Willy zum Zweiten
Von Eduard Heilmayr
Nachdem der IT-Willy im Jahr 2017 erstmals die Bühne der KOMMUNALE erstrahlen ließ, konnte und wollte man die Gelegenheit nicht auslassen, auch diesmal wieder vor versammeltem Publikum besonders motivierte kommunale IT-Spezialisten gebührend zu ehren. Zum Wettbewerb unter den IT-Verantwortlichen und -Betreuern in deutschen Kommunen aufgerufen wurde im Frühjahr 2019 – und das Interesse ließ nichts zu wünschen übrig. Entsprechend hart war die Arbeit für die Jury, die fünf würdigsten Bewerber zu küren.
Wie bereits beim ersten Mal 2017 waren IT-Profis gesucht, die mit herausragendem Sachverstand und hohem Engagement den Bürgern ihrer Städte, Gemeinden und Landkreise den Zugang und die Kommunikation mit der Verwaltung einfacher und effizienter gestalten. Und gefunden wurden viele, die darüber hinaus auch den Mitarbeitern in den Behörden das Leben leichter machen und die Entwicklung ihrer Kommunen voranbringen.
Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Kommunale-ITK-Sonderdruck im Herbst 2019. Einen Überblick mit freien Links zu sämtlichen Einzelheften bekommen Sie online im Pressezentrum des MittelstandsWiki.
Hinter allen kreativen Ideen und innovativen Entwicklungen in den Kommunen stehen Menschen, die zum Gemeinwohl viel Zeit, Eigeninitiative und Energie aufbringen – unabhängig davon, ob sie in der Großstadt oder auf dem Dorf die Dinge besser machen können. Nach bewährtem Muster wird deshalb die Auszeichnung wieder in fünf Kategorien verliehen, die sich an der Einwohnerzahl der Gemeinde, der Stadt oder des Landkreises orientieren. Die Jury, bestehend aus Claudia Reindl von der NürnbergMesse, Sandra Wiesbeck vom Bayerischen IT-Sicherheitscluster, Ludwig Atzberger vom DATABUND, Thomas Jannot vom MittelstandsWiki und Eduard Heilmayr von der Kommunalen ITK, hat es sich nicht leicht gemacht. Die Entscheidung fiel häufig erst nach langen Diskussionen und zähem Ringen.
Die fünf Gewinner 2019
Am 16. Oktober stellen die diesjährigen Preisträger sich und ihre Projekte im Rahmen der Fachmesse KOMMUNALE in Nürnberg vor und erhalten dort als Anerkennung ihrer engagierten Arbeit den IT-Willy. Ab 15 Uhr können alle interessierten Messebesucher in der Halle 9 am Stand des IT-Talks die Projektberichte der prämierten IT-Profis live verfolgen. Einen Überblick über die spannenden Themen liefern die folgenden Zusammenfassungen. Und alle, die sich ebenfalls beworben haben, aber diesmal nicht unter den Geehrten sind, seien versichert: Der nächste IT-Willy kommt bestimmt – und damit auch eine neue Chance.
Die IT-Willy-Gewinner 2019 im Videoporträt
- Fünf IT-Profis zeigen, wie Digitalisierung zu machen ist
- Im Landkreis Traunstein hat Informationssicherheit Vorrang
- In Schwabmünchen sprechen Bäume mit dem Bauhof
- In Jahnsdorf treffen sich App-Bürger mit dem Bürgermeister
- Wolfratshausen bedient Fachverfahren aus dem Baukausten
- Dortmund baut sich IT-Tools auf eigene Faust
Kategorie: Gemeinde bis 10.000 Einwohner
Aufs Siegerpodest in dieser besonders herauszustellenden Kategorie hebt die Jury Alexander Krauß, IT-Verantwortlichen in Jahnsdorf/Erzgeb. in Sachsen. Der 1996 in Chemnitz geborene Youngster wird für die Digitalisierung der Gemeindeverwaltung und die Verbesserung der Außenwirksamkeit ausgezeichnet. Mit dem im Juni 2018 gestarteten Projekt konnte die 5568 Einwohner zählende Gemeinde im Norden des Erzgebirgskreises bislang schon einiges erreichen: die digitale Beantragung der Wahlscheine und damit einen merklichen Anstieg der Wähler, eine deutlich verbesserte Bürgerkommunikation, etwa bei Hinweisen zu Schäden an öffentlichen Objekten, einen schnellen Login ins Intranet der Gemeinde und vieles mehr. Bis Anfang 2021 soll nach und nach Weiteres folgen, vor allem mit dem Ziel, die Arbeit im Rathaus so transparent, bürgerfreundlich und effektiv wie möglich zu gestalten. So hat es sich schon jetzt als äußerst effizient herausgestellt, bei außenwirksamen Aktionen im Vorfeld mit allen Generationen in der Gemeinde zu sprechen. Und die kommunale App wird aktiv genutzt, um mit der Behörde zu kommunizieren oder Verwaltungsleistungen online zu erledigen, was für eine so kleine Kommune sicherlich nicht selbstverständlich ist.
