seminare und Workshops sowie Fragerunden unter dem Motto „Ask me anything“. Dabei gelten strenge Hygieneregeln: Überall stehen Spender mit Desinfektionsmitteln, und Mitarbeiter sind permanent damit beschäftigt, Türklinken und andere Kontaktflächen zu reinigen. Wo sich ein Abstand von 1,50 m nicht einhalten lässt, müssen alle Personen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen.

Einziger Wermutstropfen: Das ursprüngliche Konzept der TWENTY2X beinhaltete auch abendliche Veranstaltungen unter dem Titel „Fuckup Nights“. Hier hätten mittlerweile erfolgreiche Unternehmer über ihre Fehlschläge, Misserfolge und Pleiten referieren sollen sowie über die Lehren, die sie daraus gezogen haben. Vielleicht fließen diese Events wieder ins Konzept, wenn irgendwann wieder weniger einschränkende Begleitumstände herrschen.

Mehr als eine Nischenmesse

Möglicherweise hat Corona der TWENTY2X sogar Schub verliehen. Was als Drei-Tages-Event geplant war, begleitet Interessierte aus Mittelstand und öffentlicher Verwaltung jetzt das ganze Jahr über. Damit haben die Ausrichter unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage sind, flexible digitale Lösungen zu überraschend auftretenden Problemen zu finden. Die monatlichen Webinare sowie zwei umfangreichere digitale Events im Frühjahr und Herbst bieten einen Mehrwert im Vergleich zu einer reinen Präsenzveranstaltung.

Aber auch die ist längst dem Messekonzept früherer Jahre entwachsen: Beim vom Veranstalter organisierten Geschäftsessen können Aussteller und Besucher neue Geschäftskontakte knüpfen. Die Best-Practice-Sessions bieten nicht nur spannende Geschichten, sondern dürften Besuchern, deren Unternehmen vor vergleichbaren Herausforderungen stehen, auch so manchen Impuls liefern. Und aus dem Speeddating könnten ebenso fruchtbare Business-Partnerschaften resultieren. Entscheidend wird für die TWENTY2X sein, in welchem Umfang diese Angebote angenommen werden.

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Dirk Bongardt hat vor Beginn seiner journalistischen Laufbahn zehn Jahre Erfahrung in verschiedenen Funktionen in Vertriebsabteilungen industrieller und mittelständischer Unternehmen gesammelt. Seit 2000 arbeitet er als freier Autor. Sein thematischer Schwerpunkt liegt auf praxisnahen Informationen rund um Gegenwarts- und Zukunftstechnologien, vorwiegend in den Bereichen Mobile und IT.


Dirk Bongardt, Tel.: 05262-6400216, mail@dirk-bongardt.de, netknowhow.de

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