Kategorie: Stadt bis 50.000 Einwohner
Als herausragender IT-Profi wird in dieser Kategorie Michael Lodes, Geoinformatiker und IT-Administrator bei der Stadtverwaltung Schwabmünchen, geehrt. Die Stadt im Landkreis Augsburg muss sich, wie auch viele andere Kommunen, unter anderem um eine große Anzahl an Bäumen kümmern, die der Verkehrssicherungspflicht unterliegen. Um dies mit einer dünnen Personaldecke effizient und ordnungsgemäß zu schaffen, hat Lodes das EineStadt-System eingeführt. Dabei werden nicht nur Bäume, sondern auch alle weiteren kontrollrelevanten Objekte, wie z.B. Spielgeräte, Straßenlaternen, Mülleimer, Brücken, Hydranten, Schieber und Schächte mit einem NFC-Chip ausgestattet, der sich gegenüber den anfänglich eingesetzten QR-Codes als deutlich überlegen erwies. Die Technologie gestattet es den Bürgern, sich Informationen über die Objekte aufs Smartphone zu holen und Schäden zu melden. Außendienstmitarbeiter können noch weit mehr Daten einsehen sowie Kontrolle und Wartung hochautomatisiert durchführen. Da der Chip vor Ort berührt werden muss, ist die Nachweispflicht für die Kontrolle unfälschbar und damit rechtssicher vor Gericht. Und die Mitarbeiter im Innendienst haben stets alles im Blick, was draußen passiert.
Präsentationen zum Download
Die Vorträge des IT-Talks 2019 und der IT-Willy-Preisträger gibt es mittlerweile – mit einer Ausnahme – online als freie PDFs zum Nachlesen und Herunterladen.
Der IT-Talk findet jeweils im Herbst im Rahmen der Kommunale in Nürnberg statt. Ausführliche Reports gibt es von den Vorträgen und Diskussionen 2013, 2015 und 2017. Außerdem online sind der Call for Papers zum IT-Talk 2019, die Vorschau auf das Programm und der Rückblick 2019 mit Links zu sämtlichen Vortragsfolien. Es gibt außerdem zwar den Aufruf zum IT-Talk der Kommunen 2021, doch hat sich gezeigt, dass der IT-Talk in diesem Jahr pausieren muss.
Kategorie: Kreisfreie Stadt bis 50.000 Einwohner
In dieser Kategorie aufs Podest steigt Wolfgang Hummel, IT-Anwendungsadministrator bei der Stadt Wolfratshausen im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Ausgezeichnet wird er für die Einführung eines plattformbasierten Meldewesens inklusive Zahlungsverkehr und externer Verfahren. Dem zertifizierten IT-Controller (TÜV) gelang es, mithilfe einer eng getaktete Planung in Abstimmung mit ausgewählten kompetenten Partnern die Verfahrensumstellung mit MESO/VOIS, E-Akte sowie Gebührenkassenmodul mit minimalen Ausfallzeiten für die Fachanwender und einer praxisorientierten Schulung zu verknüpfen. Die Einbindung des Moduls VOIS Geka auch für die Zahlungsabwicklung im Bereich Standesamt und Stadtmarketing/Veranstaltungsmanagement erzielte dabei zusätzlichen, produktiven Mehrwert. Durch die Einführung der ausgereift programmierten Plattform mit einfach einzubindenden und zu konfigurierenden Modulen hat er es seinen Kolleginnen und Kollegen ermöglicht, die anfallenden Aufgaben mit einem deutlich verringerten Zeitaufwand zu erledigen.
Kategorie: Landkreis bis 500.000 Einwohner
Der Preis in dieser Kategorie geht an Claus Hofmann vom Landratsamt Traunstein im oberbayerischen Chiemgau. Als Informationssicherheitsbeauftragter (ISB) für 32 Städte, Märkte und Gemeinden mit insgesamt ca. 170.000 Einwohnern hat er das Kunststück vollbracht, in vergleichsweise kurzer Zeit ein funktionierendes ISMS (Informationssicherheitsmanagementsystem) nach dem einheitlichen Standard ISA+ und BSI-Grundschutz einzuführen. Das Landratsamt selbst verwendet hierfür ISIS12. Für Claus Hofmann macht es wenig Sinn, wenn sich jede Kommune einzeln mit dem Thema IT-Sicherheit beschäftigt. Durch die gute Zusammenarbeit aller Kommunen mit dem Landratsamt war es möglich, ohne unnötigen Zeitverlust eine funktionierende Organisation der Informationssicherheit aufzubauen und den Einstieg der Kommunen in ein Sicherheitsmanagement zu schaffen. Neben den technischen Aspekten legt er besonderen Wert auf die Mitarbeitersensibilisierung. Regelmäßige Schulungsmaßnahmen wie E-Learning, Fortbildungen und Vorträge für Personal und Funktionsträger sind ihm ebenso wichtig wie eine verständliche Information der Kommunen über aktuelle Bedrohungen. Seine Lösungswege bleiben immer pragmatisch ausgerichtet, ganz nach dem Motto „keep IT simple“.
Kategorie: Stadt bis 500.000 Einwohner
Zum Sieger in dieser Kategorie kürt die Jury Markus Minini, IT-Spezialist bei der Stadt Dortmund in Nordrhein-Westfalen, für die Entwicklung und Implementierung eines Active-Directory-Tools im städtischen IT-Netzwerk. Die webbasierte Anwendung ist eine komplette Eigenentwicklung, auf die jeder Mitarbeiter vom PC aus zugreifen kann, ohne spezielle Software installieren zu müssen. Die einzelnen Funktionen sind weitestgehend autark aufgebaut. Damit lassen sich neue Funktionen in kurzer Zeit entwickeln und bereitstellen, vorhandene ebenso einfach anpassen. Minini und seine Kollegen vom zentralen IT-Dienstleister der Stadt, dem Dortmunder Systemhaus (dosys.), haben sich für eine Netzwerkarchitektur entschieden, die den Benutzern die Bedienung erheblich erleichtert. Die Anwendung wird von unterschiedlichen Personenkreisen genutzt, wie z.B. Administratoren, Technikern, Kundenberatern, der Hotline für die Störungsannahme oder auch den IT-Koordinatoren in den verschiedenen Ämtern. Und falls doch mal etwas noch nicht ganz optimal läuft, lässt es sich aufgrund der Flexibilität der Anwendung – und ihres Entwicklers – kurzfristig beheben.
Projektvorträge auf der KOMMUNALE 2019
Mittwoch, 16. Oktober 2019: Auszeichnung „Kommunaler IT-Profi“ mit Projektvorträgen, Stand 9-312
- 14:30 Uhr: Öffentliche Auszeichnung aller fünf Kommunalen IT-Profis 2019
- 15:00 Uhr: Auszeichnung Kommunaler IT-Profi bis 500.000 Einwohner, Landkreis – Projektvortrag: „Einführung Informationssicherheit für Kommunen im Landkreis Traunstein“ von Claus Hofmann, LRA Traunstein, Bayern
- 15:30 Uhr: Auszeichnung Kommunaler IT-Profi bis 10.000 Einwohner, Gemeinde – Projektvortrag: „Digitalisierung Gemeindeverwaltung“ von Alexander Krauß, Gemeinde Jahnsdorf/Erzgeb., Sachsen
- 16:00 Uhr: Auszeichnung Kommunaler IT-Profi bis 500.000 Einwohner, Stadt – Projektvortrag: „Active Directory Tool“ von Markus Minini, Stadt Dortmund, Nordrhein-Westfalen
- 16:30 Uhr: Auszeichnung Kommunaler IT-Profi bis 50.000 Einwohner, Stadt – Projektvortrag: „Kommunale Objektverwaltung mit NFC-Chips“ von Michael Lodes, Stadt Schwabmünchen, Bayern
- 17:00 Uhr: Auszeichnung Kommunaler IT-Profi bis 50.000 Einwohner, kreisfreie Stadt – Projektvortrag: „Flächendeckender DMS-Einsatz in kreisfreier Stadt“ von Wolfgang Hummel, Stadt Wolfratshausen, Bayern
- 18:00 Uhr: Siegerfeier
(Bild: IT-Willy, Hanns von Rein – Hinstorff Media)
Eduard Heilmayr war acht Jahre lang Chefredakteur bei „Markt & Technik“, anschließend dort im Verlagsmanagement tätig. 1992 gründete er die AWi Aktuelles Wissen Verlagsgesellschaft mbH in München, die IT-Fachmagazine wie „LANline“, „Windows NT“, „Unix Open“, „Inside OS/2“ und „Electronic Embedded Systeme“ publizierte. Nach dem Verkauf des Verlags gründete er 2004 Delphin Consult. Neben meist mehrjährigen Projektarbeiten für renommierte Medienunternehmen wie Heise oder techconsult publiziert Heilmayr für rund 4000 Leser regelmäßig den redaktionellen Newsletter „Kommunale ITK“, der im MittelstandsWiki eine eigene Rubrik hat.